Kapitel 53

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„...ich habe aus Versehen dein Handtuch benutzt." Das war wohl so einer dieser Momente, in denen man nicht wusste, ob man wütend sein, heulen oder sich kaputtlachen sollte. „Oh nein, wie schlimm.", erwiderte ich sarkastisch und schrieb weiterhin an meinem Plan, der mittlerweile zu einer wolkenförmigen Mindmap mutierte. Er kam einen Schritt näher, legte seine Hand auf meine Schulter und ein Zucken durchfuhr meinen Körper. Ich schob es auf den Schrecken, beziehungsweise die Überraschung, doch ich wusste, dass das nicht alles war. „Was ist?", fragte ich schon etwas milder als zuvor. Er sah mich an. „Du siehst süß aus, wenn du so konzentriert an etwas arbeitest." Leider spürte ich wie meine Wangen zu erröten begannen und mein Gesicht an Temperatur zunahm – und ich konnte nichts dagegen tun. „Danke...", entgegnete ich etwas verzögert und drehte mich wieder um. Dann hörte ich, wie er zurücktrat und sich anzuziehen begann. Sogar das knittern seines Hemds, das er sich überzog, konnte ich vernehmen. Es war hellblau und umschmeichelte seinen Oberkörper hervorragend. So hervorragend, dass es mir schwerfiel, mich wieder auf meinen Plan zu konzentrieren...

„Was ist nun eigentlich in der Riemannstraße?", fragte ich schließlich. „Hauptsächlich Geschäfte und ein paar leerstehende Gebäude.", erwiderte er.

„Das mit den leerstehenden Gebäuden ist interessant. Haben die alle einen Keller?"

„Warte kurz...ja, die müssten sogar alle miteinander verbunden sein."

„Das klingt doch interessant, oder? Und noch mehr klingt es nach einem Drogenlabor."

„Willst du wirklich so voreilige Schlüsse ziehen?"

„Ich glaube ja kaum, dass er da zum Base Shop gegangen ist...aber es wäre eine Idee. Wollen wir mal hinfahren und nachsehen?" Er nickte. Also suchte ich mein Zeug zusammen. Sammelte stumm meinen Block, Stift und mein Handy ein und packte es in meine Tasche. Kurz danach ging ich noch schnell auf Toilette und spritzte mir Wasser ins Gesicht. Ich sollte mich mehr auf den Fall anstatt auf meine ungeordneten Gefühle konzentrieren. Die Wassertropfen rollten langsam meine Wangen entlang und ich konnte im Spiegel sehen, wie das Licht in ihnen reflektiert wurde. Das wäre ein schönes Fotomotiv gewesen. Ich blickte mein Spiegelbild an; mein Zweites Ich, von dem ich hoffte, dass es ihm einfacher fiel, mit alledem Zeug klarzukommen, das mich im Moment stresste. Mein Gedankenfluss wurde unterbrochen und es hämmerte von draußen gegen die Badezimmertür. „Hast du's bald?", fragte mich Slayer. „Ja doch", gab ich entnervt zurück und ging Richtung Tür.

Er stand davor und sah mich mit seinen wunderschönen Augen an. Doch ich konnte mir das nicht ansehen. Was, wenn ich nur ein Spielzeug für ihn war? Dann sollte ich mich nicht weiter darin verlieren...so einfach war das. „Gehen wir?", fragte er. Ich nickte nur und ging stumm an ihm vorbei. Doch er griff nach meiner Hand. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Drehte mich nicht um; sagte nichts; atmete für einen kurzen Moment nicht mal. Leider hatte ich nicht die geringste Ahnung, was ich tun sollte. Er trat einen Schritt zu mir heran. „Darf ich...", begann er, doch ich drehte mich nur herum und blickte ihn an, woraufhin er augenblicklich verstummte. „Was ist denn?", fragte ich tonlos und spürte, wie die Wassertropfen vom Waschbecken den Weg zurück auf meine Wangen fanden. „Was hab ich denn gemacht? Ich wollte doch nicht...", setzte er an. „Ist schon gut.", sagte ich und drückte kurz seine Hand, ehe ich meine Tasche nahm und als erstes durch die Tür ging.


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