Kapitel 24

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James:

Ein Klopfen an der Tür weckt mich. Ich schrecke hoch und brauche einen Moment um mich zu orientieren, dann fällt mir alles wieder ein.
Die Victorybridge, Robb, die Rebellen die zu Robb gehören und der Tod des Präsidenten.
Ich richte mich auf und öffne die Tür. Vor mir steht Natalja.
Ihre Frisur sitzt perfekt und ich schäme mich für meinen zerknitterten Overall, wenigstens muss ich mir um meine fehlenden Haare keine Gedanken machen.
Doch sie lächelt lediglich kurz und sagt ruhig: "Guten morgen. Ich gebe dir zehn Minuten."
Ich schließe die Tür und gehe in das Badezimmer.
Zum ersten Mal seit langem schaue ich in einem Spiegel.
Der Mann der mit entgegenschaut hat nichts mehr ähnlich mit dem Mann der als Gefangener aus seiner Heimat in die Hände seines schlimmsten Feindes geführt wurde.

Meine Haare sind fort, übrig bleibt ein kahler Schädel.
Meine blauen Augen sind matt, sie haben jeden Glanz verloren.
Der leicht lila verfärbte Kiefer steht in krassem Gegensatz zu meiner blassen Haut.
Ich weis schon gar nicht mehr wann ich einen Schlag auf den Kiefer bekommen habe.
Ich seufze leise und gehe aus dem Zimmer.

Ich bleibe erstaunt stehen und schaue mich um.
Der Raum vor mir ist riesig und voller Menschen. Männer, Frauen und sogar Kinder, sie alle sitzen an Tischen und Bänken im ganzen Raum verteilt und essen redend und lachend ihr Essen. Es herrscht eine ausgelassene in fröhliche Stimmung.
Natalja schaut mich an und lächelt: "Wir können von Glück sagen, dass der Präsident so größenwahnsinnig ist, sonst hätten wir ein Problem so viele Menschen unterzubringen." Ich schaue sie an: "Das das wow. Ich dachte nicht das so viele hier sind." Sie lächelt und führt mich durch den Raum zu einem freien Tisch. "Warte kurz." Ich nehme Platz und beobachte sie, wie sie sich durch die Menge drängt. Dann lass ich den Blick schweifen.
Eltern die ihre Kinder tadeln oder einfach mit Ihnen reden. Einzelne Gruppen von bunt zusammengewürfelten Menschen die lachen und reden.
Pärchen die essen.
Hier sind die verschiedensten Menschen, aber sie alle sind sauber und scheinen glücklich.

Glücklich einer zerstörten Erde entkommen zu sein.

Sie alle steuern einem neuen Leben entgegen, einem Leben auf einem Raumschiff.

Natalja schiebt mir ein Tablett mit Brot, Aufstrich, einem Apfel und einem Glas Wasser hin.
Schweigend beginnen wir zu essen.
Als ich aufschaue bemerke ich das Natalja sie aufmerksam umschaut, sie kneift die Augen leicht zusammen. "Was ist los?" Sie zuckt die Schultern: "Ich weis nicht. Es ist einfach, all diese Menschen sie sind so glücklich, so zufrieden. Sie machen sich keine Sorgen, um nichts." Ich lache humorlos auf: "Nach mir die Sinnflut! Weist du ich glaube es liegt in der Natur des Menschen sich immer als alles erstes um sich selber zu kümmern. Und all diese Menschen, sie haben Tag ein Tag aus ums überleben gekämpft, das hier ist ihre wohlverdiente Pause." Natalja lächelt gequält: "Aber es sind noch so viele auf der Erde. Wir werden nie alle retten können, es wird unschuldige geben, die wir nicht retten können." Ich nicke nachdenklich: "Man kann nie alle retten. Aber wir können sie viele wie möglich retten." Sie antwortet mir nicht sondern konzentriert sich auf ihren Teller.

Natalja führt mich in einen riesigen, modern eingerichteten Raum.
Ein Labor.
Ich habe noch nie so eine Ausstattung gesehen.
Alles sieht neu aus und hier soll ich jetzt arbeiten.
Hier soll ich helfen, alles Lebensnotwendige einzurichten.
Ich soll mit ein paar anderen Wissenschaftlern dafür sorgen, dass wir auf dem Raumschiff überleben können.
Natalja stellt mir einen dicken, glatzköpfigen Mann mittleren Alters vor, er erklärt mir sein Name sei Amsel.
Amsel führt mich weiter herum.

Er zeigt mir die Äcker mit dem künstlichen Licht.
Den Raum wo sie mit Hilfe technischer Geräte Wasser erzeugen.
Und er zeigt mir den riesigen uralt aussehen Notstromaggregator.
Ich habe noch nie so etwas gewaltiges gesehen.
Dieses Gerät kommt noch aus der Welt vor der sonneneruption, aus einer Welt voller leben und Hoffnung.
Amsel sieht mir meine Begeisterung an: "Wir haben ihn gefunden. Er lag begraben unter Schutt. Und das beste an allem er ist noch voll funktionsfähig. Wir benutzen ihn nicht, nur im äußersten Notfall, der wie ich hoffe nie Eintritt."
Ich nicke und wende den Blick von dem Gerät ab.
Ich will gar nicht wissen, was der äußerste Notfall ist, ich will einfach nur anfangen zu arbeiten, ich will mich ablenken, ablenken von all den Menschen die noch auf der Erde sind und die wir vielleicht nie retten werden.

Und genau das tue ich.
Ich arbeite.

Als ich endlich wieder einen weisen Laborkittel anziehe, fühle ich mich sofort besser.
Ich versinke in den Proben, die ich auswerten soll und vergesse alles andere.

Last Hope for Earth  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt