Kapitel 32

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Annie:

Mir gegenüber an die Wand gefesselt hängt Alex. Bei seinem Anblick wird mir übel, was haben sie mit ihm gemacht?
Sein Gesicht ist zugeschwollen und sein ganzer Körper voller Blut.
Lebt er noch? Er hängt Bewegungslos in seinen Fesseln und hält den Kopf mit den geschlossenen Augen gesenkt. Ich versuche mir jediglich einzureden, dass er ohnmächtig ist und bestimmt bald aufwacht.
Was haben sie jetzt vor? Und wie sehr haben sie Alex wehgetan?
"Alex.." Meine Stimme bricht, ich kann und will nicht weitersprechen. Von ihm kommt immer noch keine regung und ich schaue ihn an. Verzweiflung über kommt mich. Er sieht schrecklich aus. Hatte der verschleierte Mann vielleicht wirklich die Wahrheit gesagt, sind wir hier wirklich in dem Verließ des klagenden Geistes? Ist Alex eine zweite Mona und ich ein zweiter Simon?
Dieser Gedanke lässt mich erschaudern und ich spüre die Panik in mir hochkriechen.
Was was soll ich denn jetzt tun?
Und dann schaue ich erneut Alex an und eine unglaubliche Wut durchströmt meinen Körper, wie kann es irgendjemand wagen ihm wehzutun?
Verzweifelt versuche ich meine Hände frei zu bekommen, aber die Fesseln hängen fest an der Wand und das einzige was passiert ist das sich das Metall tief in meine Haut schneidet.
Hastig schließe ich die Augen um die Tränen des Schmerzes und der Verzweiflung zurück zu drängen.
Was für ein Feigling bin ich eigentlich?
Ich fange schon an zu weinen wenn mir meine Fesseln in die Arme schneiden und was hat Alex alles durchlitten?
Langsam entspanne ich meinen Körper so weit es geht und richte den Blick auf Alex.
Seine Kleidung ist schmutzig und an manchen stellen zerrissen und voller Blut.
Ist das alles sein Blut?
Bei der Vorstellung was das für Schmerzen gewesen sein müssen spüre ich erneut eine Welle der Übelkeit.
Mein Herz hämmert in meiner Brust und die Sekunden verstreichen quälend langsam.

Als Alex die Augen öffnet und den Kopf hebt, wünsche ich mir fast er hätte sie nicht geöffnet.
Wenn ich dachte sein Gesicht oder Körper würden schlimm aussehen, dann ist das nichts im Vergleich zu seinen Augen.
Seinen ausdrucksstarken, wunderschönen, grünen Augen.
Jetzt sind sie gebrochen, aus ihnen spricht Schmerz und Hoffnungslosigkeit.
Ich kann mein Entsetzen nicht mehr rechtzeitig verbergen, er sieht es und sagt mit rauer Stimme: "Tja scheint so als wäre es aus, nicht wahr?" Entsetzen schnürt meine Kehle zu, warum er, warum ausgerechnet Alex? Hat er nicht schon genug eingesteckt?
"Nichts ist vorbei! Wir finden eine Lösung." Ich höre mich selbst in meinen eigenen Ohren schwach und zerbrechlich an, so als könnte mich der kleinste Windstoß umbauen. Und genauso fühle ich ich gerade.
"Tja nur der stärkste überlebt und offenbar sind wir zu schwach."
Meine Gedanken rasen, ich muss sich irgendetwas sagen können.
"Alex schau mal. Wenn sie uns einfach hätten töten wollen, dann hätten sie es schon längst getan. Aber wir leben noch. Warum?" Seim lebloser Blick streift mein Gesicht. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nur das sie mir irrsinnige Fragen gestellt habe."
"Wenn sie so irrsinnig waren, warum hast du sie dann nicht beantwortet?" Er lacht bitter auf: "Ich habe sie beantwortet, aber das sind Bastarde, denen es Spaß macht andere leiden zu sehen!"
Das Geräusch der sich öffnenden Tür lässt mich erstarren und da steht er wieder: der verschleierte Mann.
Ich fange an zu zittern und sehe aus den Augenwinkeln wie Alex den Kopf dreht.
Im Gegensatz zu mir schafft er es sich aufzurichten und den Mann ausdruckslos anzuschauen.
Der Mann schreitet in der kleinen Zelle auf und ab, bis er vor Alex stehen bleibt.
Als ich sehe, dass er in seiner behandschuhten Hand ein langes, schlankes Messer hält, hämmert mein Herz so laut das ich mir sicher bin, die beiden müssen es hören.
Der Mann lacht kurz grausam und drückt Alex das Messer in die Wange. Als ich das Blut sehe, dass aus der Wunde austritt muss ich an Alexs Worte denken: den Bastarden macht es Spaß andere leiden zu sehen.
Was soll ich jetzt tun?
Will er wirklich nur anderen Menschen schmerzen bereiten oder steckt da mehr dahinter?
Und warum sollte er immer nur mit mir reden und Alex so zusetzen?

Meine Gedanken werden von einem wiederlichen Knacken unterbrochen. Das Messer ist aus der Hand des Mannes verschwunden und er biegt langsam Alexs kleinen Finger nach hinten immer mehr, bis er bricht.
Mir wird übel, wie hält Alex das nur aus?
Oder ist er bereits über die Grenze hinaus an der er keinen Schmerz mehr empfindet.
Als die Gestalt sich gerade dran macht Alexs Ringfinger zu brechen, kann ich nicht mehr.
Meine Stimme halt unnatürlich hoch durch die Zelle: "Hör auf damit."
Der Mann dreht sich langsam zu mir um, aber mein Blick ist auf Alex gerichtet.
Seine Augen bohren sich in meine, aber ich weiß nicht was er denkt.
"Warum sollte ich aufhören?" Darauf weiß ich auch keine Antwort und der Mann dreht sich wieder Alex zu, bevor er erneut seine Hand malträtiren kann spreche ich erneut hastig und mit hämmernden Herzen:
"Weil ich wissen will warum du das tuat? Warum nimmst du dir das recht heraus ein Leben so zu zerstören?" Ganz langsam dreht sich der Mann zu mir um: "Weil ich Rache will." Ich schlucke: "Rache? Aber an wem? Und warum?"
Und dann tut der Mann etwas womit ich nie gerechnet hätte, er zieht sich den Schleier vom Gesicht.
Ich starre ihn verdutzt an und muss automatisch an die Erzählungen meiner Oma von einem Zebra denken, denn dieser Mann ist genauso gestreift wie besagtes Tier. Als mir jedoch die Bedeutung dessen was ich hier sehe, bewusst wird kann ich mich nicht mehr zurückhalten und ein angsterfülltes Wimmern verlässt meinen Mund.
Sein Gesicht war einmal von Schokoladebrauner Farbe, solange bis ihm offenbar jemand jeden Millimeter Haut aufgeschnitten hat, die dünnen weißlichen Narben lassen sein Gesicht schwarz weiß gestreift aussehen, wie das Fell eines Zebras.

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