Kapitel 21

13 3 2
                                    

James:

Der Victorybridge?
Das erste funktionsfähige Raumschiff, dass die Menschheit je gebaut hat?

Während ich Natalja anstarre, versucht mein Gehirn diese Wörter zu verarbeiten oder sie mit irgendetwas in Zusammenhang zu bringen, was ein bisschen Sinn ergibt.
Vielleicht hat Natalja meinem Gesichtsausdruck angesehen, das ich nicht ganz verstehe was sie mir sagen will. "Das Raumschiff wurde von dem Präsidenten entwickelt und war als sein Rückzugsort geplant, aber du hast ihn getötet." Langsam macht das ganze Sinn. Der Präsident hatte etwas von einem Raumschiff gesagt, das stimmt. Aber woher weis diese Frau was ich getan habe?
"Die Wucht der Atombomben war nicht ganz so stark wie es sich der Präsident erhofft hat." Nataljas stimme dringt durch meine Gedanken. Ich schaue sie scharf an: "Wirklich?" Sie lächelt schwach. "Komm ich bringe dich zu unserem Captain, er erklärt dir alles und beantwortet dir deine Fragen."
Natalja geht auf eine Wand zu und legt ihre flache Hand auf eine Stelle, ein mechanisches Surren ertönt und die Tür öffnet sich. Schweigend folge ich ihr durch Gänge und weitere Türen, dabei schaue ich mich möglichst viel um.
Die Wände sind alle gleich weis, aber der Boden ist hier metallisch grau.
Schließlich bleibt Natalja vor einer großen Holztür stehen und klopft an, dann öffnet sie die Tür und lässt mich eintreten.
Der Raum ist riesig. Drei der vier Wände bestehen aus Glas und man sieht die Schwärze des Universums. Der Raum ist karg eingerichtet und das Licht kommt von einer runden Kugel an der Decke, sie verströmt grünliches Licht. Vor einer Glaswand steht ein junger Mann mit Vollbart und klaren blauen Augen. Die blau gefärbten Haaren sind zu einem Irokesenschnitt gestylt.
Mein erstes Gefühl was diesen Mann angeht ist vollkommen verschieden. Ich weis nicht so genau ob er mir Respekt einflößen soll, oder ob ich ihn einfach lächerlich finden soll.
"Sir das ist James einer der ehemaligen Rebellen aus der Schweiz. Er hat den Präsidenten getötet." Der Mann mit den blauen Haaren mustert mich voller Interesse und verzieht dann das Gesicht zu einem Lächeln.
Er kommt auf mich zu und hält mir eine Hand hin.
"Freut mich sie kennenzulernen James. Mein Name ist Robb, ich bin Kapitän der Victorybridge." Ich schüttelte seine Hand und bevor ich mich beherrschen kann, bricht eine Frage aus mir heraus: "Woher haben sie das Färbemittel für ihre Haare?" Robb fängt an zu lachen und sagt ruhig: " Das bleibt mein kleines Geheimnis. Aber kommen wir nun zu den wichtigen Dingen. Du weist das wir uns auf einem Raumschiff befinden. Ich habe es zu meiner Mission gemacht, so viele Menschen wie möglich zu retten, bevor sie von den Auswirkungen der Radioaktivität verletzt, missgestaltet oder sogar getötet werden. Sicher fragst du dich jetzt wie ich das anstellen möchte! Ich hatte vor der ganzen Sache mit den Bomben eine Gruppe Menschen um mich gescharrt, diese hatten alle eine gute Waffenausbildung und waren sehr gute Überlebenskünstler. Meine Gruppe war überall, wir waren sehr gut vernetzt, wenn einer etwas wusste hat er es sofort weitergegeben. Und unser Treffpunkt falls etwas wirklich schlimmes geschehen sollte, war die Schweiz, genauer gesagt die Basis der Rebellen. Die Anführer der Rebellen haben in Wahrheit zu mir gehört!"

Ich starre Robb ungläubig an.
Ich begreife das alles nicht. "Wie kommt ihr in den Besitz dieses Schiffes. "Einer der Rebellen, also eigentlich einer von meinen Männern hat überlebt und ist dir gefolgt, er hat die Männer die das Raumschiff bewachen sollten überwunden und dann haben wir es in Besitz genommen." Ich versuche regelmäßig zu atmen, um meinen Herzschlag zu beruhigen.
Haben vielleicht doch Rebellen überlebt?
"Und wie wollt ihr Menschen retten, wenn wir im Universum sind?" Robbs Miene wird ernst. "Ein paar meiner Männer sind auf der Erde geblieben und machen sich auf die Suche nach Überleben. Sie werden alle in die Schweiz gebracht und in genau 25 Tagen werden wir in der Schweiz landen." "Aber wie wollen sie all diese Menschen versorgen?" Robbs Gesicht entspannt sich ein wenig.
"Meine Wissenschaft in der Schweiz waren fleißig, wir können mit künstlichem Sonnenlicht und Wasser Gemüse anbauen. Praktisch gesehen sind wir Selbstversorger." Er muss meinen Ungläubigen Gesichtsausdruck gesehen haben, denn er lacht und sagt grinsend: "Wie gesagt, wir sind Überlebenskünstler." "Was passiert mit der Erde, wenn wir Menschen weg sind?" Robb lehnt sich an eine Glaswand.
"Glaub mir Mann, ohne uns ist die Erde besser dran. Sie wird sich vermutlich erholen."
Ich nicke langsam. "Danke." Robb nickt ruhig: "Du hast genug getan James. Ich möchte das du dich erst einmal ausruhst, dann kannst du meinen Wissenschaftlern zur Hand gehen. Natalja führt dich auf dein Zimmer. Falls du noch irgendwelche Fragen hast, ich laufe nicht weg." Er lacht laut auf, nickt mir noch einmal kurz zu und dreht sich wieder zur Glaswand.
Natalja bedeutet mir ihr zu folgen und gemeinsam gehen wir erneut durch Flure und Türen.
Ich werfe ihr immer wieder Seitenblicke zu und merke wie meine Anspannung nachlässt, irgendetwas hat diese Frau an sich was mir ein Gefühl von Sicherheit gibt.

"Hier wären wir." Natalja öffnet eine Tür und wir stehen in einem Raum, in der einen Ecke steht ein Bett und daneben ein Schrank. Ich schaue sie dankbar an. "Ich hole dich in acht Stunden ab, dann kannst du etwas essen ok?" Ich nicke und schaue sie durchdringend an. Sie ignoriert das gekonnt und lächelt: "Wenn du durch diese Tür gehst kommst du in ein Badezimmer, du kannst duschen aber nicht so lang, hier gibt es nicht so viel warmes Wasser." Ich nicke langsam. "Danke." Sie lächelt. "Gern geschehen. Wir sehen uns in acht Stunden." Damit dreht sie sich um in geht den Gang erlang davon. Ich schließ die Tür und gehe in das Badezimmer. Schnell ziehe ich mich aus und stelle mich unter die Dusche, es tut so gut endlich zu duschen, nach den letzten Tagen, oder waren es Wochen, ich weis es nicht mehr, aber es tut unglaublich gut, den Dreck der vergangen Zeit abzuwaschen.
Als mir Nataljas Warnung einfällt, ich solle nicht solange duschen, ist es bereits zu spät, das Wasser wird kalt. Schnell schalte ich es aus und trockne mich ab, dann gehe ich auf den Schrank zu und finde einen Overall der dem von Natalja gleicht.
Ich ziehe ihn an und lege mich auf das Bett, es ist hart und die Decke kratzt, aber im Moment ist mir das egal.
Ich bin am Leben.
Ich bin in Sicherheit.
Es geht mir gut.
Das ist alles was im Moment zählt.

Last Hope for Earth  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt