Liebe, Ehre & etliche Hindernisse (🇦🇱)

Kapitel 3 - Papas ganzer Stolz

Nachdem wir voller Hektik beim Frisör fertig gestylt wurden, fuhr mich Leandra am späten Nachmittag nach Hause.

Ich klopfte an unserer Haustür, die Besa mir daraufhin öffnete.
,,Wow, Fina! Du siehst selten so hübsch aus... Ist das etwa Contouring? Das sieht toll aus!", sie bewunderte mein Gesicht von jeder Perspektive aus. ,,Ja ja, lass mich erst einmal rein", lachte ich verlegen. Mama und Papa saßen auf dem Sofa und schauten eine albanische Comedy-Show, ,,Përalle me tupan". ,,Fina, du siehst ja toll aus!" , Mama stand auf, um sich meine Frisur genauer anzuschauen. Auch sie kam aus dem staunen nicht mehr heraus. Mein Vater kam mir ebenfalls entgegen. ,,Jetzt zeig mal her"
Kritisch, aber vorsichtig, nahm er mein Gesicht in die Hand und betrachtete mich mit Adleraugen. ,, Das sieht gut aus. Aber ohne all dieses Zeug von Schminke und so... Siehst du viel schöner aus, mein Kind." Aww, mein Papa redete zwar nicht viel, aber wenn er mal was sagte, dann kam nur gute Wörter aus seinem Mund. ,,Danke Babi (Papa)", ich drückte ihm ein Kuss auf die Wange, ,, ich gehe jetzt nach oben mein Kleid anziehen."

Nach einer Weile kam ich gemeinsam mit Besa die Treppen runter gestampft. Ja ich habe wahrhaftig gestampft, zehn Zentimeter hohe Schuhe waren zwar nicht die größten, jedoch für mich schon zu übertrieben. Leider war ich auf diese angewiesen, da ich knappe 1,60 Meter groß war. Ich trug ein langes, magentarotes, trägerloses Kleid mit kleinen glitzernden Verzierungen. ,,Tadaaa, hier ist meine große Schwesteeer", verkündigte Besa stolz. Meine Eltern staunten. ,, Wir haben so eine schöne Tochter", Mama hatte beinahe Tränen in den Augen. Süß. ,, Da ist ja Papas ganzer Stolz!" , mein Vater weitete seine Arme, damit ich ihm umarmte. ,,Pff", hörten wir Besa zischen. ,,Ach Besi, dafür bist du mein ganzer Stolz", Mama nahm sie nun lachend in den Arm.

Nachdem wir auch etliche Fotos schossen klingelte es an der Haustür. ,,Das muss Leandra sein, ich muss los", ich gab meiner Familie einen Abschiedskuss und öffnete Leandra die Tür. ,,Auf auf!" , und schon zog sie mich zu ihrem Mercedes. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, und strengte mich an mich anzuschnallen, da Lea schon wie eine verrückte losfuhr. ,,Wir sehen heute alle so gut aus Leute", schwärmte Aleyna eingebildet von uns.
,,Wir haben uns definitiv für die richtigen Kleider entschieden. Stellt euch mal vor wir wir jetzt mit den Tüllkleidern aussähen", meinte Bleona. Wir stimmten ihr zu.

Nach einer knappen halben Stunde kamen wir in der Nachbarstadt an. ,,Hab gehört der Saal soll riesig sein. Perfekt zum tanzen!", freute sich Lindita, unsere Tanzmaus.

Nachdem uns dann unsere Tische zugeteilt wurden, ließ ich die Location auf mich wirken. Es sah fantastisch aus. Eine hohe Decke, an dem eine riesige Diskokugel hing, die die bunten lichter in alle Richtungen reflektierte. Die breite Tanzfläche war umringt von runden Tischen und alles war bunt dekoriert. ,,Typisch Ausländer, müssen mit Outfit und Styling immer übertreiben", lachte Bleona sarkastisch. ,, Bist du dumm?", lachten wir alle über Bleona, die uns daraufhin schmollend ansah. Die Musik war laut und mittlerweile füllte sich die Tanzfläche immer mehr. Ich erkannte auch immer mehr Gesichter und begrüßte meine Freunde. Als auf einmal irgendein aktuelles Lied vom DJ aufgelegt wurde, sprang Lindita auf und zog uns auf die Tanzfläche. ,,Wooooouh los Leute", schrie sie auf. Natürlich standen wir auf und liefen auf die überfüllte Tanzfläche zu. Wir begangen in einem kleinen Kreis zu tanzen, umringt von anderen Menschen, und hielten ein Spaß-Tanzbattle. Wir hatte ziemlich Spaß und genossen die Zeit miteinander. Nach einer Weile bekamen wir Durst. ,,Wie wärs mit nem Cocktail? An der Bar dort drüben ist ein unheimlich gut aussehender Barkeeper", schlug Aleyna vor. ,,Meinet Wegen", antwortete ich ihr gleichgültig.

Nachdem meine Freundinnen sich jeweils ein Cocktail bestellten, genügte mir eine einfache Coke light. Alkohol war schon nie was für mich gewesen und ich brauchte auch keinen um Spaß zu haben.

Noch mehr Zeit verging, wir schossen Selfies, nahmen kurze Videos auf und beklagten uns nicht einmal über die überfüllte Tanzfläche.
Auf einmal bildete sich ein riesen Kreis, inmitten von dem sich eine Gruppe von Jungs ein Breakdance-Battle lieferten. ,,Wooooouh", schrien plötzlich alle Mädchen um uns herum und feuerten die Jungs an. ,,Ist das nicht Mike, der da gerade Tanzt?", fragte Aleyna laut, während sie versuchte ihn bei den ganzen Lichteffekten besser zu erkennen. ,,Ja das ist er. Wo sind denn seine Kumpels", schrie Bleo schon zurück, damit wir sie auch hörten. Ich betrachtete die Leute die sich das Battle ansahen. Jeden einzelne Person, Pärchen die sich lieber auf ihr gegenseitiges abknutschen konzentrierten, Jungs die nur noch taumelten, Mädchen mit Schuhen in den Händen und Barfuß liefen. Die konnte ich verstehen. Meine Füße schmerzten höllisch, doch wer schön sein will muss leiden, stimmts Mädchen? Ich betrachtete die Menschenmenge weiter, bis ich ein Augenpaar entdeckte, das mich beobachtete. Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Diesen Typ habe ich noch nie zuvor gesehen. Er wendete seinen Blick nicht von mir. Ich kann es nicht erklären, aber ich konnte meinen Blick ebenfalls nicht von ihm wenden. Er war attraktiv, das gebe ich zu, aber er hatte definitiv was mysteriöses. Langsam wurde mir diese Situation unangenehm und ich verschwand in der dichten Menschenmenge hinter mir.