35. Nur Henry

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Sieben Jahre später


Die Sonne stand hoch am Himmel und erhellte die klassischen Häuser der Stadt, als der junge Mann seinen Wagen durch die Straßen lenkte. Das vertraute Gefühl, an einen Ort zurückzukehren, den man lange vermisst hatte, stieg in ihm hoch.

Gatwick hatte sich nicht verändert. Lediglich die Menschen waren älter geworden. Die, die damals Teenager gewesen waren, waren nun erwachsen, lebten ihre Leben, hatten geheiratet, waren Eltern geworden.

Mit gemischten Gefühlen hatte er im Sommer zuvor die Postkarte in den Händen gehalten, die ihn über die Hochzeit von Kyle Hastings und Gemma Knowles hatte informieren sollen. Sie hatten ihn zur Trauung eingeladen, doch er war nicht hingegangen.

Eigentlich hatte er sich damals, im Oktober vor sieben Jahren, geschworen, niemals wieder zurückzukehren.

Nicht nachdem Dionysos ihm nach allem, was vorgefallen war, deutlich gemacht hatte, dass er ihn nicht haben wollte. Dass, nachdem Gatwick wieder sicher war, kein Grund mehr für ihn bestehen würde, sich weiter mit ihm herumzuärgern. Dass ein paar schöne Nächte es nicht rechtfertigen würden, wegen ihm seinen Frieden noch länger zu missen.

Geschweige denn, sein hier geschaffenes Zuhause aufzugeben. Für einen naiven Jungen, der ständig in Schwierigkeiten geriet.

Garrett erinnerte sich auch noch nach all den Jahren an das Gefühl in seiner Brust, als er den Vampiren gegenüber gestanden hatte wie einem Straftribunal, dass über ihn richten wollte.

Wie die Männer, in denen er seine engsten Freunde gesehen hatte, ihn angesehen hatten. Wie all die Angst, die er um Dionysos ausgestanden hatte, seine freimütig geschenkte Liebe, von diesem abgewiesen worden war wie lästiger, kindischer Plunder.

Noch heute fühlte er den Schmerz der Zurückweisung und die Scham darüber, dass er einfach heulend davon gelaufen war.

Das brennende Gefühl in seinem Magen, dass Allister trotz seiner Verschlagenheit doch Recht gehabt hatte, was das Ausmaß an Dionysos' Gefühlen für ihn betraf.

Er war nach Hause gelaufen und hatte sich heulend in seinem Bett verkrochen. Keiner seiner vermeintlichen Freunde hatte sich mehr sehen lassen.

Erschöpft, unglücklich und verletzt hatte ihn schließlich sein Vater gefunden. Dieser hatte gnädigerweise nicht viel gesagt, sondern nur Garretts Klamotten und persönliche Sachen ins Auto geschafft. Der Koffer, den Garrett in Dionysos' Hütte gehabt hatte, war von einem der Vampire wortlos in die Küche gestellt worden, während der Junge in seinem Bett an gebrochenem Herzen zu sterben glaubte.

Es verging einige Zeit, die Robert Pinkerton mit dem Sichten wichtiger Unterlagen verbracht hatte, bevor der Junge sein Zimmer verließ. Die Beinwunde war, durch eine Blutgabe Dionysos' - vermutlich als letzter gutgemeinter Dienst - kaum noch zu spüren gewesen.

»Na du? Geht es wieder?«, hatte sein Dad gefragt und Garrett hatte nur mit den Schultern gezuckt.

»Können wir heute noch fahren?«

Mr. Pinkerton hatte überrascht geguckt, aber schließlich genickt.

»Wenn du noch etwas von Wert hast, pack' es ein. Die Möbel lasse ich von einem Umzugsdienst abholen. Ich habe eine tolle Wohnung gefunden, die wird dir gefallen. Und die Schule ist nur zwei Straßen weiter.«

»Toll«, hatte Garrett gemurmelt und versucht, zu lächeln. Sein Vater war aufgestanden und hatte seinen Sohn in die Arme gezogen.

»Die letzten Wochen waren ziemlich hart für dich, ich weiß. Aber ab jetzt geht es wieder bergauf, ich verspreche es dir.«

DIONYSOS I. ZufluchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt