Kapitel 33 - Ablenkung

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Besa klopfte an meine Tür und öffnete sie daraufhin vorsichtig. Ich zog die Decke über meinen Kopf. Ich wollte mit keinem reden. Ich wollte in Ruhe gelassen werden, doch Besa setzte sich an meine Bettkante und strich über meinen Rücken. ,,Ich weiß zwar nicht, was passiert ist, aber du musst aus dem Bett. Lass uns etwas unternehmen! Du liegst seit fast zwei Tagen hier herum. Mama und Papa fragen sich auch, was mit dir los ist. Außerdem will ich nicht alleine mit Qendrim chillen... " -,,Ich bin krank", antwortete ich knapp. Natürlich glaubte sie mir nicht, stattdessen zog sie die Decke von meinem Körper. ,,Du stehst jetzt auf", forderte sie. ,,Geh", schnippte ich angepisst, da mir schlagartig kalt wurde. Ich versuchte mich wieder zuzudecken, vergeblich. Provokant warf Besa sie auf den Boden. ,,Aufstehen", sie betonte jede Silbe des Wortes.

Ich blickte zu ihr hoch. Ihre Augen weiteten sich. ,,Deine Augen sind so rot und fett wie Tomaten", stellte sie fest. Sie übertrieb maßlos, dachte ich. Um mich zu vergewissern, setzte ich mich auf und blickte direkt in meinen Spiegel. Ich erschrak, denn meine kleine Schwester hatte nicht ganz unrecht. Meine Augen waren rot angeschwollen und immernoch glasig. ,,Scheiße", zischte ich zu mir selbst, ,,so kann ich doch nicht raus gehen." -,,Oh doch, mit Make-up und Concealer kannst du alles verdecken." -,,Bist du jetzt Schmink-Guru oder was?" Sie verdrehte die Augen. ,,Beeil dich jetzt, sonst verpassen wir den Bus!" Ohne Weiteres verließ sie mein Zimmer.

Ich beschloss mich fertig zu machen. Was brachte es mir, zusammengekaut und heulend im Bett zu liegen? Genau - nichts. Ändern konnte ich die Situation sowieso nicht mehr, dafür konnte ich mich aber ablenken.

Ablenkung, das war, was ich brauchte.

Ich saß mit Besa in einem Café und wir aßen Waffeln, gefüllt mit Obst und Schokoladensoße. Besa erzählte irgendwas über One Direction, doch ich hörte ihr nicht zu. Von wegen Ablenkung. Ich konnte an nichts anderes mehr denken als an den Streit mit Lea und die Trennung von Dardan. Ich glaubte es immer noch nicht. Ich fühlte mich total schlecht und dreckig, doch hatte ich wirklich so einen großen Fehler gemacht? Ich hatte mich doch nur verliebt.

,, Dafina hilf mir doch!", forderde Besa und schnippte vor mein Gesicht. ,,Du hörst mir nie zu!" -,,K-klar höre ich zu. Worum gehts?" Genervt verdrehte sie die Augen.
,,Ich glaube ich bin verliebt", meinte sie. Ich zog die Augenbrauen zusammen. ,,In wen?", fragte ich skeptisch. Sie schaute herunter. ,,Ich glaube... in Granit", antwortete sie stockend. Ich verschluckte mich fast an meinem Cappuccino. ,,Nein." -,,Wie nein?" ,,Ich habe nein gesagt" ,,Dafina, du hörst mir doch gar nicht zu! Wir haben uns schon getroffen und und-" ,,Warte, was?! Besa, du bist noch viel zu jung für sowas", meckerte ich. ,,Ich bin 14 und kein kleines Kind mehr." -,,Wenn Papa davon Wind bekommt, dann bist du am Arsch mit deinen 14." Sie wurde sauer. ,,Alter, du bist doch diejenige die heimlich einen Freund hat!" Wiebitte? Wie, woher wusste sie das? Und... Verglich sie sich selbst gerade mit mir? ,,Erstens, habe ich keinen Freund. Zweitens, du kannst dich nicht mit mir vergleichen, zwischen uns sind 4 Jahre Unterschied und du gehst zur Schule, da hast du keine Zeit für Jungs."

Mein erster Satz verlieh mir Herzschmerz, denn es war die traurige Realität. Leider.

Sie zog ihre Augenbrauen zusammen. ,,Da hat dich wohl sein Bruder Dardan abserviert, aber ich lasse mir nichts von dir sagen!"
Wie konnte sie sich das nur erlauben? ,,Von meiner kleinen pubertierenden Schwester lasse ich mich nicht runtermachen", ich griff nach meiner Tasche, ließ genug Geld auf dem Tisch liegen und stand auf, ,,Wir gehen jetzt." Empört stand sie auf und ging vor mir Richtung ausgang.

Ich wusste, es war falsch von mir, meinen Frust an ihr auszulassen, doch gefallen ließ ich mir ihre hormongesteuerten Reaktionen trotzdem nicht.

Mit vollen Tüten betraten wir unser Haus. Besa ging wütend direkt auf ihr Zimmer hoch, während ich erst meine Familie grüßte. In meinem Zimmer schaute mir die Klamotten an, die ich gekauft hatte. Es war schöne Herbstkleidung, perfekt für diese Jahreszeit. Ich packte die Sachen zur Seite und stellte mich vor mein Fenster. Ich öffnete dieses, obwohl mir kalt war. Ich brauchte Luft, denn es war, als würde sich mein Hals plötzlich zusammenschnüren.

Von wegen Ablenkung. Ich konnte mich noch nicht ablenken, es war alles noch viel zu frisch. Dann streute meine Schwester noch Salz auf die Wunde.

Ich konnte den Gedanken nicht weiter verdrängen. Wie auch? Dardan schrieb mir ununterbrochen und ließ mich den Gedanken nicht mal verdrängen.

20:16- Bestimmt war Dardans Vater schon auf einen Kaffee bei Leandras Eltern eingetroffen. Bestimmt feierten sie gerade die erfreulichen Neuigkeiten. Bestimmt legten sie einen Termin für die Verlobung fest.

Ich begann zu zittern, da ein kalter Windzug mein Zimmer durchfuhr. Mir stiegen Tränen in die Augen. Mein Gehirn setzte aus und mir schossen Tränen in die Augen. Ich rutschte mit den Knien auf den Boden und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich fühlte mich so leer an, so zerbrechlich und hilflos.
Ich konnte meine besten Freundinnen nicht um Rat fragen. Sie waren wie Schwestern für mich und ich habe sie wegen eines jungen Mannes verloren. Wie konnte es nur so weit kommen?




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Ich glaube ich habe euch nie so lange warten lassen:( tut mir echt leid, aber ich hatte keine Zeit und dazu eine Schreibblockade. Ich weiß, das Kapitel ist verhältnismäßig kurz, hoffe trotzdem, dass es euch gefällt :)

Xoxo

Liebe, Ehre & etliche Hindernisse (🇦🇱)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt