Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen,
Dann scheinet uns der Mond,
Dann leuchtet uns der Stern;
Wir wandeln und singen
Und tanzen erst gern.Johann Wolfgang von Goethe, Elfenlied
„... übertreibst."
„Ich übertreibe nicht, Tib!"
Die Stimmen rissen mich aus dem Schlaf. Ich hielt die Augen geschlossen, hörte nur dem Gespräch zu.
„Glaubst du wirklich, sie wäre so dumm?", hörte ich Tiberius sagen.
„Nein, aber... Ich hab sie doch gesehen. Was, wenn... Er kann sie doch nicht... Was er damals mit Vainn gemacht hat... Und sie hat ihn trotzdem nicht... Tiberius, ich habe gehört, was sie gesagt haben. Wenn du wüsstest... Ich glaube, ich sollte...-"
„Pan." Ich linste zwischen meinen Wimpern hindurch nach oben und sah die beiden keine zwei Meter entfernt stehen, Tiberius hatte die Hände auf Pans Schultern gelegt und schüttelte ihn ein bisschen. „Beruhige dich. Es ist ja nicht so, als hätte sie ihn geheiratet."
„Aber...-"
„Nichts aber. Keira wird sich richtig entscheiden. Sorge lieber dafür, dass sie dich wählt, und hör auf, Trübsal zu blasen", unterbrach Tiberius ihn und ließ ihn los.
„Verdammt." Pan sah regelrecht verzweifelt aus. „Was soll ich nur machen, Tiberius?"
Der Magier zog eine Augenbraue hoch.
„Du bist doch alt genug, um selbst zu wissen, wie das geht."
Pan lächelte traurig.
„Ja, stimmt wohl."
„Na siehst du?" Tiberius legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie sahen aus wie Vater und Sohn, was ich niemals erwartet hätte und irgendwie seltsam... berührend fand. „Versuch es einfach, dann wird es schon funktionieren."
Pan ließ den Kopf hängen, ein halbes Grinsen lag auf seinen Lippen.
„Seltsam, aber das ist das erste Mal, dass ich so etwas fühle, weißt du?"
„Ja", sagte Tiberius und sah in Richtung Wald. „Ja, ich weiß." Seine Stimme veränderte sich und nahm einen lockeren Ton an, als er fortfuhr: „Und jetzt geh schlafen. Du siehst aus, als hättest du seit Tagen kein Auge zugemacht."
Die beiden schwiegen, und ich überlegte, ob ich meinen Scheinschlaf beenden sollte, doch die Entscheidung wurde mir abgenommen, als Grey neben mir plötzlich aufstand und einfach wortlos losging. Blinzelnd setzte ich mich auf.
„Grey?" Sie reagierte nicht. Ich rappelte mich auf und machte einige Schritte hinter ihr her. „Grey!"
Auch Tiberius und Pan wurden auf Grey aufmerksam, allerdings schienen sie sofort zu wissen, was los war.
„Mist." Mit einem entnervten Seufzen rieb sich Pan über das Gesicht. „Ich hatte gehofft, das bleibt uns erspart."
Tiberius warf ihm einen Habe-Ich-Es-Nicht-Gesagt-Blick zu.
„Los, mach schon. Du bist doch Experte, was so was angeht."
Pan warf ihm einen Blick zu, bevor er Grey nachlief und dann rückwärts vor ihr herging. Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch. Was sollte das denn werden? Plötzlich hob er die Hand.
„Bleib stehen."
Überraschenderweise hörte Grey sofort und blieb unbeweglich stehen.
„Wer ruft dich?"
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Nebelsucher - Kinder des Waldes
ParanormalEin nerviger Elf, der dich in die Nebellande entführt? Ein grantiger Zauberer, der dir erzählt, du bist eine Magierin? Ein Heer verdammter Fantasywesen, das Jagd auf dich macht? Keira kann es nicht fassen. Und zu dem ganzen Schlamassel mit der Magi...