Teil26

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Alessias Sicht:

Ich wollte eigentlich das Geschirr waschen und nicht lauschen. Marco telefonierte und ich rannte irgendwie ständig hin und her um vielleicht doch irgendetwas aufzuschnappen. Ich hatte mich ihm geöffnet, mich zur Schau gestellt, dies war so mit Sicherheit nicht meine Absicht. Es war wie ein giftiger, bitterer Gedanke, in Angst er könnte mit jemanden telefonieren und dieser Person etwas von mir erzählen. Hinzu kam auch noch, das er immer noch halb nackt durch mein Haus lief und ständig richtete er dabei das Handtuch neu. Ich stand in der Küche, kniff die Augen zu und drückte mir die Handballen vor die Stirn „du bist nicht ganz normal!" schimpfte ich mich leise selbst. Warum hatte ich ihm alles erzählt? Dafür gab es doch überhaupt keinen Grund! Im Geiste gab ich mir eine Ohrfeige nach der anderen dafür, denn das musste bestraft werden. Es war leichtsinnig und absolut überflüssig dies zu tun. Ich musste auf der Hut bleiben, er war vielleicht nett und sah gut aus, verdammt gut! Doch das sollte wirklich kein Freifahrtschein sein in mein Leben? Zumal ich doch gar nicht wusste ober er dort bleiben würde. Ich hatte ihn viel zu nah an mich ran gelassen das sollte ich direkt wieder abstellen und meinen gesunden Menschenverstand und meinen Instinkt wieder einschalten. Er war meine Geisel, das würde er so lange bleiben bis ich mein Geld hatte! Ich musste mir das nur immer wieder sagen, dann würde ich es auch bestimmt glauben! Was ist wenn er gerade am Telefon seine Flucht plante und mich hier sitzen lässt und morgen kreist schon der Polizeihubschrauber über meinem Kopf? Das konnte ich einfach nicht zulassen! Ich musste also gewissen Vorsichtsmaßnahmen einhalten und wieder Regeln aufstellen. Er bewegte sich ja schon mittlerweile hier, als wäre es sein neues zu Hause. Wenn ich nur an diesen nackten Hintern dachte, der mich leise zum seufzen brachte. Das musste abgestellt werden und wurde zu meiner Passion. Ich ging zurück ins Wohnzimmer in dem Marco stand, in der einen Hand das Telefon, da er gerade das Gespräch beendete und mit der anderen hielt er das Handtuch zusammen. „Hast du eigentlich nichts zum anziehen?"-„Doch, im Kofferraum ist meine Trainingstasche. Da hab ich noch was Sauberes drin" er grinste mich irgendwie frech an, was mein Blut in Wallung brachte. Ich ging zu meiner Jacke und zog aus der Tasche den Schlüssel seines Autos „du bleibst hier drin!" giftete ich in seine Richtung und ging raus in den Schuppen um diese verfluchte Tasche zu holen. Zügig ging ich raus, rannte schon fast an sein Auto und holte das, was mich vor weiteren Dummheiten bewahren sollte. Zurück im Haus warf ich sie ihm vor die Füße, „hier!" genervt ging ich zurück in die Küche. Der Teekessel fing genau in dem Moment an zu pfeifen als ich über die Schwelle trat und ich schnappte mir ein Tuch um das alte Ding vom Ofen runter zu ziehen. Ich brühte Früchtetee auf und knallte den Kessel in die Spüle. Mit einer Drahtbürste versuchte ich meine Aggressionen an der Platte vom Ofen abzulassen in dem ich ihn am sauber schruppen war, da immer noch das eingebrannte Nudelwasser und auch die Tomatenspritzer zu sehen waren. Ich war so sehr damit beschäftig meine Wut auf mich selbst zu übertragen in die Bürste, das ich das rein kommen in die Küche von Marco gar nicht mitbekam. „Willst du da ein neues Loch rein machen um besser ans Feuer zu kommen?" leicht schreckte ich auf und stellte mit Zufriedenheit fest, das er endlich angezogen war. Ich schüttelte auf seine Frage mit dem Kopf und schaute auf mein Werk, es war wirklich mehr als nur etwas sauber „Was kochst du da? Das riecht gut"-„Tee"-„darf ich was davon haben?" ich legte die Putzutensilien zur Seite, wusch mir meine Hände und nahm zwei Tassen aus dem Schrank. „Es gibt hier nur Wasser oder Tee"-„Tee ist gut!" ich goss die Tassen voll und reichte ihm eine davon. „Zucker hab ich nicht" sagte ich knapp und nippte an meiner Tasse, ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen. Wir standen einfach nur so da und keiner sagte ein Wort, für dies das wir noch vor kurzer Zeit einen ganzen Roman hätten füllen können war es sehr still. „Ich hab im Wohnzimmer ein Schachspiel gesehen" durchschnitt Marco die Ruhe „na und, kannst du spielen?"-„Nein"-„na dann" ich wandte mich ihm ab und wollte mich an den Tisch setzten „zeig es mir!" forderte er mich auf. Ich drehte mich ihm wieder zu und sah ihn verwundert an. Wie sollte ich ihm so etwas beibringen wie Schach? Man spielte das nicht einfach mal so nebenbei, es war das Spiel der Könige, der Weisen und Magier. Er war zwar nett anzusehen und bestimmt nicht dumm, doch ob das wirklich das Richtige für ihn war? „Ich kann es versuchen, wir sollten vorher den Kamin anfeuern, da es bestimmt wieder kalt werden wird heute Nacht"

Nach dem der Kamin angefeuert war und ich es geschafft hatte das Brett von dem ganzen Staub zu befreien, erklärte ich in kurzen Zügen wie das Spiel aufgebaut wurde. „Jetzt fehlt ja nur noch was Anständiges zu trinken, oder?" er hatte Recht, auch mein Vater pflegte dies immer zu sagen, also stand ich wieder auf und ging zur Küche. „Du rührst dich nicht von der Stelle!" Mit dieser Mahnung ließ ich ihn zurück und ging zügig in den Vorratsraum der unter der Küche lag. Schnell fand ich eine der Flaschen Landwein die meinem Vater gehörten und musste doch leicht Schlucken. Er hat ihn immer getrunken, bei jedem Spiel und ich war noch zu jung um mit ihm zu trinken. Nun saß ein anderer Mann an seiner Stelle und ich würde das erste Mal in meinem Leben zu einer Partie Schach Wein trinken. Eilig verließ ich den Keller wieder und holte noch zwei Gläser um dann alles ins Wohnzimmer zu bringen. „Ich dachte es gibt hier nur Wasser und Tee?" schmunzelte mich Marco an und ich zuckte nur milde lächelnd die Schultern. Mit einem kurzen Handgriff war die Flasche entkorkt und ich verteilte den dunkelroten Saft auf die Gläser. Bevor ich mich setzte, zündete ich noch ein paar Kerzen an um es heller werden zu lassen, da die Dunkelheit eingesetzt hatte. „Du hast weis, du darfst beginnen" sagte ich leise zu ihm und beobachtete genau was er tat. Er setzte den ersten Bauern „richtig?"-„bis jetzt ja" wir fingen an zu kichern. Wir machten einen Zug nach dem anderen und schwiegen dabei, nur wenn er einen Fehler machen wollte korrigierte ich ihn kurz, mehr war nicht zu hören. Es lag auch mit daran das ich es erst gar nicht zu ließ das wir uns wieder so vertraut unterhalten konnten. Das Kaminfeuer knisterte vor sich hin, versuchte mir eine Stimmung vorzuspielen die ich nicht wollte, der Kerzenschein tat noch sein übriges dazu und es wurde immer dunkler. „Du kannst nicht mit dem Springer da hin"-„Ich will aber!"-„Das geht aber nicht"-„warum?" er klang wie ein kleines trotziges Kind, wenn auch nur gespielt „weil ich das sage!" grinste ich ihn breit an und leerte zum zweiten mal mein Glas. Er bemerkte es und hob direkt die Flasche an um mir nachzufüllen, was ich dankend ablehnte „ich glaube mit dieser Partie werden wir heute nicht mehr fertig so schnell wie du spielst" zwinkerte ich ihm zu, dabei war es nur um dieser Gemütlichkeit zu entkommen, dieser Vertrautheit die schon wieder sich zwischen uns schlich und Flucht in mir auslöste „wir sollten schlafen gehen" er nickte mir zu „und wo soll ich schlafen? Sag bitte nicht auf dem Sofa, das ist echt unbequem" nein, da würde ich ihn mit Sicherheit nicht schlafen lassen. Wir waren zwar mittlerweile sehr vertraut, aber es reichte nicht aus um ihm voll und ganz zu vertrauen. Mein Instinkt übernahm die Sache und ich stand auf „du wirst oben schlafen im Kinderzimmer" sagte ich mit festem Ton und forderte ihn auf zum Aufstehen. Ich ließ ihn vor mir her gehen und als wir oben ankamen und er ins Zimmer rein ging wünschte ich ihm noch eine „Gute Nacht" was er erwiderte. Ich schloss die Tür und drehte den Schlüssel im Schloss um ihn einzusperren und mir zu beweisen dass ich weiter professionell sein konnte. Ich ging die Treppe runter ins Schlafzimmer von meinem Vater um auch mich hin zulegen und etwas Schlaf zu finden. Doch ich musste lange danach suchen um ihn zu finden, denn ich lag mit offenen Augen da und sah zum Fenster raus. Was war das nur was da zwischen Marco und mir war? Warum konnten wir uns nicht unter anderen Umständen kennenlernen? Warum so? Es war ein sehr schöner Tag mit ihm, für dies das er mein Gefangener war. Selbst das Schachspiel war witzig obwohl nichts gesprochen wurde und man einfach nur die Stimmung hätte genießen können, aber es war einfach nicht die rechte Zeit.


Denn du bist mein SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt