Kapitel 28

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Das Verließ des klagenden Geistes:

Mona hatte recht, man hat mich nicht gehen lassen. Im Gegenteil die Schmerzattacken wurden immer länger und hatten immer kürzere Pausen dazwischen.
Aber das alles ist mir egal.
Jedes mal wenn der Schmerz kommt, ziehe ich mich in meinen Körper zurück. Ich nehme nichts mehr wahr, es ist ein Zustand, der am ehesten mit dem Wort Frieden beschrieben werden könnte.
Aber ich weiß das ich nicht ewig so weitermachen kann, mein Körper aber vor allem mein Geist sind erschöpft. Das schlimmste aber ist das ich nichts mehr fühle, da ist nichts, nur leere. Und Stille.
Und das treibt mich allmählich in den Wahnsinn.
Und immer wieder sehe ich Monas Gesicht. In den wenigen Minuten in denen ich schlafen kann, träume ich von ihr. Ich sehe sie in diesem wunderschönen roten Kleid, sie lächelt und dann sehe ich wie ich sie erneut erwürge. Aber in den Träumen wehrt sie sich und fleht mich mit ihren Augen an sie am Leben zu lassen, sie zu verschonen, sie fleht mich an zur Vernunft zu kommen. Und ich kann mich nicht bewegen, mein Körper gehorcht mir nicht.
Und jedes mal wenn ich Schweißgebadet aufwache sehe ich nichts als Dunkelheit und in dieser Dunkelheit flüstert mir Monas Stimme Worte zu, Worte woller Enttäuschung und Wut.
Und dann lässt der Schmerz alles verstummen.
In den wenigen Minuten in denen ich klar denken kann, frage ich mich immer wieder wie es weitergehen soll.
Wer ist mein persönlicher Foltermeister und was ist sein Ziel?
Aber die Zeit in denen ich zu solchen Gedanken fähig bin, wird immer geringer.
Ich frage mich was es noch nützt zu kämpfen, aber habe ich nicht schon lange aufgehört zu kämpfen?
Mein Körper lebt noch, aber wozu?

"SIMON!"

Erneut die körperlose Stimme.
Ich will mich zusammenkrümmen, aber meine Fesseln verhindern es.
Mein Körper erschlafft, erwartet die Schmerzen, aber da kommt nichts.
Mein Herz hämmert gegen meine Brust, mein Atmen ist laut und unregelmäßig.

"Simon. Dein Leid kann ein Ende haben, es hängt alles von dir ab. Beweise dich. Es muss nicht so weitergehen."

Und dann weiß ich das ich alleine bin. Der Geist ist fort. Seine Worte hallen in meinem Kopf nach.
Und dann geht ganz langsam ein Licht an.
Mit einer plötzlichen Klarheit merke ich das ich frei bin. Die Fesseln sind fort.
Ich stehe auf und meine Füße geben nach. Ich weiß nicht wie lange ich schon auf diesem Stuhl festgeschnallt bin. Wie viel Zeit ist vergangen seit ich Mona das angetan habe?
Was haben sie mit ihrem Körper gemacht? Was haben sie jetzt mit mir vor?
Langsam stehe ich auf und versuche das Gleichgewicht zu halten.

Der Raum ist vollkommen weiß, wie kommt es das mir das noch nie aufgefallen ist?
Ich taumele weg von dem Stuhl und sacke an der wand entlang auf dem Boden zu einem Häuflein elend zusammen.

Irgendwann stehe ich auf und taste mich an der Wand entlang.
Sie ist vollkommen glatt und ich sehe nirgends eine Tür.
Nachdem ich die Wand einmal komplett abgetastet habe und keinen Ausgang gefunden habe, merke ich wie mein kurz zuvor entdeckter Tatendrang wieder verschwindet.
Aber meine Angst vor erneuten Schmerzattacken hält mich davon ab ganz aufzugeben.
Langsam nährere ich mich dem Stuhl, wie ein Raubtier seine Beute umrundet ich ihn, allerdings fühle ich mich wie die Beute und nicht wie das Raubtier.
Der Stuhl besteht aus Metall das weiß gestrichen ist, er ist ohne jede Polsterung und von den Metallbänden die mich gefesselt hielten, ist nichts mehr zu sehen.
Langsam und vorsichtig setze ich mich auf den Stuhl, ich habe Angst das die Fesseln wieder auftauchen. Aber nichts passiert.
Die Lehne des Stuhles ist mach hinten geklappt, so dass ich wie auf einem Brett lag, dadurch konnte ich mich nicht wehren was mir ein Gefühl von Hilflosigkeit gegeben hat.
Meine Hände Krallen sich in die Kanten des Stuhles und ich versuche meinen Herzschlag zu beruhigen.
Und dann ertönt ein leises klicken.
Sofort beginnt mein Puls zu rasen und das Metall unter mir gibt nach. Ich habe keine Zeit zu schreien oder mich zu einer Kugel zusammenzurollen. Der Fall ist kurz und der Aufprall leichter als erwartet.
Ich beginne am ganzen Körper zu zittern, als ich merke das es erneut vollkommene Dunkelheit um mich herum ist. Und wieder höre ich leises Flüstern und Kratzen das ich nicht einordnen kann, es ist überall.
Ich mache einen Schritt nach vorne und krache gegen eine Wand. Für ein paar Sekunden verstummen sämtliche Geräusche und ich höre nur meinen hektischen Atem. Langsam Strecke ich die arme aus und meine Befürchtung bewahrheitet sich. Ich bin gefangen, die Wände umschließen mich, ich habe nur wenige Zentimeter Platz. Und erneut beginnen die Geräusche, ich merke wie ich beginne zu schwitzen. Panik schnürt mir die Kehle zu. Die Wände, kommen sie noch näher oder bilde ich mir das nur ein? Meine Finger kratzen nutzlos über die steinerne, eiskalte Wand.
Ich spüre wie ein plötzlicher Energiestoß durch meinen Körper geht und ich beginne zu schreien, meine Füße treten gegen die wand, meine Hände hämmern voller Verzweiflung dagegen, aber nichts passiert.
Was habe ich denn erwartet?
Ich hätte den Raum mit dem Stuhl überhaupt nicht verlassen sollen, dort war es wenigstens hell.
Und wie ich hier in vollkommener schwärze stehe, eingeengt von stabilen Mauern, umgeben von Geräuschen die mir ein Schauer über den Rücken laufen lassen, merke ich das ich eine Grenze überschritten habe. In den letzten tagen oder waren es Wochen habe ich so viel Schmerz körperlichen wie seelischen ertragen, dass ich jetzt einfach nicht mehr verkraften kann. Mein Hirn schällt ganz einfach ab. Ich nehme die Geräusche um mich herum noch wahr, aber es macht mir nichts mehr aus. Ich lehne mich an die Wand hinter mir an und merke wie sich mein Herzschlag beruhigt.
Vielleicht war das genau das worauf die körperlose Stimme gewartet hat, denn in dem Moment ertönt erneut die Stimme in meinem Kopf.

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