Kapitel 18

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Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, seit Alex meine Hand genommen hat und schweigend davon gelaufen ist. Und ehrlich gesagt, ist es mir egal. Ich fühle mich schlecht weil ich hauptsächlich wissen will, was passiert ist und im Moment nicht die Kraft habe, mich zu fragen was Alex wohl empfindet.

Irgendwann bleibt Alex so abrupt stehen, wie er losgelaufen ist. Er lässt meine Hand los und schaut mir fest in die Augen. Ich sehe Schmerz, Verzweiflung und eine Entschlossenheit, von der ich weiß das wenn sie einmal da ist, nicht mehr weggeht. Kurz gesagt ich sehe alles was ich empfinde, seit ich meine Großmutter verlassen habe.
"Ich werde mit dir kommen. Wir werden herausfinden, was hier passiert ist." Seine Stimme ist rau und mir ist klar das ich darauf nur eine richtige Antwort geben kann. "Ok." Ich sehe wie er durchatmet und dann gehen wir schweigend weiter.
Wir wissen nicht wohin wir gehen, ob die Richtung stimmt, aber das spielt leine Rolle.
Wir haben ein Ziel, wir werden die Rebellen finden. Und uns beide treibt etwas an, was wertvoller als jede Kondition ist. In unserer beider Herzen brennt ein Feuer, das uns antreibt, dieses Feuer wird genährt von unserem Glauben, an alle die wir lieben.
Ich habe ein Versprechen gegeben und ich werde dieses Versprechen einlösen, selbst wenn es mein Leben kostet.

Irgendwann setzen wir uns auf den Boden und Alex gibt mir zu verstehen, dass er aufpasst und ich schlafen kann. Schweigend Rolle ich mich zu einer Kugel zusammen und schließe die Augen. Obwohl mein Körper müde ist, kommt er nicht mehr zu Ruhe. In meinem Kopf jagen die Gedanken und ich versuche verzweifelt jegliches denken abzustellen. Aber es funktioniert nicht. Also ergebe ich mich und lasse meinen Gedanken freien Lauf.

Ich soll in die Schweiz, ein Land von dem ich gehört habe, in diesem Land sollen sich die Rebellen aufhalten. Diese soll ich ausfindig machen. Wenn mein Vater noch am Leben ist, wird er dort sein. Aber meine Großmutter hat auch gesagt, dass es im Grunde keine Rolle spielt, ob ich die Rebellen finde. Das einzige was zählt, ist mein Leben.

Und dann ist mir klar, dass ich wenn ich jetzt gehe alles verlieren werde. Ich darf nicht gehen. Alex muss bei mir bleiben. Alleine werde ich sterben.
Wir müssen herausfinden, was hier passiert ist und dabei können uns die Rebellen vielleicht helfen.
Auf dem Weg in die Schweiz muss ich lernen mit den Waffen meiner Großeltern umzugehen. Vielleicht kann mir Alex auch dabei helfen.
Vielleicht lenkt es ihn auch von seinem momentanen Gefühlschous ab.

Irgendwann muss ich wohl doch eingenickt sein, denn Alex rüttelt mich wach und ich bin vollkommen orientierungslos.
Ich schaue ihn in die grünen Augen und lächele schwach. "Hey." Er nickt mir kurz zu und steht auf. Auch ich richte mich auf und schaue mich um, die Asche hat sich teilweise auf den Boden abgelagert, aber es schwebt immer noch viel in der Luft herum.

Schweigend marschieren wir los. Ich frage Alex nicht ob er weis wohin er geht. Oder ob er weiß wo die Rebellen ihren Stützpunkt haben. Ich folge ihm einfach. Mein Magen knurrt, aber ich ignoriere ihn. Ich könnte schauen was meine Großmutter mir in meinen Rucksack getan hat, aber dazu habe ich nicht die Energie.
Ich frage mich wann Alex das letzte mal etwas gelesen hat und mache mir langsam sorgen um ihn.

Ich will gerade zu ihm aufschließen, als er ruckartig stehen bleibt eine Hand ausstreckt, damit ich nicht in ihn hineinlaufe. Wie stehen hintereinander, erstarrt und vollkommen konzentriert.
Und dann höre auch ich es.
Schritte.
Alex packt meine Hand und so leise wie möglich huschen wir zu einem verkohlten Baumstumpf. Leise Knien wir uns dahinter und das einzige was ich höre ist mein hämmerndes Herz.
Und dann sehe ich sie.
Zwei Jäger.
Eine Mann und eine Frau. Beide mit langen und verfilzen Haaren.
Sie sind die Bewohner der Ruinenstadt.
Ich ducke mich tiefer. Jäger sind genau wie Unterweltbewohner gefährlich.
"Wer war das?" Die Stimme der Frau ist rau, aber ich höre die Wut in ihrer Stimme. Der Mann antwortet nicht , sondern schaut sich aufmerksam um. Das scheint die Frau daran zu erinnern, das auch sie auf der Hut sein sollte.
Schweigend gehen beide weiter und erst als sie schon lange fort sind, atme ich tief aus.

Alex schaut mich ernst an und zum ersten Mal an diesem Tag sagt er etwas. "Wir müssen besser aufpassen. Das gerade war knapp. Und ganz offenbar war das hier einmal eine Ruinenstadt. Und auch die Jäger wissen nicht was hier passiert ist." Ich nicke und wir gehen wieder nebeneinander her. "Ich habe mir überlegt, dass die Rebellen vielleicht mehr wissen. Außerdem wollte ich dich fragen, ob du mir beibringen kannst, wie ich mich verteidigen kann." Er mustert mich kurz und nickt knapp.
Mehr gibt es nicht zu sagen und wir verfallen wieder in schweigen.

Als wir am Abend in einer verlassenen Siedlung auf dem Boden sitzen, frage ich mich was mit den Bewohnern passiert ist. Vermutlich waren es Nomaden, die weitergezogen sind.
Auch hier ist alles voller Asche.
Ich seufze leise und werde einen wehmütigen Blick in Richtung Himmel. "Ich vermisse die sonne." Alex lächelt müde.
Ich ziehe meinen Rucksack zu mir und starre ihn schweigend an, dann öffne ich ihn.
Ganz oben liegt ein Briefumschlag und ein eingepacktes Sandwich. Ich nehme das Sandwich heraus und schließe den Rucksack wieder. Ich bin noch nicht bereit zu erfahren, was in dem Brief steht.
Und ich will gar nicht wissen, wann der Brief geschrieben wurde. An dem Tag meiner Flucht, hatte meine Großmutter nämlich definitiv keine Zeit ihn zu schreiben. Und das muss heißen, dass sie auf so etwas vorbereitet war.
Ich gebe Alex das Sandwich und er teilt es mit seinem Messer in zwei Hälften. Ich gebe mir Mühe langsam zu essen. Als ich fertig bin, habe ich immer noch Hunger, aber ich weiß das ich nicht mehr essen darf.
"Ich übernehme die Wache, du solltest schlafen." Er nickt und lächelt kurz, dann rollt er sich auf dem Boden zusammen und schläft fast sofort ein.

Oh mein Gott! Danke Leute. Dieses Buch hat mehr als 200 reads! 😍

Ich will mich auch noch entschuldigen das so lange keins mehr kam, aber ich hatte in letzter Zeit richtig Stress in der Schule.

Aber danke für die 200 reads 👍🏻

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