Kapitel 46

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Ein alter Mann trat durch den Türrahmen und ging langsam und verwirrt geradeaus weiter. Meine Hand hatte ich auf Slayers Mund gepresst und uns beide gegen die Wand gedrückt als würden wir durch das Anschmiegen unsichtbar werden. Erstaunlicherweise ging meine Taktik auf, denn der alte Herr schien uns nicht zu bemerken.

Hörbar atmete Slayer aus, als ich die Hand von seinem Mund nahm und ich seufzte erleichtert. Gerade wandte ich mich zum Weitergehen, hielt er mich zurück. „Hey", sagte er in einem Mittelding aus Flüstern und leisem Reden. Ich sah ihn an. „Wird das jetzt zur Gewohnheit, dass du über mich herfällst?", fragte er. Mit großen Augen sah ich ihn an. „Herfallen? Du übertreibst, Schätzchen.", sagte ich gewollt herablassend. „Wie hast du mich gerade genannt?", fragte er gespielt aggressiv. Das brachte mich zum Lächeln. Ich drehte mich herum.

„Ich denke, das wissen wir beide.", erwiderte ich.

Er tat einen Schritt auf mich zu.

Dann, ganz plötzlich, ergriff er meine Hand, zog mich zu sich heran, bis wir ganz nah aneinander verweilten. „Wenn du Klärungsbedarf hast, können wir das auch gerne auf unser Zimmer verschieben.", schlug ich vor. Er grinste schelmisch.

„Ist das jetzt eine Drohung oder ein Angebot?", hakte er interessiert nach. Seine Augen leuchteten auf eine merkwürdige Art und Weise.

„Das hängt ganz von dir ab."

Dann fiel mir auf, wie kalt es eigentlich war und ich ging zur Tür. Ohne noch etwas zu sagen, folgte er mir.

Auf dem Zimmer angekommen, breitete Slayer sofort seine gesamten Gerätschaften aus, die er noch von draußen nachgeholt hatte. In der Zwischenzeit war ich duschen gegangen. Allein die Kombination von guten Gerüchen, warmen Wasser und Geborgenheit sorgte dafür, dass ich lange Zeit mit Nachdenken beschäftigt dort stehen blieb. Zuvor war mir schon aufgefallen, dass draußen Vollmond war. Das machte mich nervös, denn unerfreulicherweise wurde ich dann immer etwas...nun ja...anders. Dieser Zustand äußerte sich vor allem darin, dass ich die ganze Zeit an ihn denken musste. An wen, wissen wir ja alle. Und, dass ich darüber nachdachte, ihn vielleicht einfach ein bisschen zu ärgern. Auf eine spezielle Art...ich zwang mich an etwas anderes zu denken.

Blumen.

Schmetterlinge.

Babys.

Schokolade.

Schokolade...nein, es klappte einfach nicht. Meine Gedanken wurden unterbrochen. Von einem Klopfen an der Badezimmertür. „Ja, bitte?", fragte ich laut. Doch er wartete nicht ab und ging einfach rein.

Ein wahnsinniger Schock-Moment, als ich nackt vor ihm stand. Bruchteile von Sekunden vergingen, bis ich schnell ein Handtuch von der Stange schnappte und das Wichtigste bedeckte.

Verdammt, ich wollte ihn.

Gleich hier.

Aber beruhte das auf Gegenseitigkeit?

Niemand sagte etwas. 

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