Frozen Love

Kapitel 15

Mein Handy klingelte. Es war keine großartige Veränderung ein Gespräch über ein Telefon zu führen, wenn man nun seit ein paar Minuten single war, aber man denkt eben über sowas nach. Einerseits war ich ihn endlich los, andererseits war es ein leeres Gefühl. Endlich rang ich mich durch ans Telefon zu gehen. „Ja, bitte?", sagte ich so freundlich es ging, doch Slayer erkannte meinen verzweifelt zu unterdrücken versuchten, besorgten Unterton. „Was ist denn los?", fragte er. „Nichts, was soll sein?", sagte ich so, als wäre es mir vollkommen egal, dass hier ein paar Minuten zuvor noch mein (jetzt) Ex-Freund reingeschneit war um mich beinahe kaltzumachen. „Wenn du meinst, dass du nicht drüber reden willst... Es gibt einen neuen Auftrag. Also wenn du willst können wir uns heute noch treffen und alles besprechen. Wir können das aber auch auf morgen verschieben, wenn dir das lieber ist." Ja, mir war es lieber. Vielleicht sollte ich die ganze Sache lieber meinem besten Freund André erzählen, anstatt es einer Person aufzudrängen, zu der ich sowieso eine merkwürdige Beziehung hatte und mit der ich demnächst wieder irgendwelche bösartigen Menschen umbringen würde. Also rief ich André an und lud ihn zu mir ein. Als er die Neuigkeit erfuhr, reagierte er anders als ich erwartet hatte. „Sei froh, dass du den Spinner endlich los bist. Es gibt noch so viele andere Jungs, die was von dir wollen.". erklärte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Verwirrt sah ich ihn an. „Wen denn bitte?", brach ich heraus. Ein für mich noch schwer zu deutender Blick wanderte über sein Gesicht. Ich zog die Augenbrauen hoch. „Darf ich dich umarmen?", fragte er. Sowas Bescheuertes. Machen oder lassen und gefälligst nicht fragen! „Klar, wieso nicht?". Wir standen auf, es war sehr behindert. Diese grundlose und mit völlig überflüssigem Körperkontakt verbundene Umarmung dauerte relativ lange. Ich spürte sein Herz rasen, als er seinen Oberkörper gegen meinen drückte und ich fragte mich, wieso mir das nicht so ging. Dann war da noch dieser Duft nach Waschmittel, der in meine Nase zog. Ich liebe Waschmittelduft über alles, was er auch wusste. Und ich roch dieses schreckliche Armani-Parfum. Als er mich endlich losließ, blickte ich ihn an. Das war kein gutes Zeichen. Sein viel zu großer Kopf mit seinem viel zu riesigen Gesicht verzog sich zu einem auf eine gruselige Art verträumten Lächeln. Seine Pupillen waren riesig, obwohl das Licht auf sein Gesicht traf. Irgendwas stimmte hier ganz gewaltig nicht. „Darf ich dich küssen?", fragte er. So ein Vollidiot aber auch. Intelligent wie er war, aber auf dieser Ebene war er eine echte Null. Doch ich reagierte schnell. „Wie bitte?" Dann auf einmal, sehr unromantisch, spürte ich seine feuchten Lippen auf meinen und seinen Speichel an meiner gesamten Mundgegend. Ein schöner Kuss war das nicht. „Was bitte war das denn?!", schrie ich hysterisch. Doch mit seiner Antwort machte er alles nur noch schlimmer. „Ich liebe dich." Alles klar, dachte ich mir, der muss hier raus. „Geh! Sofort! Da ist die Tür. Los, raus mit dir!" Entgeistert blickte er mich an und wandte sich dann widerwillig zum Gehen. So hatte er sich die Reaktion auf seine Liebeserklärung bestimmt nicht erhofft. Ich gebe auch zu, dass ich etwas sensibler hätte sein können. Aber wieso denn ausgerechnet er? Wir waren doch nur Freunde! Das Schlimmste ist, dass ich sowas schon erwartet hatte, weil ja alle immer erzählten, dass er auf mich stünde. Dieser Tag wollte einfach nicht besser werden. Damit er nicht ganz so schlimm endete, verzichtete ich darauf auch noch den Dritten im Bunde anzurufen und beschloss mich lieber schlafen zu legen. Das war besser für mich und alle anderen Menschen auf diesem Planeten, die noch irgendwelchen Kontakt zu mir hatten oder haben würden. Ich wunderte mich nur über Andrés Direktheit, denn sowas war ich von ihm gar nicht gewohnt. Aber wer weiß? Vielleicht hatte er ja gesoffen, ehe er zu mir kam um den nötigen Mut aufzubringen oder was weiß ich, was in diesem merkwürdigen Hirn vorgeht. Das zählt zu diesen Abenden, an denen man sich fragt, wann diese Probleme endlich aufhören und man am Liebsten lange Listen schreiben würde, wie man alle diese Probleme beseitigt.