Kapitel 10

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Annie

Als ich aufwache frage ich mich wo ich bin. Ich liege auf dem Boden, allerdings ist es seltsam weich, ich strecke die Hand aus und stelle fest das ich auf einem Teppich liege.
Wo zur Hölle bin ich?
Dann fällt es mir wieder ein.
Mein Körper versteift sich als ich an die schreckliche Nacht denke.
Meine Mutter.
Was ist mit meinem Vater passiert?

Als mir meine Gedanken zu viel werden stehe ich auf und gehe auf die Tür zu.
Ich lege eine Hand auf das Holz und atme tief durch, dann öffne ich die Tür und husche durch einen kleinen Flur. Ich öffne eine weitere Tür und stehe in der Küche, offenbar hat meine Oma mich gehört denn sie dreht sich zu mir um und mustert mich von oben bis unten. Schließlich kommt sie auf mich zu und umarmt mich. "Komm setz dich an den Tisch, dann kannst du etwas essen und dann erzählst du mir alles ok?" Ich nicke und setze mich an den Tisch. Sie stellt mir eine Schale mit Suppe hin und ich beginne schweigend zu Löffeln.

Als ich fertig bin räumt sie meine Schale auf und setzt sich mir gegenüber an den Tisch. Und dann kann ich es nicht länger zurückhalten und ich erzähle ihr alles.

Meine Großmutter hört sich schweigend meine Geschichte an und unterbricht mich kein einziges Mal.
Als ich schließlich fertig bin, hebe ich den Kopf und schaue sie an.
Ich weis nicht was ich als erstes fragen soll, ebenso bin ich nicht bereit überhaupt eine Frage zu stellen aus Angst vor der Antwort. Auch kann ich nicht einfach so weitermachen als wäre nichts passiert.
Meine Mutter ist tot!
Mein Vater ist verschwunden!
Zum Glück ergreift mein Großvater das Wort. "Annie das ist jetzt bestimmt verstörend. Aber ihr musstet fliehen, in der Siedlung wart ihr nicht mehr sicher. Eigentlich spiet es keine Rolle wo man ist, es ist überall unsicher. Aber wir wollten das wir alle zusammen sind. Es wird sich alles verändern. Als die Welt das erste mal zerstört wurde hieß es aus jedem Ende entsteht ein neuer Anfang. Und das ist die Wahrheit, du musst dir diesen Satz merken und immer daran glauben.
Ich habe den Verdacht das irgendjemand vorhat die Welt vollkommen zu vernichten.
Es soll nichts mehr übrig bleiben. Es wird nach Ihren Vorstellungen niemand überleben."
Es herrscht Stille. Meine Gedanken rasen, aber solange ich denken kann muss ich mich über meine Eltern nachdenken.
"Wer will das? Und wenn er die Welt vollends zerstört, dann stirbt er doch auch oder?" Meine Oma antwortet mir. "Wir wissen nicht wer das will und ich glaube das es demjenigen egal ist ob er lebt oder stirbt. Aber wir wissen eines mit voller Gewissheit." Ich schaue sie aus großen Augen an. "Was denn?" Ein grimmiges Lächeln spielt um ihren Mundwinkel. "Wir werden nicht kampflos aufgeben!" Ich starre die alte Frau vor mir an, die so viel mutiger ist als ich. "Aber was wollt ihr denn tun? Ich wisst ja nicht einmal sicher ob jemand vorhat die Erde zu zerstören." Mein Opa nickt und sagt sanft. "Du hast recht. Aber ich denke wir wissen wo wir es herausfinden können!" Meine Augen weiten sich und ich frage atemlos "Wo?" Er schließt die Augen. "Bei den Rebellen."
Es herrscht absolute Stille. Ich kann nicht anders, ich muss einfach lachen. Allerdings ist es kein natürliches lachen, sondern schrill und es hört sich leicht hysterisch an.
"Ich dachte die Rebellen wollen den Diktator stürzen." Mein Opa nickt. "Der Diktator ist mächtig. Mächtiger als irgendjemand es in so einer Welt sein sollte." "Was meinst du mit in so einer Welt?" Meine Stimme ist dünn, denn das hier ist die einzige Welt die ich kenne. Mein Opa setzt sich auf das Sofa und sagt ruhig. "Mit so einer Welt meine ich folgendes. Hier schaut jeder wie er alleine klarkommt. Es gibt Gangs und hunderte von Einzelläufern. Die größten zusammenschließungen von Menschen die wir kennen sind die Rebellen und der Diktator und Präsident von Korea und Japan hat eine riesige Armee die ihn beschützt. Der Rest der Menschheit lebt vereinzelt in Grüppchen oder allein." Er schließt für einen Moment die Augen. Ich schaue ihn fragend an. "Ich verstehe nicht was du mir sagen willst." Meine Oma lässt sich neben meinem Opa auf dem Sofa nieder. "Einer der Menschen die die Erde komplett vernichten und zerstören wollen ist mit Sicherheit der Präsident. Er ist grausam und skrupellos. Und die Tatsache das er sehr viele Männer unter sich hat die ihn beschützen, macht ihn nur noch gefährlicher.
Vor ein paar Jahren ist hier ein Einzelläufer vorbeigekommen, er hat behauptet er hätte Gerüchte gehört das der Präsident alte Aufzeichnungen von früher gefunden hätte." Ich halte einen Moment lang die Luft an. "Aufzeichnungen?" Mein Opa übernimmt wieder. "Aufzeichnungen die in dieser Welt, in dieser Zeit, nie hätten gefunden werden dürfen. Sie hätten schon seit langem vernichtet werden sollen.
Es sind Aufzeichnungen über Waffen. Waffen jeglicher Art, von Maschinengewehren die nicht so schlimm wären, bis hin zu Atombomben."

Es herrscht Stille, was das bedeutet braucht mir keiner zu erklären.
Selbst ich weiß das Atombomben in dieser Zeit schreckliche Schäden anrichten könnten.
"Glaubt ihr er hat schon welche?" Beide schütteln in Resignation den Kopf. "Wir wissen es nicht." Es herrscht einen Moment lang schweigen, dann sage ich leise. "Aber das ist doch nur ein Gerücht und was können wir schon tun wenn er die Bomben hat?" Meine Großmutter beugt sich vor. "Vielleicht ist es nur ein Gerücht, vielleicht aber auch nicht. Das einzige was wir wissen ist das wenn der Diktator eine oder sogar mehrere Atombomben hat, dann wird er die Erde damit vernichten."
"Aber ich halten den Präsidenten nicht für jemanden der nur damit er eine ganze Spezies auslöschen kann sich selber in die Luft sprengt!"
"Ja, das ist das einzige Puzzle Stück das uns noch fehlt." Mein Opa starrt frustriert in die Luft. "Ich bin mir sicher er hat irgendetwas in der Hand, irgendetwas was seine Sicherheit gewährleistet." Es herrscht schweigen, dann richtet meine Oma sich auf und sagt ruhig. "Das spielt keine Rolle. Wir warten bis morgen Mittag. Wenn dein Vater bis dahin nicht hier ist, wirst du aufbrechen." Ich hebe ruckartig den Kopf. "Aufbrechen? Ich?" Meine Oma nickt, "Du wirst allein gehen. Geh in die Schweiz suche die Rebellen. Wir geben dir Tipps wie du überlebst. Auch bekommst du von uns Waffen und alles was überlebenswichtig ist."
Ich starre sie fassungslos an. "Aber ich kann doch nicht allein gehen. Ich bin viel zu jung, ich werde es nicht mal in die Schweiz schaffen. Ihr könnt mich nicht alleine gehen lassen."

Mein Opa sagt ruhig. "Wir sind zu langsam, wir würden dich nur aufhalten. Außerdem ist es unauffälliger wenn du allein bist, als wenn du noch zwei alte Leute mit dir herumschleppst." Ich starre die beiden mit offenem Mund an, dann sage ich verzweifelt. "Ich weis doch gar nicht wo sie in der Schweiz sind, außerdem sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten und ich sie wirklich finden, was soll ich dann tun?" Einen Mormone herrscht Stille, dann sagt meine Oma mitfühlend. "Ich weiß das wir dir nicht viel helfen können, aber solange du in Bewegung bleibst, bist du in Sicherheit und das ist das einzige was wirklich zählt." Ich senke den Kopf und schließ die Augen in der Hoffnung aus diesem Albtraum aufzuwachen. "Weist du was? Du gehst jetzt in dein Zimmer und überlässt uns den Rest. Ruh dich aus, denn du wirst deine Kraft brauchen. Außerdem gibt es immer noch Hoffnung das dein Vater noch kommt."

Schweigen stehe ich auf und geh in das Zimmer in dem ich die Nacht verbracht habe, an Schlaf ist nicht zu denken, also lege ich mich auf den Boden und schließe die Augen.
Dann lasse ich den ganzen Tag und die letzte Nacht noch einmal Revue passieren.

Last Hope for Earth  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt