Kapitel 4

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Am nächsten Morgen stehe ich bevor die Sonne aufgeht auf und mache mich auf den Weg in Richtung Badehaus.
Es sind bereits ein paar Menschen unterwegs. Ich sehe einen Mann vielleicht Mitte zwanzig, mit gebeugtem Rücken und schlurfenden Schritten. So sehen viele Erwachsene aus. Abgekämpft und hoffnungslos.

Als ich an dem sogenannten Badehaus ankomme das eigentlich nur ein kleiner  Raum ist in dem eine Wanne steht, diese muss man selbst auffüllen mit Wasser das wir von einem Fluss nehmen der hinter unserer Siedlung liegt. Ich nehme mir den Eimer und gehe zum Fluss, ich fülle ihn auf und schaudere allein bei dem Gedanken daran in dieses Eiswasser zu steigen.
Als ich die Wanne gefüllt habe und mich ausgezogen habe fange ich bereits an zu bibbern.

Nachdem ich mich gewaschen und angezogen habe Schütte ich das Wasser weg und mache mich wieder auf den Heimweg.
Als ich endlich angekommen bin sind meine Eltern schon wach. Ich setzte mich neben meinen Vater auf den Boden und wir warten auf meine Mutter. Sie kommt und stellt vor jeden eine kleine Schüssel. In der Schüssel ist ein undefinierbarer Brei aus zermatschen Obst.
Als wir fertig gegessen haben, fragt meine Mutter mich ob sie mir die Haare kämmen soll. Ich nicke und setzte mich auf den Boden, während sie beginnt mir mit einem aus Holz gefertigten Kamm die Haare zu kämmen. Danach sagt sie zu mir ich solle sitzen bleiben und steht auf, da ich mit dem Rücken zu ihr sitze sehe ich nicht was sie tut.
Als sie wieder hinter mir sitzt drückt sie mir etwas in die Hand. Es ist klein und hat unten einen Griff aus Plastik nach oben hin wird es rund und ich sehe mein Spiegelbild.
Es ist ein Spiegel.

Ich hatte noch nie einen Spiegel in der Hand und starre fasziniert mein Spiegelbild an, das Mädchen im Spiegel hat lange Haare die wegen dem Wasser dunkel sind allerdings weis ich das sie im trockenem Zustand Straßenköterblond sind. Ich habe vereinzelt Sommersprossen um die Nase herum und meine meergrünen Augen sind geweitet. Zumindest sagt mein Opa immer meine Augen seien Meergrün, da ich selbst noch nie ein Meer gesehen habe kann ich das nicht so genau beurteilen.

"Dieser Spiegel hat meiner Mutter gehört. Sie hat ihn mir weitervererbt und jetzt gebe ich ihn dir weiter."
Ich öffne den Mund und schließe ihn wieder, dann versuche ich es Noch einmal und dieses Mal klappt es: "Wieso willst du ihn mir geben?" Sie schaut mich liebevoll an und sagt dann: "Heute wirst du 15." Ich starre sie ungläubig an ich habe noch nie ein Geburtstagsgeschenk bekommen. Wieso also ausgerechnet jetzt?
Geburtstage spielen heutzutage keine Rolle mehr, man wird älter und kann dementsprechend mehr leisten.

Meine Mutter atmet langsam aus und steht auf, dann lächelt sie mich an und geht aus dem Haus. Ich starre noch eine Weile in den Spiegel, dann stehe ich au und wickele ihn behutsam in meine Decke ein.

Ich folge meiner Mutter nach draußen und mache mich auf den Weg zum General. Jeder nennt ihn den General und er organisiert alles. Wenn man irgendwohin will muss man ihn erstens um Erlaubnis bitten und zweitens wenn man die Erlaubnis bekommen hat, genau festlegen wann man geht und wann man wieder kommt. Ich klopfe an die Hütte in der er wohnt und er öffnet die Tür. Der General ist ein großer und breitschultriger Mann. Seine Haare ergrauen bereits und dennoch ist er genauso fit wie ein zwanzig jähriger.

Er mustert mich einen Moment und sagt dann leise: "Ah da bist du ja." Da es außer mir nur sehr wenige Teenager in unserer Siedlung gibt hat er für mich immer die aufgaben die die Erwachsenen wegen ihrer Körpergröße nicht erledigen können, oder er schickt mich dorthin wo gerade jemand gebraucht wird.

"Heute kannst du auf dem Feld aushelfen." Ich nicke und mache mich auf den Weg in Richtung Felder.
Auf den Feldern wird Gemüse angebaut wie zum Beispiel Tomaten oder Salat. Offenbar ist jetzt Erntezeit und ich weis was das bedeutet.
Mehrere Stunden harter Arbeit mit gebeugtem Rücken und der glühenden Sonne die dir den Nacken verbrennt.

Es sind bereits ein paar Frauen und Männer anwesend und ich geselle mich schweigend zu Ihnen.Also beginne ich Tomaten zu ernten, dabei werden mir immer die unteren zugeteilt damit sich sie die Erwachsenen nicht so arg Bücken müssen.
Jetzt habe ich die Wahl, entweder ich setzte mich auf den Boden und Rutsche von Pflanze zu Pflanze oder ich bücke mich bei jeder Pflanze.
Ich entscheide mich für das auf den Boden setzten und beginne mit der monotonen Arbeit, da ich allerdings den Kopf ständig nach oben halten muss wechsele ich meine Position und stehe auf, dann werde ich die reifen Tomaten in meinen Korb und bücke mich dabei immer nach unten.

Die Sonne brennt erbarmungslos auf mich und ich bin bereits nach kurzer Zeit schweißdurchtränkt. Die Dusche heute Morgen war vollkommen umsonst,  stelle ich missmutig fest. Doch dann schalte ich ab und konzentriere mich nur darauf mich zu bücken die Tomaten in den Korb zu tun und mich wieder zu bücken.
Als der Korb endlich voll ist richte ich mich auf und trage ihn zu der Sammelstelle dort schütte ich ihn in einen Sack um und alles beginnt von vorn.

Als es endlich dämmert knurrt mein Magen und ich bin vollkommen erschöpft aber noch ist mein Korb erst zur Hälfte voll bevor ich gehen kann muss ich ihn noch einmal voll bekommen.

Als er endlich voll ist richte ich mich auf und verziehe das Gesicht wegen den Schmerzen die durch meinen Rücken fahren. Ich hebe den Korb hoch und gehe langsam zur Sammelstelle dort leere ich den Korb um und schaue mich um. Ich bin die letzte. Na toll.
Seufzend binde ich die Säcke zusammen und Werfe mir einen auf die Schulter, dann schleppe ich ihn über das Feld in Richtung Lagergebäude. Der Ort wo das ganze Gemüse und Obst und alles was wir selbst anbauen oder ernten wird hier gelagert. Es ist das besterhaltene Gebäude der ganzen Siedlung.

Der Wächter wirft mir einen mitleidigen Blick zu , er weiß wie viele Säcke ich noch schleppen muss, aber es läuft so ab wer am schnellsten arbeitet muss am wenigsten tun. Und offenbar habe ich heute nicht schnell genug gearbeitet. Ich stelle den Sack ab und mache mich auf den Rückweg in den Nächsten Sack zu holen.

Als ich endlich nach fast 15 Säcken nach Hause gehe, kann ich nicht mehr gerade gehen. Daheim angekommen lasse ich mich stöhnend auf den Boden fallen und bemerke noch wie meine Mutter mich besorgt mustert. "Wo warst du heute?" Fragt sie und ich antworte stöhnend: "Auf dem Feld. Ich musste Tomaten ernten und ich war die letzte das heißt ich musste die ganzen Säcke noch aufräumen." Mein Vater schaut mich an und sagt sanft: "Das tut mir leid." Ich verdrehe die Augen: "Das bringt doch nichts. Ich bin am verhungern. Ich habe den ganzen Tag keine Pause gemacht." Meine Mutter geht zu dem Topf über der Feuerstelle und schöpft mir etwas von der Soße in eine Tonschale.

Nachdem ich gegessen habe gehe ich nach draußen auf die Toilette und lege mich dann ohne mich umzuziehen auf den harten Boden, durch die Arbeit bin ich dermaßen erschöpft das ich sofort einschlafe.

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