Kapitel 27

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Die Sonne schien und die Wärme strahlte in mein Gesicht ab. Ich hasste es. Dieses Wetter passte nun gar nicht zu meiner Stimmung. Wieso hätte es nicht regnen oder stürmen können? Alles war besser als diese scheinheiligen Sonnenstrahlen, die versuchten einen guten Tag vorzugaukeln, obwohl ich wusste, dass es keiner war. Wo konnte er nur sein? Slayer. Ein bunter Pappkarton. Außen total viele Erscheinungsmöglichkeiten und ins Innere konnte man nicht reinsehen. Hätte ich nicht auch einen Stromschlag abbekommen können wie Mel Gibson in Was Frauen wollen und dann wüsste ich, was in männlichen Wesen vorginge? Schön wär's. Aber endloses Bedauern und herumgrübeln würde mich auch nicht weiterbringen. Also wandte ich mich zurück an meine Ideen vom Vortag.

Entführung war die einzige Variante, die noch übrig blieb.

Aber wer sollte ihn den bitte mitnehmen? Soweit ich weiß, erfüllte er alle Aufträge zur vollkommensten Zufriedenheit des Kunden und es hatte nie Beschwerden gegeben. Vielleicht sollte ich einfach mal beim HPDS vorbeischauen. Oder bei unserer freundlichen Konkurrenzfirma. Royal Solutions. Wenn er nicht dort wäre und sie mich fragten, würde ich wohl einfach bluffen müssen. Und? Mehr fiel mir dann auch nicht ein. Abgesehen davon sollte ich mich sowieso bei ihnen melden. Dazu muss ich sagen, dass wir den Kunstfälscher-Lehrer nicht für unsere eigene Firma ausgeschaltet haben, sondern hauptsächlich als eine Art Pro-bono-Fall um unser Können zu zeigen. Hierbei allerdings weniger zum Wohl der Öffentlichkeit. Es ist überall das Gleiche. Erledigt man einen solchen Fall gut, dann wird man aufgenommen. Weigert man sich, inszeniert den Mord oder führt ihn schlampig aus, kann man froh sein, wenn man nur abgewiesen wird. Meist ist es so, dass auch Kontakt der Firma zu einem Polizisten besteht, der diesen Mord dann beurteilt, wobei er in den meisten Fällen jedoch denkt, es sei für eine Firma, die sich um Weiterentwicklung der forensischen Vorgehensweisen mittels Zuständen an Tatorten und daraus hervorgehenden Statistiken befasse.

Freude. Ich war angekommen. Im Gegensatz zu der Vorstellung, die man hat, wenn man an ein (werden wollendes) Imperium in der Erledigung von Auftragsmorden denkt, sah die Zentrale sehr ... anders aus. Es erinnerte eher an einen fürstlichen Herrschaftssitz als an ein hochtechnisches Verwaltungsgebäude. Nun ja, es gab einen Grund, wieso der HPDS immer noch führend auf diesem Gebiet war und eben nicht Royal Solutions.

Nachdem ich mich an der Rezeption mit meinem Namen und vorläufigem Ausweis vorgestellt hatte, wurde ich gebeten mich in einer Wartehalle niederzulassen. Diese war ausgefüllt mit Glastischen und altmodischen rotgepolsterten Sofas. Mit etwas Fantasie wirkte das wie in einem riesigen Nobel-Friseursalon. Es gab sogar Zeitschriften und man wurde gefragt, ob man einen Kaffee oder Sekt wolle. Doch lange warten musste ich zum Glück nicht. Dann wurde ich schon von einer Frau mit einem Beehive und einem dunkelblauen Blazer zu einem Büro geleitet.

„Frau Heintze, es freut mich sehr Sie begrüßen zu dürfen. Besonders nach einer so erfolgreichen Ausführung ihres Auftrages." Mein Name war nicht wirklich Heintze. Um Gottes Willen. Fake-Identität und so.

„Ja, es freut mich auch sehr, dass alles so gut geklappt hat.", gab ich zu. Plötzlich klopfte es.

„Herein.", bat der Mann in dem gigantischen Ledersessel, der vor mir saß.

Ich traute meinen Augen nicht, wollte mir meine Überraschung aber trotzdem nicht so sehr anmerken lassen.

Slayer.

„Nehmen Sie doch neben Ihrer Partnerin Platz." So setzte er sich wie ein ferngesteuerter Roboter neben mich. Er stank nicht. Das bedeutet er hat geduscht. Und das wiederum, dass er die Nacht in einem Haus verbracht hat. Aber nicht in seinem. Zumindest nicht in seinem Bett. Keine weiteren Ausführungen.

Frozen LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt