Kapitel 41

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Annie:

Erschöpft breche ich auf dem harten Boden zusammen.
Meine Handflächen mit denen ich meine Sturz abgefangen habe, fangen an zu bluten, aber ich spüre es nicht.
Ich versuche meine rissigen Lippen zu befeuchten, aber ich habe nicht einmal mehr dafür genug Speichel.

Meine Füße weigern sich mir zu gehorchen.
Ich kann nicht mehr weiter.
Dabei habe ich es fast geschafft.
Tränen der Verzweiflung laufen mir übers Gesicht.
Ich kann jetzt nicht verlieren.
Ich bin soweit gekommen.

Ein letztes Mal richte ich mich auf und gehe mit starrem Blick weiter.      
Vor mir ragen hohe Mauerreste auf, ich habe es geschafft.

Ich bin an der Festung der Rebellen angekommen!

Der Rauchgeruch ist hier besonders intensiv. Aber das macht Sinn, denn die Rebellen waren erbitterte Feinde des Präsidenten da der Präsident Bomben hatte, hat die Schweiz vermutlich eine abbekommen.

Wie kann mich so etwas nur so kalt lassen?

Was ist nur passiert?

Aber all das spielt keine Rolle mehr.

Ob mein Vater hier ist?

Ob Alex hier ist?

Ganz offensichtlich muss ich die Flöte meiner Großeltern nicht verwenden, da das große Tor aus den angeln gesprengt, verbogen weit entfernt im Dreck liegt.

Was mich hinter den Mauerresten erwartet ist ganz und einfach Zerstörung.

Der Boden des Kraters ist zentimeterdick mit Asche bedeckt.                                                                           Und überall stehen Menschen, manche allein andere in kleinen Grüppchen, aber sie alle strahlen das gleiche Misstrauen aus, die gleiche Furcht.

Erschöpft lasse ich mich an der Innenseite der Mauer zu Boden gleiten und beobachte das Treiben das sich mir bietet.

Die Einzelgänger drücken sie wie ich an den Wänden entlang. In ihren Augen steht Misstrauen und Angst. Sie alle versuchen angst einflößend zu wirken, was allerdings nur wenigen von ihnen gelingt.

Die Grüppchen scheinen alle einen Führer zu haben. Sind die Führer Mitglieder der Rebellen, die meine Großeltern in ihrem Brief erwähnten? Die Menschen die sich auf die Suche nach Überlebenden machen und sie in die Schweiz bringen?

Aber wie soll ich unter diesen Massen an Menschen Alex oder womöglich meinen Vater ausmachen?

Und wo ist das Raumschiff?

Der Präsident hat es geschafft die Bomben zu zünden, haben es auch die Rebellen geschafft das Raumschiff zu kapern?
So viele Menschen wie hier sind, besteht die Möglichkeit.
Die Mitglieder der Rebellen müssten mehr wissen.

Was soll ich jetzt tun?
Soll ich zu einer der Gruppen gehen und nach Informationen fragen?
Nein, dass ist viel zu gefährlich.
Es gibt nur eines was ich tun kann.
Warten.
Ich bin eh zu geschwächt, für etwas anderes.
Die letzten fünfundzwanzig Tage waren hart.
Ich hatte einen weiten Weg vor mir und vergleichsweise wenig Proviant, dazu kam noch die Hoffnung das Alex wiederkommen würde.
Die ersten Tage habe ich getrödelt, mehr Pausen eingelegt als nötig.
Aber je mehr Zeit vergangen ist, desto sicherer wurde ich mir.
Alex würde nicht wiederkommen.
Er war alleine und schwer verletzt als ich ihn zurückließ.
Er hatte keine Chance sich zu verteidigen oder gar zu verstecken.
Es gibt also nur zwei Möglichkeiten.
Entweder er wurde von Jägern, Nomaden oder Unterweltbewohnern entdeckt und getötet oder zurückgelassen oder er wurde von  Mitgliedern der Rebellen gefunden. Diese hätten ihn mitnehmen müssen und dann wäre er hier.

Je weiter ich gelaufen bin, desto sicherer wurde ich mir dessen, aber trotzdem blieb das Loch in meinem Herzen.

Ich habe mir mein Essen in strenge Rationen eingeteilt und einen strammen Marsch vorgelegt.
Ich bin nicht vielen lebenden Wesen begegnet. Den wenigen denen ich begegnet bin, waren Nomaden oder Jäger und selten auch Unterweltbewohner, vor denen ich mich versteckt habe.
Ich habe jede Konfrontation erfolgreich vermieden und das einzige was gegen mich war, war die Zeit und mein Proviant.
Ich habe meinen Körper gezwungen mit vier Stunden schlaf pro Nacht und beunruhigend wenig Essen pro Tag auszukommen, aber ich habe es geschafft.
Ich bin am Leben und ich bin an meinem Ziel angelangt.
Zwar habe ich meine Menschlichkeit irgendwo auf dem Weg hinter mir gelassen, aber dennoch bin ich hier.

Und dann höre ich es, ein lautes, tiefes Dröhnen.
Ich zucke zusammen, mein Herz beginnt zu hämmern und ich verfluche mich dafür, dass ich nicht einmal die Kraft habe aufzustehen.

Die Einzelgänger um mich herum schnellen hoch und pressen sich noch näher an die Wand.
Die Führer der Gruppen geleiten ihre Gruppen zum Rand des Kraters und beschwören sie laut Ruhe zu bewahren.
Ich bin beeindruckt das keine Massenpanik ausbricht, aber vermutlich wurden die Gruppen hierauf vorbereitet.

Nachdem ich mich ein letztes mal rechts uns links umgeschaut habe, hebe ich den Kopf in Richtung Himmel aus dem die Geräusche zu kommen scheinen.
Es herrscht absolute Stille und dann sehe ich es.
Ein Monstrum.
Ein riesiges Monstrum aus Metall und Glas.
Langsam schwebt es herab und setzt ohne das leiseste geräusch auf dem Boden auf.
Noch immer herrscht Totenstille.
Meine Großeltern hatten Recht!
Die Rebellen haben es geschafft, dass Schiff des Präsidenten zu stehlen.

Und dann öffne sich eine riesige Metallklappe lautlos.
Ich kneife die Augen zusammen und versuche mehr zu erkennen.

Aus der Öffnung treten Gestalten hervor.

Menschen!

Eine der Personen tritt einen Schritt vor und beginnt zu sprechen.
Seine Stimme hallt laut über die zerstörte Festung.

Last Hope for Earth  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt