Kapitel 53 - Er

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,,Ich bin schon so gespannt auf ihn", sagte Bleo. ,,Ich auch", meinte Besa zustimmend, ,,Auf den Bildern sieht er schon toll aus, in Real bestimmt hundert mal besser." -,,Okay, jetzt übertreibt mal nicht", sagte ich und nippte an meiner Tasse Kaffee.

Eine kühle Brise entgegnete uns. Es war ein schöner, sonniger und angenehmer Tag. Perfekt um in der Altstadt einen Kaffee zu trinken und Zeit mit den Liebsten zu verbringen.

,,Stellt ihm bitte keine unangenehmen Fragen", sagte ich meinen Mädels sehr unsicher, denn ich wusste, sie würden sich nicht zurückhalten, wenn ich es nicht sagte. ,,Wir und unangenehme Fragen?", lachte Aleyna und sog an ihrem Strohhalm vom Eiskaffee. Ich schaute sie schief an: ,,Bitte." -,,Keine Sorge", entgegnete Besa daraufhin, ,,Wir sind höflich."

Es dauerte nicht lange, bis Blerim sich zu uns gesellte. Er war wie immer elegant und vornehm gekleidet. Er trug seine Brille, ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Es war simpel, dennoch sah er einschüchternd aus. Ich war sehr beeindruckt von ihm und seiner Arbeit. Als hochangestellter Manager eines Hotels, war er sehr streng, doch ich sah auch eine ganz andere Seite an ihm. Seine weiche und nette Seite. Er war auf dem Boden geblieben, eine Sache, die mir sehr gefiel. Mit abgehobenen Schnöseln konnte ich nichts anfangen.
Ich war recht locker und freute mich auch etwas ihn zu sehen. Nach einer Begrüßung und nachdem ich ihm meine Mädels vorgestellt hatte, begannen sie ihm Fragen zu stellen. Ich merkte, dass er recht unsicher war. Der Arme. Er versuchte so gut wie möglich rüberzukommen. Ich musste schmunzeln. ,,Und wo habt ihr euch das erste Mal getroffen?", fragte Aleyna neugierig. Er wechselte den Blick mit mir. Er dachte kurz nach, lächelte, aber eher zu sich selbst, und begann zu erzählen.

,,Wir waren im Park und haben Eis gegessen."
Die Mädels schauten sich verwundert an. ,,Mehr nicht? Kein Candlelightdinner oder Kino oder so?", fragte Besa enttäuscht. Blerim und ich lachten. ,,Nope. Wir waren nur im Park, haben Eis gegessen und geredet", erläuterte ich. ,,Wie langweilig seid ihr denn", meinte Bleo. Natürlich meinte sie das nicht böse.
,,Es war aber nicht langweilig", sagte Blerim. ,,Ganz und gar nicht", stimmte ich ihm zu. Er schaute mir tief in die Augen. Zum ersten Mal in seiner Gegenwart bekam ich Gänsehaut. Und es lag definitiv nicht am Wetter, denn es war fast Sommer und dementsprechend warm. Ich konnte mich nicht von seinem Blick wenden, ehe Aleyna eine weitere Frage stellte. ,,Und wie gefällt dir Dafina bis jetzt?"

Schlagartig erröteten meine Wangen und ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Blerim lachte verlegen. ,,Ganz gut, mehr verrate ich nicht." -,,Aber da gibt es mehr ", Bleo schmunzelte verschmitzt. Wieder lachte er verlegen.

Ich schaute weg. Ein wenig peinlich war mir das schon. Ich war sehr lange nicht mehr so einer Situation ausgeliefert. Ich sah umher und was ich dann erblickte, ließ mir ein weiteres Mal das Blut in den Adern gefrieren. Doch diesmal war es echt. Ich sah ihn am gegenüberliegendem Café. Er saß an einem Tisch mit einem Mann im Anzug, und auch er war im Geschäftslook. Ich traute meinen Augen kaum. Ich hatte ihn also auch am Bahnhof gesehen. Er war hier. Hier in Hamburg.
Ich hatte keine Antwort auf die Frage wieso ?
Ich hatte Angst, dass er mich sehen würde, weshalb ich ihm den Rücken zukehrte.

,,Was ist denn mit dir?", fragte Besa plötzlich. ,,Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen." ,,Ach quatsch, alles gut", versuchte ich die Situation zu überspielen. Ich trank von meinem Kaffee. ,,Echt alles in Ordnung?", sagte Blerim und lehnte sich zu mir. ,,Na klar."

Es war jedoch nichts in Ordnung. Mein ganzer Körper war angespannt. Ich fühlte mich unwohl. Das einzige was ich wollte, war weg von hier.
Ich war doch mit gutem Grund nach Hamburg gezogen. Weg von ihm und vom ganzen Stress. Nun war er hier. Ich hoffte, dass es nur ein Zufall war und ihn nicht mehr sehen würde.

Ich war erleichtert, als Blerim sagte, dass er zur Arbeit müsse. Als er weg war stand ich auf. ,,Wo willst du denn hin?", fragte Besa gechillt. ,,Weg von hier", ich schnappte meine Tasche. ,,Alles in Ordnung?", fragte Aleyna besorgt. ,,Erkläre ich gleich, kommt ihr jetzt? Bitte?", meine Hände begannen zu zittern. Es war, als würde alles wieder hochkommen. So lange hatte ich es ausgehalten und gemeistert, das wollte ich mir nicht von einem kleinen Moment kaputt machen. Die Mädels standen auf und wir gingen in einen Park. Nicht viele Menschen waren hier, die Wahrscheinlichkeit ihn hier anzutreffen war gering.

Meine Mädels setzten sich auf eine Bank. Ich lief vor ihren Füßen immer wieder auf und ab. ,,Sagst du uns jetzt was du gesehen hast?"

,,Dardan."

,,Bitte was?", sagten sie wie im Chor. Ich nickte hektisch. ,,O-Okay, vielleicht hast du dich auch nur vertan?", sagte Bleo. ,,Nein. Nein, er war es zu 100% ."
,,Fina, wieso machst du dir so viele Gedanken?",fragte Aleyna. ,,Ich-Ich weiß selbst nicht", ich verschränkte die Arme und kaute auf meiner Lippe. ,,Vielleicht sollten wir was essen gehen, um auf andere Gedanken zu kommen?", schlug Besa vor. ,,Um ihn gegebenfalls wieder zu sehen? Nein danke." -,,Dann gehen wir nach Hause, schauen Filme und bestellen uns was." Ich nickte. ,,Tut mir leid Leute, ich weiß nicht was los mit mir ist."

Wir saßen auf meinem Sofa und warteten auf den Pizzaboten.
,,Sagt mal Mädels, ich war so unter Schock, dass ich ganz vergessen habe zu fragen, wie ihr Blerim findet."
Von allen dreien leuchteten die Augen auf. ,,Er ist umwerfend!", quitschte Aleyna. ,,Ein absoluter Gentleman", fügte Bleo hinzu. ,,Perfekt für dich", ergänzte Besa zum Schluss.
Ich wurde rot. Das entfiel den Mädels natürlich nicht. Sie kicherten. ,,Aw!" -,,Ach kommt Leute, so süß ist das jetzt auch nicht." Besa verschluckte sich fast an ihrer Cola. ,,Nicht süß? Allein wie verträumt er dich angeschaut hat, hat alles getoppt. Sein Blick verrät ihn!" Bleona und Aleyna stimmten ihr zu. ,,Aber dein Blick... war noch unschlüssig." Ich runzelte die Stirn. ,,Wie? Unschlüssig?"
,,Du findest ihn toll, sehr toll sogar, aber du blockierst dich."

Meine Schwester kannte mich einfach zu gut. Wieder stimmten ihr die Mädels zu. Ich musste mich überwinden, um ihnen die Wahrheit zu gestehen.
,,Ihr habt recht. Ich hab aber Angst. Ja, er ist ein super Mann, aber ich fühle mich nicht bereit für was Neues. Noch nicht. "
,,Also doch nicht nur ein guter Freund für dich", grinste Aleyna und wackelte mit ihren Augenbrauen. Ich musste schmunzeln.

Sie kannten mich zu gut. Manchmal sogar besser, als ich mich selbst. Was wäre ich bloß ohne sie?

Es klingelte an der Tür. ,,Pizza!"




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Liebe, Ehre & etliche Hindernisse (🇦🇱)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt