Kapitel 18

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Falsch gedacht. Kaum waren wir angekommen, überkam mich ein seltsames Gefühl. Eine Art Wärme von innen und der Zwang, ihn hereinzubitten. Was zur Hölle war mit mir los? Ich ging in die Stube und stellte den französischen Radiosender ein, den ich immer hörte. Anschließend fragte ich Slayer, ob er etwas trinken mochte. So weit, so gut. Wenigstens hatte er das Thema bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht angesprochen. Letztendlich legte ich meine Hand auf seine, die auf dem Tisch platziert war. Sanft strich ich über seine Finger und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wieso ich das tat. Verwundert blickte er mich an. Seine Augen fragten, was das zu bedeuten hatte, doch er selbst gab keinen Ton von sich. Ich versuchte so zu lächeln, dass es nicht ganz so behindert aussah und dachte, er würde es beenden und seine Hand wegziehen oder so, doch er tat nichts dergleichen. Wir sahen uns an. Wahnsinnige zehn Sekunden, dann musste ich wegsehen. Augenkontakt fällt mir allgemein schon schwer, aber auf längere Zeit geht das gar nicht. Ich dachte immer, dass er dann etwas machen müsste, denn den ersten Schritt in dem Sinne hatte ich ja praktisch vollbracht. Wie sollte ich es ihm denn verständlicher machen? Sofort über ihn herfallen oder in einer übertrieben langen und hochgestelzten Rede über meine Gefühle sprechen, die ich selbst nicht einmal einordnen konnte? Das erschien mir sinnlos, doch rumzustehen und auf seine verzögerte Reaktion zu warten, ebenso. Vielleicht war es einfach eine schlechte Idee gewesen und das Schicksal wollte mir das auf diese Art mitteilen. Ich nahm meine Hand weg, meine Getränk mit und bewegte mich in Richtung Stube, wo ich mich mit ausgestreckten Beinen auf die Couch setzte. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich gut darin bin, Menschen zu verwirren. Endlich bequemte sich Slayer ebenfalls nach drüben. Bevor ich etwas sagen konnte, klingelte es. Sofort machte ich mich auf zur Tür und nahm ein Paket entgegen. Das mussten die näheren Informationen sein, von denen der Kerl in dem DDR-Haus gefaselt hatte. Sein Name war übrigens Claude Méchane. Und obwohl das dezent französisch klang, war er eigentlich in Deutschland geboren. In seiner Gegenwart galt es nur zu schweigen, es war eines seiner obersten Gebote gegenüber ihm Unterstellten, wie wir es waren. Er war keineswegs der CEO des HPDS, sondern nur jemand, der die Aufträge und Honorare verteilte, wie eine Art Personalmanager oder ähnliches. 

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