Er richtete sich auf und stand mir nun wenige Meter entfernt gegenüber.
Es war dunkel, ich erkannte nur schwach seine Gesichtszüge, doch ich spürte seine kalten, emotionslosen Augen auf mir haften. Meine dagegen waren mit Angst und Panik gefüllt. Er ging langsam einen Schritt auf mich zu und ich ging reflexartig einen zurück. Ich umklammerte meine Clutch so doll, dass meine Hände feucht wurden.Ich weiß nicht wie lange wir uns in dieser Dunkelheit ansahen, doch es fühlte sich wie eine kleine Unendlichkeit an. Ich weiß auch nicht, was ich fühlte.
Es war eine Mischung aus Angst und... ich weiß nicht... Sehnsucht?
Er ging einen weiteren Schritt auf mich zu, doch dann klingelte plötzlich mein Handy. Er blieb stehen. Ich zückte hektisch das Telefon aus der Clutch.
Blerim. Ich nahm ab. ,,Hey wo bist du? Ich kann dich nirgends finden?" Ich schaute Dardan unsicher an. Er gab mir einen erwartungsvollen Blick.
,,Ich bin sofort da, Moment." Doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich war wie festgekettet.Seine Augen formten sich zu Schlitzen. Er spannte sein Kiefer an und ging an mir vorbei. Nur wenige Zentimeter fehlten, da hätte er mich berührt. Sein Duft zog an mir vorbei. Es war immer noch der alte Duft.
Er war weg und ich konnte mich endlich vom Fleck bewegen. Wer weiß, wie lange ich da noch gestanden hätte, wenn er auch geblieben wäre. Wer weiß, ob sich die vermeintliche Sehnsucht vergrößert hätte.
Es war komisch. Es war eine verdammt komische Situation. In mir bereitete sich in Dardans Nähe wieder das alte Gefühl aus. Ich fühlte mich unwohl.
Ich ging zurück zu meinen Kollegen und sah schon Blerim am Schokoladenbrunnen auf mich warten. Ich lief auf ihn zu.
,,Ich hab dich überall gesucht Fina, ist alles Okay?", fragte er. Ich nickte und versicherte ihm, das alles in Ordnung sei.
,,Also, was machen wir jetzt?", fragte ich ihn. Er nahm meine Hand in seine und zog mich näher zu sich. ,,Wenn du noch bleiben willst, gerne." Ich schüttelte den Kopf. ,,Lass uns weggehen, irgendwohin, wo man gut reden kann." Er schaute mich schräg schmunzelnd an. ,,Wie du magst, Mylady."Er zog mich hinter sich durch die Menschenmenge zum Aufzug her. Ich schaute mich noch ein letztes Mal um, und erfasste Dardans Blick auf mir. Sofort wendete ich meinen Kopf. Wir gingen in den Aufzug. Ich atmete erleichtert aus.
Ich musste jetzt einfach weg. Seine Gegenwart war für mich nicht mehr zu ertragen. Es war so verrückt ihn nach fünf Jahren wiederzusehen. Nach fünf Jahren ohne jegliches Lebenszeichen oder Kontakt. Ich wusste nicht, was in den fünf Jahren bei ihm passiert ist, oder ob er schon Kinder hatte, oder generell irgendetwas. Ich wusste gar nichts. Rein gar nichts.
Blerim zog mich an meiner Hüfte enger an sich. ,,Habe ich dir schon gesagt, wie umwerfend du aussiehst?", fragte er charmant. Seine Gentleman-Art machte ihn so unheimlich attraktiv und sexy. Meine Wangen erröteten, sodass er mir leicht in die Wange kniff und lachen musste.
,,Wo willst du hin?", fragte er als wir aus dem Gebäude gingen. ,,Kennst du ruhige Plätze?"
Denn hier, mitten im Zentrum, war es alles andere als ruhig. Autos fuhren immer noch, Menschen waren noch auf den Straßen, und einige Cafés und Bars hatten noch geöffnet.,,Es gibt einen Aussichtsturm nicht weit von hier", sagte er, ,,aber er ist echt hoch."
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Hauptsache weg von hier", sagte ich. Und Hauptsache weg von seiner Nähe, dachte ich.Wir liefen lange bis zu diesem Turm. Es war abgelegen, keine weitere Menschenseele war zu sehen.
,,Nicht weit, hm?", sagte ich spöttisch. Er lachte. ,,Weißt du eigentlich, wie anstrengend es ist, auf diesen Schuhen zu laufen? Und du sagst eiskalt, es ist nicht weit?", meckerte ich im Spaß, als wir die Treppen hochgingen. Er entschuldigte sich lachend. ,,Ich hab mich verschätzt." Ich verdrehte die Augen und hielt mein Kleid ein wenig hoch, damit ich nicht über den Stoff stolperte. ,,Komm, ich trage dich", sagte er plötzlich. Noch bevor ich protestieren konnte, hob er mich von meinen Beinen und hielt mich im Brautstyle auf seinen Armen. Automatisch schlang ich meine Arme um seinen Hals. ,,Bist du verrückt? Weißt du wie viele Treppen das noch sind?" Er lachte. ,,Du wiegst höchstens so viel wie eine Feder." Ich schmunzelte. Sein Blick war konzentriert auf die Stufen gerichtet. Ich hatte die perfekte Gelegenheit sein Gesicht näher zu analysieren.
Er hatte ein markantes Gesicht, eine schmale Nase, nicht allzuvolle Lippen, sogar seine Augenbrauen hatten eine schöne Form. Und seine grünen Augen leuchteten. Sogar in dieser Dunkelheit.
Er setzte mich ganz oben angekommen ab. ,,Danke." Er schenkte mir ein Lächeln. ,,Komm", sagte er und zog mich langsam zum Geländer. Die Aussicht raubte mir den Atem. Es war wunderschön.
Der Moment war wunderschön.,,Woher kennst du diesen Ort?"
-,,Ich bin früher immer hier her gekommen zum nachdenken. Mit 17, 18 hatte ich eine miese Phase. Ich bin fast ins Gefängnis gekommen."
Ich schaute ihn schockiert an. ,,Wieso?"
-,,Schlechtes Umfeld, kriminelle Freunde, eine Schlägerei nach der anderen. Mir ging es immer schlechter und schlechter, da bin ich mal von zuhause abgehauen", erzählte er ehrlich, ,,und dabei habe ich diesen Turm entdeckt. Ich war hier immer zum nachdenken, abregen und konnte mich schließlich wieder fangen."Wir saßen mittlerweile und ließen unsere Beine baumeln. ,,Gut, dass du das hinter dir gelassen hast", sagte ich ehrlich. Kriminelle Schläger konnte ich nicht gebrauchen.
,,Zum Glück, wer weiß was aus mir geworden wäre? Wer weiß, wo ich jetzt sein würde? Wir hätten uns niemals kennengelernt."Ich schaute ihm tief in die Augen. In seine grünen, schönen Augen. Eine kühle Brise kam uns entgegen. Ich begann zu frösteln. Er setzte an mir seine Jacke zu geben, doch ich wollte nicht. ,,Gehen wir wieder zurück?", fragte ich unsicher. Er nickte mit einem leichten Lächeln.
Ich habe in seinen Augen gesehen, dass er mich küssen wollte. Etwas in mir wollte es auch, doch widerrum hielt mich etwas auf. Etwas zog mich zurück.
Es war der Gedanke an Dardan. Er spukte in meinem Kopf herum.
Wieso musste er ausgerechnet jetzt auftauchen? Jetzt, wo ich dabei war, mich Blerim zu öffnen? Wieso? Bis jetzt war alles perfekt! Mein Job, Blerim, mein Leben! Ich wusste, Dardan würde alles wieder auf den Kopf stellen. Ich wusste es. Es war nur eine Frage der Zeit. Allein, dass wir nun in einem Gebäude arbeiteten, verdrehte mir den Kopf. Allein seine Nähe war nicht auszuhalten.
Wir liefen die Treppen wieder herunter. Dabei hielt ich Blerims Hand so fest, als würde ich nicht wollen, dass er weggeht.
Es war eine Zwickmühle.
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Hey cuties:)
Danke für die vielen Votes und kommis unterm letzten Kapi😍😍😍 war voll ausm Häuschen.
Schafft ihr 70☆¿? Und viele viele kommis😍😍😍
XOXO
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Liebe, Ehre & etliche Hindernisse (🇦🇱)
Romance,,Ich sog die frische Luft tief ein und begann den Brief erneut zu lesen. Dann noch ein Mal. Und noch ein Mal. Zeile für Zeile, jedes einzelne Wort, wieder und wieder. Ich wollte weg. Ich wollte mit ihm weg. Mein Inneres schrie nach ihm. Mein Herz...