»Was soll das sein?«
»Siehst du doch. Ein Tanzabend. Eine Schulfete, die jedes Jahr steigt, immer eine Woche vor den Erntedankferien.«
Dionysos stöhnte. »Und das ist heute?! 200 Schüler bis nach Mitternacht auf den Straßen. Warum werde ich gerade so schrecklich müde?«
Garrett las den leuchtenden Zettel, der in schrillen Lettern »Irren Spaß« verkündete. Einlass war wie immer um halb 8 und es endete um Mitternacht. Er selbst war nur einmal auf dieser Party. Damals hatte Kyle ihm einen Zitronenslushie in den Kragen gekippt, der an seiner hellen Blue Jeans Flecken hinterlassen hatte, als hätte er in die Hosen gepinkelt. Seitdem war er an diesem Abend zuhause geblieben.
Dionysos schien zu merken, dass der Junge auch mit diesen Ereignis eine unschöne Erinnerung verband und zog die Stirn kraus.
»Wird Kyle da sein?«
»Garantiert«, antwortete Garrett tonlos.
»Und sicher auch eine Schar hungriger Ghoule. Wir sollten uns vorbereiten«, brummte Jack entschlossen.
»Schade, ich hätte gern eine Runde mit Garrett getanzt«, lachte Anouk leise.
»Ich kann nicht tanzen.«
»Und wenn schon. Es soll ja Spaß machen und nicht schön aussehen.« Das Mädchen griff nach ihrem Schwert und spielte beiläufig mit der Quaste, die am Griff befestigt war. Schärfen brauchte sie das Ding bestimmt nicht. »Aber dann tanzen wir eben eine Runde mit dem Teufel. Mir soll's recht sein.« Sie verließ die Hütte, um draußen zu meditieren.
Jack stieg in den Keller, um seinen Munitionsgürtel vorzubereiten und Phil folgte ihm schweigend.
»Ich nehme an, auch dazu hast du eine tolle Erinnerung auf Lager, hm?« Dionysos blieb sitzen.
»Jup. Dass Slushies schweinekalt sind und Maisstärke schwer auszuwaschen ist.«
»Ich bring' den Kerl um, wenn es die Ghoule nicht tun«, knurrte der Vampir dunkel. Garrett fühlte sich sehr geborgen in dem Moment.
»Nein. Das wäre nur ein weiterer Toter auf deiner Liste. Das will ich nicht. Auch die Ghoule... Kyle ist das größte Monster, das ich kenne, aber... niemand hat das verdient.«
»Ich weiß. Aber ich muss mich abreagieren, verstehst du? Du bist viel zu nett für diese Scheißwelt.«
Garrett kicherte. »So salopp heute, Mr. St. John? So kenne ich dich gar nicht.«
Dionysos zwinkerte. »Ich war auch einmal jung und da haben wir das Blaue vom Himmel geflucht. Von Fäkalien über Genitalien bis hin zu gotteslästerlichen Obszönitäten. Man konnte ja zur Beichte gehen und zehn Ave Marias beten.« Der Vampir zuckte mit den Schultern und erhob sich.
»Und jetzt?« Garrett streckte die Beine aus.
»Sind deine Waffen in Ordnung? Die Axt scharf, der Schläger griffbereit?«
Garrett nickte. Waffenpflege wurde ihm auf das Strengste von Jack eingebläut in den letzten zwei Wochen.
Dionysos ging vor ihm in die Hocke und berührte den blauen Fleck an seinem Hals. »Denkbar schlechter Zeitpunkt für einen Blutverlust. Ich Narr. Ich bin gestärkt durch dich und du bist geschwächt. Fühlst du dich wohl?«
»Ja. Ich bin nicht müde. Der Wein und das viele Essen haben wohl geholfen.«
Dionysos schüttelte den Kopf. »Der Körper braucht zwei Wochen, um diese Blutmenge zu ersetzen. Am liebsten würde ich dich hierlassen, aber wir brauchen jeden Mann.«
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DIONYSOS I. Zuflucht
VampireDer Vampir Dionysos will nur seine Ruhe haben und in Frieden leben. Die Menschen und die Welt kümmern ihn nicht. Doch eine alte, fast vergessene Abmachung reißt ihn ebenso aus seiner Einöde wie der 18-jährige Garrett, der wie der Vampir im Wald nach...