Kapitel 27

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Das Verlies des klagenden Geistes:

Als ich die Augen öffne, werde ich von grellen weißen Licht, dass mir in die Augen sticht geblendet.
Ich will meinen Kopf wegdrehen und bemerke voller entsetzen das ich ihn nicht bewegen kann. Mein Herz beginnt zu rasen. Ich sitze in der Falle. Auch meine Hände und Füße sind festgeschnallt. Als ich den Blick senke, sehe ich einen silbernen Eisengurt, mit sieben Zentimeter Durchmesser um meinen Bauch. Ich nehme an, dass mit dem selben Material mein Hände, Füße und mein Kopf festgeschnallt sind.
Mein Atem ist laut in der absoluten stille und ich Frage mich was passiert ist.
Ich bin gefallen.
Aber müsste ich nicht schmerzen haben?
Bei dem Aufprall habe ich mir bestimmt sämtliche Knochen gebrochen.
Wo bin ich?
Man hat mir offenbar Schmerzmittel gegeben. Aber warum hat man mich dann festgebunden?
Und dann erinnere ich mich an die körperlose Stimme, die zu mir gesprochen hat, die Stimme die ich für all das hier verantwortlich mache.
Ihre Worte haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt, ich werde sie nie vergessen, sie werden das letzte sein an was ich denken werde, immer.

"SIMON. Komm zu mir!"

Diese Stimme sie war so mächtig, ich konnte mich ihr nicht wieder setzen.
Sie hatte mich angezogen, wie Licht die Motten. Ich war die ahnungslose, kleine und unfassbar dumme Motte, die dem Ruf gefolgt ist.
Und ich bin nicht alleine gegangen, das war das schlimmste.
Ich habe noch jemanden ins Verderben mitgenommen.
Meine Freundin Mona.
Wir waren gemeinsam auf dem Abschlussball, als ich diese Stimme gehört habe. Ich sagte zu ihr ich bräuchte kurz frische Luft und gemeinsam sind wir in die kalte Nacht hinausgegangen. Sie hatte mir vertraut und ich habe sie, ja was habe ich getan? Was haben sie mit ihr gemacht? Was ist passiert als wir das schützende Gebäude verlassen haben? Das letzte an das ich mich erinnere ist Monas rote Kleid, dann nichts mehr.
Als ich das nächste mal die Augen öffnete war ich allein, in der vollkommenden Dunkelheit, alleine mit den Geräuschen.
Und dann geht mir auf das ich meine Entführer noch nicht einmal gesehen oder gar gehört habe, außer ich zähle die körperlose Stimme mit, die mich dazugebracht hat aus dem Gebäude zu gehen.
Mona.
Warum mache ich mir keine Gedanken, darüber was mit ihr passiert ist? Ich liebe sie doch oder?
Und dann kommen all die Gedanken vor denen ich mich fürchte, nicht nur Gedanken auch Bilder. Bilder von Mona.
Mona voller Blut.
Haben sie mit ihr das gleiche getan wie mit mir?
Wer sind sie?
Und was wollen sie von mir?
Was ist mit meinen Eltern?
Sie müssen inzwischen bemerkt haben, dass ich fort bin.
Wie viel Zeit ist vergangen?

Und dann ertönt wieder diese Stimme. Die körperlose Stimme, mit ihr hat alles angefangen, soll mit ihr auch alles aufhören?

"SIMON."

Mehr sagt sie nicht nur meinen Namen. Und die Stille die sie hinterlässt ist fast schlimmer als alles was bisher passiert ist.
Ich will schreien, aber mein Hals ist zu trocken.
Und dann als würde jemand in meinem Körper einen Schalter umlegen, flutet Welle um Welle von Schmerz auf mich ein. Mein ganzer Körper besteht nur noch aus Schmerzen. Ich kann noch immer nicht schreien, aber jetzt fühlt es sich an als würde etwas meinen Mund zudrücken. Ich will mich aufbäumen, aber die Fesseln verhindern das. Ich spüre wie meine Augen feucht werden wollen, aber es kommen keine Tränen.
Ich habe keine Kontrolle über meinen Körper, ich spüre ihn oder besser gesagt ich spüre den Schmerz, er ist überall.
Ich kann nicht mehr denken, jedes Kämpfen ist sinnlos, das einzige was ich tun kann ist aufgeben und nicht einmal das lindert den Schmerz.
Ich will sterben, ich würde alles tun um von diesen Qualen befreit zu werden!
Und da ist sie wieder, die Körperlose Stimme.

"Alles? Simon, würdest du wirklich alles tun?"

Ich will meine Antwort herausschreien, will sie in meinem Kopf herausschreien, aber da ist nur noch Schmerz.
Und dann ist es weg. Es ist als hätte man erneut einen Schalter in meinem Kopf betätigt. Der Schmerz ist fort.
Mein Herz rast, ich höre meinen Atem und das grelle Licht geht aus.
Mein Körper handelt, bevor mein Gehirn realisiert, was ich hier tue. Es ist genau das gleiche, als ich mit Mona das Gebäude verlassen habe.

Meine Sicht verschwimmt, ich taumele mehr als das ich gehe. Irgendwo tief in meinem Gehirn Frage ich mich was mit meinen Fesseln passiert ist, aber das ist unwichtig. Das einzige was zählt sind die Schmerzen. Sie dürfen nicht zurückkommen. Niemals.
Und dann sehe ich sie. Meine Sicht ist wieder scharf. Vor mir an die Wand gekettet hängt Mona.
Meine Mona.
Sie ist hier und sie sieht gut aus. Ihr Augen leuchten, nein sie glitzern voller Wut.
Ich bleibe einen Meter vor ihr stehen und ich weiß was die körperlose Stimme von mir verlangen wird. "Simon." Monas Stimme ist schwach, aber es ist ihre Stimme. Ich kann sie nur anstarren. "Simon, bitte. Tu es nicht." Ihre Stimme ist flehemd, woher weiß sie warum ich hier bin?

"SIMON. Tu es!"

Diesesmal habe ich die volle Kontrolle über meinen Körper. Ich weis das das Wesen will, das ich es aus eigener Antriebskraft tue.
Mona, meine Mona, ich liebe dich doch. Aber es hat so furchtbar wehgetan.
"Simon, bitte denk nach. Glaubst du sie lassen dich gehen? Glaubst du mein Tod verändert irgendetwas?" Sie schaut mich aus ihren wunderschönen blauen Augen an. Ich schluchze laut auf. Sie hat Recht, ich weiß es, aber ich spüre noch immer den Schmerz. Keinerlei Kontrolle über seinen Körper zu haben, dass war das schlimmste. Ich hätte die schmerzen aushalten können wenn ich hätte schreien können, wenn ich meine Hände und Füße bewegen könnte, wenn ich weinen hätte können.
"Simon, ich liebe dich!"
Mona brüllt es. Und es sind diese Worte, die sie zum ersten mal zu mir sagt, die mich aus meiner Trance reisen. Ich hatte so lange darauf gewartet, dass sie das zu mir sagt uns jetzt wo sie es sagt fange ich am zu weinen.
"Mona ich ich liebe dich." Bevor ich mehr sagen kann bricht meine Stimme. Sie schaut mich an und in ihren Augen steht Schmerz.
Sie steht vor mir vollkommen wehrlos, sie hat keine Chance sich zu bewegen und trotz allem scheint sie keine Angst zu haben. Und dann erinnere ich mich, ich erinnere mich an ihre Hände auf meinem Körper, ihren Lippen die mir Dinge ins Ohr flüstern, ihr Lachen fröhlich und voller Energie.
Ich kann das nicht tun.
Und erneut fühle ich die Schmerzen, höre meine eigene Stimme die schwört alles zu tun.
Ich Strecke die Hände aus. Monas Blick ruht auf mir, sie schaut mir in die Augen, ich merke das sie meine Entscheidung akzeptiert hat.
"Ich wollte es dir schon früher sagen. Simon ich liebe dich. Ich liebe dich schon die ganze Zeit. Ich hatte nur Angst das du mich verletzt, das du mich alleine lässt. Ich habe Angst mich an Menschen zu binden. Weist du mir wäre nie klar geworden wie sehr ich dich liebe, wenn ich dich nicht verloren hätte." Sie lacht rau: "Manche Menschen müssen erst durch die Hölle um zu merken welches Glück sie haben nicht wahr?" Meine Hände sind erstarrt, ich höre ihr zu. Ihre Worte brennen sich in mein Gehirn ein, ihre Augen die mich traurig aber gleichzeitig stark anschauen verlieren sich in meinen. Ich will den Blick abwenden, aber ich kann nicht. Meine Hände legen sich um ihre Kehle und ich versuche in ihren Augen etwas zu lesen. Etwas was mir zeigt wie sehr ich versagt habe, aber da ist nichts nichts außer Liebe. Mein Herzschlag beruhigt sich während ihrer immer schneller schlägt. Ihre Fäuste ballen sich und sie läuft leicht blau an. Noch einmal holt meine erste und einzige große Liebe Luft und als der rasende Pulsschlag unter meiner rechten Hand verstummt, bricht mein Herz. Ich weiß das ich gerade nicht nur meine süße Mona getötet habe, sondern auch mich selber.

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