Während ich da so dasaß, blitzte in meinem Kopf das Bild auf, als ich Harry das erste Mal begegnet war und wir uns genau in diesem Raum das erste Mal unterhalten hatten. Und davor ...
Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf. Diese Abstellkammer, in der ich ihn aufgesammelt hatte. Was wenn Ethan ...
Gott!
Binnen weniger Sekunden war ich zur Tür hinaus und quer über den Gang zu der der Kammer gestürmt. Fanatisch zerrte ich an der Klinke, doch es schien abgesperrt zu sein – und normalerweise war hier NIE abgesperrt. Das flaue Ziehen in meinem Magen verstärkte sich bis zu einem pochenden Schmerzgefühl, als ich leise klopfte. „Hallo? Harry, bist du da drin?"
Keine Antwort. Fluchend riss ich meinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und ging mit zitternden Fingern die Metallteile durch. Hatte ich überhaupt einen für diese Tür? Als ich bei einem kleinen schwarzen angelangt war, den ich noch nie benutzt hatte, rammte ich ihn probeweise in das alte Schlüsselloch und drehte ihn in alle erdenklichen Richtungen, bis es urplötzlich KLICK machte und die Tür aufsprang. Ich fiel mehr oder weniger in den Raum, doch selbst aus den Augenwinkeln nahm ich in meiner schnellen Bewegung einen am Boden liegenden Menschen wahr.
Mit einem entsetzten Keuchen zog ich mich an der Klinke wieder hoch und taumelte nach vorne, wobei ich einen Packen Besen umstieß, die allesamt mit einem lauten Rumpeln hinklapperten. „Harry? Oh Gott, bist du okay?"
Natürlich ist er nicht okay, du Vollidiot, oder meinst du, er legt sich aus Spaß wie ein Toter auf den Boden und lacht sich dabei einen ab?
Ich nahm seinen Kopf in die Hände und tätschelte vorsichtig seine Wangen. „Hey! Kannst du mich hören?"
Als er keine Reaktion zeigte, spürte ich leise Panik in mir aufsteigen, während ich zögernd nach seinem Puls tastete. Für einen kurzen Moment dachte ich, es wäre keiner vorhanden, sodass mein Herz für ein paar Schläge aussetzte und mein Blickfeld grau vor Entsetzen wurde, doch dann kehrte das Gefühl in meine Fingerspitzen zurück und nahm das sanfte stetige Pochen seines Herzschlages war. „Himmel!" Völlig am Ende mit den Nerven ließ ich meine Stirn auf seine Brust sinken. Für ein paar Sekunden hatte ich wirklich geglaubt, er wäre tot ... Nein, daran durfte ich jetzt nicht denken! Mit vor Adrenalin zitternden Fingern zerrte ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte den Notruf, während ich mich abmühte, Harry mit einer Hand in die stabile Seitenlage zu bringen – das einzige, was es von meinem Erste Hilfe-Kurs aus der neunten Klasse bis in mein derzeitiges Gedächtnis geschafft hatte. Auf seinem Gesicht waren zahlreiche Schrammen und Cuts zu sehen, aus denen etwas Blut rann und auf sein T-Shirt tropfte. Seine Lippe war aufgeplatzt und sein rechtes Auge angeschwollen – und trotzdem sah man unter all den Verletzungen noch seine engelsgleichen Züge hindurchscheinen. Wie sagt man? Einen schönen Menschen entstellt nichts. Das traf sogar jetzt auf Harry zu. Gott, erst jetzt realisierte ich, wie sehr ich ihn in den wenigen Tagen ins Herz geschlossen hatte. Sein viel zu seltenes, strahlendes Lächeln, seine Stimme, seine grünen Augen ... er war perfekt.
In diesem Augenblick flog die Tür ein weiteres Mal auf und zwar so fest, dass sie gegen die Wand krachte, wo die Klinke eine unschöne Kerbe hinterließ. „Was zum Geier ist hier los? Das ..." Liam verstummte, als er die Situation sah, die sich ihm bot. „Heilige Scheiße, was ist passiert?" Mit einem gewaltigen Satz, den ich ihm gar nicht zugetraut hätte, landete er neben mir, scannte die Lage und sprang dann sofort wieder auf. „Ich hol den Sanitätsdienst. Hast du den Notarzt schon verständigt?"
Ich brachte nur ein zittriges Nicken zustande, während er wieder verschwand. Mit tränenden Augen sah ich auf Harry hinab, der noch immer reglos dalag, bis auf seine Brust, die sich langsam hob und senkte. Das war einzig und allein Ethans schuld. Wenn ihn jemand so zugerichtet hatte, dann dieser Arsch. Jetzt war das Maß voll, jetzt würde ich dafür sorgen, dass er endgültig von der Schule flog. Liam schien dasselbe gedacht zu haben, denn als er zurückkam, hatte er nicht nur ein paar Sanintätsdienstschüler dabei, sondern auch gleich eine Handvoll Lehrer, damit die sich ein Bild machen konnten, was Ethan angerichtet hatte. Sofern Harry gegen ihn aussagte.
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One Shots (Larry, Ziall, Niam, Narry)
FanfictionBoyxboy-Kurzgeschichten mit viel Spannung, Drama und Fluff. Bisher sind Ziall, Larry, Niam und Narry vertreten, inklusive einer Fortsetzung zu meinem Buch "Vampire". Viel Spaß beim Lesen!