Und wie von alters her, im Stillen,
Ein Liebewerk nach eignem Willen
Der Philosoph, der Dichter schuf,
So wirst du schönste Gunst erzielen:
Denn edlen Seelen vorzufühlen
Ist wünschenswertester Beruf.Johann Wolfgang von Goethe, Vermächtnis
Gin trennte sich ebenfalls bald von uns und meinte, er müsse noch etwas erledigen, womit Pan und ich allein waren. Na ja, nicht ganz allein, bei dem Betrieb, wie im Lager herrschte.
„Ist bei dir eigentlich alles in Ordnung?", fragte Pan mich nach einer Weile und riss mich damit aus meinen Gedanken.
„Äh... klar. Mir ist nichts passiert."
„Gut", meinte er mit einem Grinsen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, euch freiwillig mit einem Wächter des Waldes anzulegen?"
„Sonderlich freiwillig war das gar nicht", erklärte ich. „Grey und ich haben geschrieben und dann... ist er einfach aufgetaucht."
„Und ich könnte wetten, dass das daran lag", sagte Pan. Verwirrt sah ich ihn an. „Ich habe dir doch erzählt, wie Feenwesen auf Kreativität reagieren? Wahrscheinlich hat ihn die geballte Ladung eurer Fantasie angelockt."
Ich war mir nicht ganz sicher, ob das sein Ernst oder ein Scherz war. Wahrscheinlich beides.
„Wo gehen wir eigentlich hin?", wechselte ich das Thema. Pan zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Tib braucht garantiert noch eine Weile, um mit diesen Typen alles auseinander zu nehmen, was sich in zwei Sätzen zusammenfassen lässt", sagte er. „Lass mal überlegen... Wir könnten die Pferde der Reiter von gestern verhexen, oder, warte genau, wir lassen Aondine Vogelbeine wachsen!"
Lachend verdrehte ich die Augen. „Pan!"
Er grinste scheinheilig.
„Was denn? Ich hab doch gar nichts gemacht."
„Noch nicht."
„Hey, wirf mir nichts vor, was ich noch gar nicht gemacht hab!", lachte er und wich zwei Leuten aus, die einen ziemlich störrischen Esel hinter sich herzerrten. „Trotzdem, ehe Tib kommt, haben wir noch ewig Zeit."
„Keijo Pandorys, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht so nennen sollst, wenn dir an deinem Leben liegt?"
Pan zuckte mit einem schiefen Grinsen zusammen und drehte sich zu Tiberius um, der keine drei Meter hinter uns lief. Wie lange er wohl schon da war und uns zuhörte?
„Ja, ja. Und, hat es bisher geholfen?"
Pan setzte seinen Weg fort, diesmal lief er allerdings rückwärts, sodass er Tiberius und mich im Blick behielt. Tiberius schüttelte den Kopf.
„Nein, und das wird es wahrscheinlich auch nie, wie ich dich kenne", erwiderte er und schloss zu uns auf.
„Tja, und warum versuchst du's dann immer wieder...-"
Da er nicht sah, wo er hinlief, prallte er mit zwei Leuten zusammen, die ein torbogenartiges Holzgestell mit einem breiten Schild vor sich hertrugen. Leider waren die beiden Schausteller so schnell unterwegs, dass sie Pan von den Füßen warfen. Mit einem Satz sprang er auf, während die beiden bereits schnellstens Reißaus nahmen - was wahrscheinlich auch gut war.
„Passt doch auf, wo ihr hinrennt, ihr hirnverbrannten Idioten!", rief er und seine Hand zuckte, als müsse er der Versuchung widerstehen, den beiden einen Eselschwanz zu hexen oder so was. Zutrauen würde ich's ihm.
DU LIEST GERADE
Nebelsucher - Kinder des Waldes
ParanormalEin nerviger Elf, der dich in die Nebellande entführt? Ein grantiger Zauberer, der dir erzählt, du bist eine Magierin? Ein Heer verdammter Fantasywesen, das Jagd auf dich macht? Keira kann es nicht fassen. Und zu dem ganzen Schlamassel mit der Magi...