Kapitel 64 - Versöhnung?

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Ich klopfte kurz vor Mitternacht stürmisch an seine Tür. Keiner öffnete. Ich klopfte wieder und wurde ganz hibbelig. ,,Was machen die denn?!", flüsterte ich zu mir selbst. Nach wenigen Minuten öffnete mir die blonde Tuss. Sie kaute auf ihrem Kaugummi wie eine Kuh herum. ,,Was?" -,,Lass mich rein", ich wollte mich an ihr vorbeidrängen, doch sie stieß mich unsanft zurück. ,,Lass mich verdammt nochmal durch!" -,,Ganz bestimmt nicht, weiß gar nicht wie Dardan mit sowas wie dir ein Verhältnis hatte." Sie ließ ihren Blick hoch und runter schweifen. Arrogant analysierte sie mich. ,,Wir hatten kein Verhältnis." Sie lachte auf. Ich versuchte sie wegzudrängen, doch die Salzstange war stärker als erwartet.
,,Wer ist da, Lisa?", fragte er und kam endlich. Er rollte seine Augen, als er mich sah. Mein Herz zog sich zusammen. Diese Blicke war ich nie gewohnt. Es tat weh. ,,Mach die Tür zu", meinte er zu der blonden. ,,Nein, Dardan, te lutem, degjom(bitte hör mir zu)", sagte ich noch, doch das Blondchen schloss mir die Tür vor der Nase zu.

Toll. Ich wollte mich doch entschuldigen, mich mit ihm unterhalten, mir eventuell meiner Gefühle wieder bewusst werden, doch er blockte nur noch ab. Er wollte anscheinend wirklich nichts mehr von mir. Aber wieso war er letzte Nacht denn dann so liebevoll und fürsorglich? Ich hatte zwar noch ein Fünkchen Hoffnung in mir, doch nach dieser Aktion war es kurz vorm erlöschen. Mit gesenktem Kopf entfernte ich mich von seiner Tür und ging langsam weg. Es war so komisch, ungewohnt und es fühlte sich so falsch an von Dardan abgewiesen zu werden. Es war unerträglich.

Dann, dann hörte ich gedämpft wie eine Tür aufging und eine hohe Frauenstimme wütend fluchte. Ich drehte mich um und sah wie Dardan sie rausschmiss. Bitte was? Gerade abgeblockt und nun wirft er sie raus? Ich beobachtete das Geschehen vom Dunkeln aus. Sie klatschte ihm eine fette Ohrfeige. Ich schmunzelte. Das hatte der Idiot verdient. Ich hätte ihn zwar niemals schlagen können, doch wenn es eine vormachte?

In meinen Gedanken vertieft bemerkte ich gar nicht, dass Dardan an seiner Tür stand und sie mir offen hielt. Blondchen stöckelte davon. Warte... er hatte mich bemerkt? Mein Fünkchen Hoffnung stieg wieder.

,,Brauchst du eine Einladung? ", fragte er harsch. Konnte er sich mal nicht entscheiden?! Lieb oder gemein, aber beides gemischt passte nicht. Mit schnellen Schritten ging ich auf ihn zu und mit jedem Meter verkrampfte sich mein Magen. Ich ging an ihm vorbei in sein Zimmer und sah seine rote Wange. Ich biss auf meine Unterlippe, als ich mit dem Rücken zu ihm stand. Er schloss die Tür hinter sich. Ich drehte mich um. Er stand angelehnt an der Tür mit verschränkten Armen und wartete nun darauf, dass ich was sagte.

Ich holte tief Luft. ,,Es tut mir leid, ok? Ich hätte dich nicht anlügen sollen. Ich wollte es nicht." -,,Hast du aber." -,,Es war eine Kurzschlussreaktion. Ich hab mich plötzlich einfach scheiße gefühlt. " -,,Gut so." Ich seufzte. Sein ernst?
,,Hör zu, Dardan", ich ging langsam auf ihn zu, irgendwie musste ich ihn doch weich kriegen, damit wir vernünftig reden konnten, ,,Ich will nicht, dass es so zwischen uns weitergeht. Wir haben uns extrem entfernt, ja, aber das heißt nicht, dass man sich nicht näher kommen kann. Sogar für Freunde ist das zu krass. Ich, ich will doch nur, dass wir wieder normal miteinander umgehen und reden."

Er schaute mich an. Ich sah keine Emotionen. Er war von Außen so anders, so verändert, aber ich wusste, mein alter Dardan steckte noch in ihm drinnen.

Seine Arme waren immer noch verschränkt, er baute eine Barriere zwischen uns auf. Er ließ das Gespräch noch nicht zu. Ich platzierte meine Hände auf seine Arme und drückte sie ganz sanft herunter, damit er sie nicht mehr verschränkte. Er wehrte sich nicht dagegen. Mit der Bewegung ließ ich meine Hände gleich seine Arme herunter und zu seinen Händen gleiten. Ich drückte sie und schaute ihm tief in die Augen. Er wendete seinen Blick.
,,Was ist los?", fragte ich ruhig.
-,,Ich kann dich einfach nicht mit anderen Männern sehen." Er ließ meine Hände kurz los, doch ich drückte sie wieder fest.
,,Ich sehe doch auch wie die Frauen ein und aus gehen bei dir. Weise ich dich deswegen ab?" Er lachte sarkastisch. ,,Du verstehst es nicht oder?" -,,Was?" ,,Dich interessiert es ja nicht. Egal wie oft du mich auf diesem scheiß Schiff mit einer Frau gesehen hast, du bist einfach ohne einen letzten Blick vorbeigegangen. " -,,Was erwartest du denn?", fragte ich ruhig, ,,Dass ich stehen bleibe, sie von dir zerre und dich anschnauze? Ich habe das Recht dazu verloren, als wir uns getrennt haben." Er blickte mir wieder in die Augen. Seine Augen... sie, sie glänzten. Ich freute mich, endlich wieder Emotionen bei ihm zu sehen, doch gleichzeitig kamen mir auch die Tränen. ,,Du hast dich getrennt. Aber da sieht man ja wieder, wer wem wichtiger ist. " -,,Dardan, sag sowas nicht. Bitte. Du weißt ganz genau wie stark meine Gefühle für dich waren." ,,Ja. Und deswegen bist du jetzt auch mit dem vornehmen Kerl da zusammen, he?" Er löste seine Hände wieder von meinen. ,,Glaub mir doch, ich bin nicht mit ihm zusammen. Ich dachte es könnte klappen. Aber tut es nicht. Kann es nicht. Wird es nicht. Und du allein bist der Grund, verstehst du? Meine Gefühle sind nie vergangen Dardan. Nie", meine Stimme brach zum Ende. Ich fasste wieder seine Hände. Diesmal drückte er ebenfalls. Er zog meine Hände zu seinem Mund und küsste sie. Es kribbelte. Es kribbelte wieder in meinen Fingerspitzen.

,,Dardan, sind wir jetzt wieder normal zueinander?", er nickte schwach.
Er hatte Bedenken. Klar. Aber der erste Schritt war getan. Schlimmer konnte es nicht werden. Nur besser. Nur bergauf.

,,Dann... stör ich nicht weiter", sagte ich leise und gab ihm ein schwaches Lächeln. ,,Wieso bleibst du nicht?", er klang enttäuscht. Ich seufzte und runzelte die Stirn. ,,Naja, nach der Barbie, denke ich nicht, dass es eine gute Idee wäre zu bleiben." Natürlich nicht, irgendwie fühlte sich es so widerlich an, allein daran zu denken.

,,Ich hatte nichts mit der", gab er zu. Überrascht schaute ich ihn an. ,,Ich schwörs, glaubs oder nicht."
Ich musste wieder schmunzeln. Wollte er mich etwa nur eifersüchtig machen? ,,Hm, vielleicht bleib ich doch", sagte ich daraufhin lächelnd. Ich glaubte ihm. Ich vertraute ihm. Und ich wollte, dass er mir wieder vertraute.

Es war fast ein Uhr nachts, wir waren unheimlich müde.
Wir lagen wieder in seinem Bett, angekuschelt wie die Nacht zuvor. Ich hatte meine Arme um ihn geschlungen, er seine um mich. Wir schauten uns tief in die Augen, obwohl es dunkel war und man kaum etwas erkannte.

,,Wir müssen noch viel reden und erzählen", flüsterte ich. Er nickte kaum merkbar. Es wurde still. Wir lagen einfach weiter da und genossen die zweisamkeit.

Bis er die Stille unterbrach.
,,Dafi, ich habe nie aufgehört dich zu lieben. Nie."
Mein Herz machte einen Hüpfer. 
Balsam. Balsam für meine Seele. Mein alter Dardan war wieder da. Auch, wenn ich ihn knacken musste und muss, um ihn zu bekommen.

Ich wusste, er hatte sich verändert. Er war kalt. Emotionslos. Aber solange er zu mir der Alte war, war ich glücklich.

Ich konnte es nicht mehr aushalten und drückte ihm einen langen Kuss auf die Lippen. Er war zu erst überrascht- was in der Dunkelheit zu erwarten war, doch erwiderte den sanften Kuss.

Ich hatte meine Droge wieder. Endlich.

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Kommis & ☆☆☆

Schule hat wieder angefangen, deswegen so spät Kapi :(

XOXO

Liebe, Ehre & etliche Hindernisse (🇦🇱)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt