Kapitel 44 - Freundschaft

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Wieder verging die Zeit wie im Flug. Mehrere Wochen waren bereits nach Silvester vergangen.  Ich versuchte den Abend so gut wie möglich zu verdrängen, aber eins wusste ich: Dardan würde nicht aufgeben. 

Ich hoffte es aber, mein Verstand hoffte es. Was, wenn jemand uns erwischt hätte, wie wir darüber redeten? Wie er versuchte mich zu küssen? Das konnte ich nicht zulassen. Alles würde rauskommen. Das würde in einer Katastrophe enden. Und das durfte auf keinen Fall passieren. 


Meine Chefin warf mir einen Stapel voller Zeitungsartikel auf dem Tisch und riss mich aus meinen Gedanken. Mit geweiteten Augen sah ich so ahnungslos an. ,,Durcharbeiten, bis übermorgen", sagte sie monoton und ging zurück. ,,Diese Hexe", flüsterte ich und schaute mir ein paar dieser Artikel an. ,,Hexe also?", hörte ich hinter mir. Wieder weiteten sich meine Augen, aber aus Angst. Langsam drehte ich mich um und sah Liridon mit einem Grinsen hinter mir stehen.  Ich legte den Kopf aus Erleichterung in den Nacken. Er setzte sich zu mir und begann einen Smalltalk. Dann änderte er das Thema. Auf seine bevorstehende Hochzeit. Die hatte ich ganz vergessen! Aber ich ließ mir nichts anmerken und sagte einfach, dass ich mich schon sehr darauf freute. Er erzähle, dass es extra einen Tisch für seine Arbeitskollegen gäbe, dass es super Buffet geben würde und und und.  Ich freute mich aber vor allem, als er erzählte, dass es ihm und seiner Frau noch nie besser ging.  Auf die Hochzeit freute ich mich ebenfalls. Dort würde mich keiner kennen. Ich müsste mich nicht verstellen.


In der Mittagspause setzte ich mich in das gegenüberliegende Café und bestellte einen Cappuccino. Ich wollte mich aufwärmen, da es eiskalt war. Es schneite nonstop und mir, als Frostbeule, tat das gar nicht gut. 

Ich wärmte meine Hände an der heißen Tasse und schaute aus dem Fenster, wie der Schnee langsam auf die Straßen vorbei. Irgendwann liefen zwei bekannte Personen am Fenster vorbei und entdeckten mich. Ich senkte sofort den Blick, mit der Hoffnung, sie würden weitergehen.  Vergeblich. Sie kamen genau in das Café herein, schnurstracks auf mich zu. Es dauerte nicht lange, da saßen sie schon vor mir. Beide mit traurigem Blick.

Bleona und Aleyna. Und wie ich sie kannte, würden sie sofort anfangen loszuplappern. Ich schmunzelte, da ich Recht hatte, denn Aleyna begann zu sprechen. ,,Es tut uns so unglaublich Leid Dafina! Es war so unfassbar scheiße von uns, dass wir uns nicht gemeldet haben, vor allem, weil du nichts Falsches gemacht hast!" Bleo fuhr fort: ,,Ja! Klar waren wir enttäuscht, dass du uns monatelang verheimlicht hast, dass was zwischen dir und Dardan lief, aber du hast es gerade noch rechtzeitig gesagt, bevor dieses ganze Durcheinander mit Lea passiert ist."  ,,Eben! Lea verhält sich so dermaßen daneben! Wir machen lange nichts mehr mit ihr!", beteuerte Aleyna.  ,,Lea trifft keine Schuld, sie hat sich doch auch nur verliebt", sagte ich schulterzuckend.   ,,Bitte was, du nimmst sie auch noch in Schutz? Schau was sie dir angetan hat! Sie hat dir Dardan genommen, obwohl sie es hätte verhindern können. Von wegen Schwester!" Bleo stoppte Aleyna mit einem kleinen Stoß gegen ihren Arm.  Ich wendete den Blick und fing eine Träne auf. ,,Sie trifft keine Schuld."  ,,Fina du bist so naiv! Sollen wir mal sagen, wie krass sie über ihre Schwester abgelästert hat?", meinte Aleyna. Bleo kaute auf ihrer Lippe herum. Ich horchte auf und wurde neugierig. Ich musste nicht bejahen, damit Aleyna fortfuhr.  ,,Sie will dir das Leben zur Hölle machen. Sie denkt du hättest mit Dardan geschlafen und deswegen nichts gesagt. Sie war kurz davor zu deinen Eltern zu gehen, aber wir konnten sie gerade noch so zurückhalten.  Von den Beleidigungen will ich gar nicht anfangen, kannst du dir denken. "    

Mir fiel die Kinnlade herab. ,,Wie kann sie es wagen mir sowas zu unterstellen, ohne mit mir jemals darüber geredet zu haben! Was denkt sie wie alt sie ist, um meinen Eltern alles zu petzen? Neun?" Die Mädels nickten. Sie konnten selber nicht fassen, was aus Lea geworden ist.  Nach kurzer Stille, meldete sich Bleo wieder zu Wort. ,,Aber Fina... hast du... du weißt schon-"  ,,Nein! Wie denkt ihr von mir?" Sie nickte wieder. ,,Hab das sowieso nie geglaubt."  ,,Was ist mit Dardan?", fragte ich.   ,,Er ist am Boden. Wir haben auch schon mit ihm geredet. Er will dich nicht aufgeben, Fina, aber du bist so stur!", meine Aleyna. ,,Denkt ihr ernsthaft ich haue mit ihm ab? Never in a milion years."  -,,Aber Fina, das wird noch schlimm enden, wenn das so weiter mit ihm und Lea geht, du musst für ihn da sein", sprach Bleo. ,,Ich kann ihm nicht mehr in die Augen schauen, ich bin doch irgendwie der Grund, wieso er überhaupt in dieser Scheiße steckt", meine Stimme brach ab.  Wir seufzten alle. ,,Lea kommt nicht damit klar, dass er dich liebt. Sie tut alles, um ihm zu gefallen. Aber er, er hat dich nur vor den Augen", erzählte Bleo. ,,Habt ihr mit ihm geredet?"  Sie nickten. ,,Er kommt zu uns, wenn er einen Rat braucht. Er liebt dich so sehr."  ,,Mädels, das endet nicht gut, wenn ich mich in deren Beziehung einmische. Seine Eltern wissen das ja sogar. Ich will das Fass nicht zum überlaufen bringen. Ich will einfach, dass er mich vergisst, mit Lea glücklich wird und wieder anfängt zu leben, zu boxen, und sich anderen Dingen zu widmen, als mir hinterherzulaufen, so hart das klingt...", ich blinzelte ein paar Tränen weg und versuchte stark zu bleiben. ,,Du bist so stur, Zemer (Schatz) ", sagte Aleyna schmollend.

,,Ich habe euch vermisst... Aber was ist mit Lindita? Wie geht es ihr? Hasst sie mich?" -,,Ohgott nein! Aber sie ist Leas Schwester, sie hat keine andere Wahl, als bei ihr zu bleiben. Aber sie findet es genauso kacke wie wir. Ziemlich sogar. Sie muss sie ständig im Zaum halten, wenn sie kurz davor ist, etwas schlimmes zu tun. Zum Beispiel zu deinen Eltern zu gehen."  Ich stieß Luft aus und wollte das Thema wechseln. Ich fragte, was die letzten Monate so passiert ist. ,,Hatte ein paar Modelaufträge, schau mal bei Instagram, aber sonst nichts besonderes, da musst du schon Aleyna fragen", zwinkerte Bleo. Aleyna fing an zu grinsen: ,,ich bin mit Kaan zusammen!"  -,,Echt?! Oh mein Gott wie süß ist das denn, freut mich!", gab ich offen zu. ,,Wenigstens hat eine von uns Glück in Sachen Liebe", scherzte ich. Wir lachten. ,,Ohman, wir haben dich so vermisst Fina", sagten beide gleichzeitig. ,,Aber was ging bei dir so?"  Ich hatte nicht viel zu erzählen, das meiste wussten sie ja. Ich erzählte vom Vorschlag meiner Cousine nach Köln zu ziehen. Sie fingen an zu lachen. ,,Das machst du natürlich nicht, du bleibst bei uns", lachte Aleyna. Doch ihr Lachen verging, und das von Bleo auch, da ich ihnen keine Antwort geben konnte. ,,Nein, Fina, bitte nicht."




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Was denkt ihr? Sollte Dafina nach Köln ziehen oder nicht?


Fragen an euch :)  Woher kommt ihr? Wie alt seid ihr? Warum lest ihr meine Geschichte? :)

Beim letzten Kapitel waren so viele Kommis wie noch nie und Diskussionen, das hat mich so gefreut, ich liebe euch <3 

Sternchen und kommi hehe 

Fatime XOXOX


Liebe, Ehre & etliche Hindernisse (🇦🇱)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt