Kapitel 17

18 4 2
                                    

Annie:

Von wegen schlafen.
Obwohl ich todmüde bin, kann ich nicht einschlafen.
Und wieso?
Natürlich wegen diesem Jungen!
Mit mir kommen?!
Was fällt ihm eigentlich ein?!

Obwohl, so abwegig ist es doch gar nicht oder?
Ich meine was macht es für einen Unterschied ob wir zusammen sind oder jeder für sich?
Meine Großmutter hatte mir gesagt, ich solle niemandem vertrauen, aber wenn ich ihn mitnehme, heißt das automatisch das ich ihm vertrauen muss?
Nein.
Ist es nicht besser, wenn ich nicht alleine bin?
Ich drehe mich auf den Rücken und schließe die Augen, dann seufze ich leise.
Und in dem Moment spüre ich wie der Boden vibriert. Mit einem Ruck richte ich mich auf, meine Augen jagen durch die Dunkelheit.
Ich kann nichts sehen.
Habe ich mir das nur eingebildet?
Bevor ich auch nur einen weiteren klaren Gedanken fassen kann, explodiert alles um mich herum.
Das letzte was ich spüre, ist eine wahnsinnige Druckwelle, die mich mich wie eine Puppe durch die Luft schleudert.

Als ich meine Augen öffne, merke ich als erstes, dass es dunkel ist, als hätten wir Dämmerung. Dann bemerke ich den stechenden Schmerz in meinen Schläfen, gefolgt von dem unangenehmen Kratzen in meinem Hals, der sich übrigens anfühlt als hätte ich stundenlang getobt und geschrieen.

Ich schließe die Augen wieder und frage mich was passiert ist. Langsam richte ich mich auf und reibe meine brennenden Augen, die sich langsam an das fahle Licht gewöhnt haben. Durch den Schwindelreiz der mich erfasst, merke ich das alles um mich herum verbrannt riecht und etwas grauses durch die Luft schwebt.
Nachdem ich es geschafft habe, mich in den Schneidersitz zu quälen, schaue ich mich langsam um.

Fast genauso langsam kommen meine Erinnerungen zurück.
Das Beben des Boden und die darauffolgende Explosion.
Alex!
Der Name schießt durch mein Gedächtnis.
Wie geht es ihm?
Wo ist er?
Ich schaue mich um und bemerke, das überall Asche ist, sie bedeckt mich und den Boden und schwebt in der Luft. Das würde erklären woher der beißende Rauchgeruch herkam.

Mühsam rappele ich mich auf und versuche mir einen Reim darauf zu machen, was passiert ist.
Es gab eine Explosion, offenbar war sie weiter weg, da ich die Druckwelle gespürt hatte. Offenbar ist daraufhin etwas in Flammen aufgegangen und das hat sich rasend schnell durch den Wald ausgebreitet. Ich taumele durch die Gegend, bis mir klar wird, dass ich mich noch immer in Alexs Unterschlupf unter der Erde befinden muss. Ich stoße gegen etwas und knicke ein. Meine Hände Tasten über den Boden und fühlen den rauen Stoff der Bettdecke.
Langsam drehe ich mich um und dann sehe ich es.
Auf dem Boden hebt sich etwas von der gleichförmigen Ascheschicht ab.
Ich taumele darauf zu und sinke in die Knie.
Mit der Hand schiebe ich die grauen Flocken zur Seite und sehe den Stoff von Alexs Shirt. Durch die Asche hat es den gleichen Grauton wie alles andere. Hastig räume ich ihn frei und Taste dann nach seinem Puls.
Mein Herz hämmert in meiner Brust und ich merke, dass ich wahnsinnig Angst habe, dass er Tod ist.
Ich würde es nicht noch einmal verkraften, wenn jemand stirbt denn ich mag. Egal wie lange ich ihn kenne.
Als ich seinen Puls fühle, schluchze ich erleichtert auf und stupse ihn an.
Keine Reaktion.
Frustriert seufze ich auf und schaue nach oben.
Vor ein paar Stunden, war über mir noch Lehm und Erde, die zusammen eine dicke undurchdringbare Mauer gebildet hatten. Jetzt ist da nichts mehr.
Langsam fange ich an mich zu fragen, wie wir den Einsturz der Decke überlebt haben. Ich beschließe mir darüber keine Gedanken zu machen, sondern lieber zu schauen wie ich Alex hier rausbekomme.

Erneut schaue ich mich gründlich um und dieses Mal bemerke ich die Überreste der Leiter, die verkohlt und zusammengeschrumpelt auf dem Boden liegt.
Einen kurzen Moment keimt Panik in mir auf, aber ich dränge sie zurück.
Ich verpasse Alex eine Ohrfeige, aber er rührt sich nicht.
Ich könnte ihn Wasser über den Kopf schützen, aber Wasser ist zu kostbar um es für so etwas zu verschwenden.
Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch, als etwas mein Handgelenk umklammert. Ich dränge den Anflug von Panik zurück und schaue auf mein Handgelenk, eine von Asche bedeckte Hand klammert sich an mir fest, als wäre ich ein Rettungsanker.
Alexs raue Stimme reist mich aus meinen Gedanken: "Wa was ist passiert?" Ich richte den Blick auf sein Gesicht und sage ruhig. "Ich habe keine Ahnung. Es gab eine Explosion, alles wurde zerstört. Allerdings hatten wir noch Glück, da wir nur die Druckwelle abbekommen haben. Wie geht es dir? Hast du irgendwo schmerzen?"

Doch es scheint, als hätte Alex mich nicht verstanden. Er starrt mich entsetzt an und schüttelt langsam den Kopf. "Nein. Nein. Das kann nicht sein. Meine Eltern und ihre Eltern hatten das hier erbaut, es war Ihre Lebensexestens. "
Ich weiß nicht was ich sagen soll, also beuge ich mich vor und umarme ihn.

Als ich ihn loslasse richte ich mich taumelnd auf und ziehe ihn langsam hoch.
Schweigend stehen wir Seite an Seite und schauen uns in den Trümmern um, die einmal ein Zuhause für Alex waren.

Last Hope for Earth  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt