Merkwürdig schaukelnde Finsternis umgab mich.
Du bist tot, erinnerte ich mich. Vielleicht war dieses seltsame Schaukeln ja der Übergang ins Jenseits. Mit einem Seufzen streckte ich die Finger meiner rechten Hand, in der Hoffnung, irgendetwas ertasten zu können, was mir Hinweise auf meine Umgebung lieferte. Konnte man das überhaupt, wenn man tot war?
Meine Augenlider zuckten, als meine Finger mit rauem Stoff in Berührung kamen. Dann registrierte ich, dass ich mit angewinkelten Beinen seitwärts auf einer gepolsterten Oberfläche lag, den Kopf auf etwas Weiches, Warmes gebettet. Hinter meinen Schläfen pochte ein Schmerz, der unangenehme Ähnlichkeit mit Migränekopfschmerzen besaß und mich daran erinnerte, dass ich vor meinem Abtreten aus der Welt der Lebenden einige Schläge gegen den Kopf kassiert hatte.
Lautes Aufröhren gefolgt von einem harten Ruck ließ mich unvermittelt die Augen aufreißen, als mein ganzer Körper hart durchgeschüttelt wurde und flammendes Stechen verursachte, das durch meinen Brustkorb jagte. Gequältes Stöhnen bahnte sich seinen Weg aus meiner Kehle, als ich die Augenlider schnell wieder zukniff und mir an die Rippen fasste. „Fuck."
„Hey." Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Erneut wollte ich hochfahren und Verwünschungen schreien, doch mir war so schwindelig, dass ich bei dem Versuch beinahe nach vorne gerollt und auf meinem Gesicht gelandet wäre, hätte mich nicht im letzten Moment jemand abgefangen.
Ich zwinkerte verwirrt. Das hier fühlte sich eindeutig zu lebendig an.
Panik erfasste mich. Wenn ich nicht tot war, obwohl mich diese Freaks über den Haufen geschossen hatten, wo oder was zur Hölle war ich dann?!
Endlich schafften meine Gehirnzellen es, die Sinneseindrücke meiner orientierungslos umherirrenden Augen zu verarbeiten und sich ein Bild von meiner Umgebung zu machen. Ich befand mich auf dem Rücksitz eines Autos. Eines fahrenden Autos, womit sich das Mysterium der ruckhaften Fortbewegungsmethode auch geklärt hätte. Auf Fahrer- und Beifahrersitz konnte ich im flackernden Dämmerlicht vorbeirauschender Straßenlampen verschwommen zwei Silhouetten ausmachen, die sich mit gedämpften Stimmen unterhielten.
„Niall. Kannst du mich hören?" Wieder diese eine signifkante Stimme von vorhin.
Alles in mir versteifte sich, als ich mir erst ganz zum Schluss der Präsenz direkt neben mir bewusst wurde. Schock durchflutete mich bis in die Zehenspitzen, während ich langsam an der Information zu kauen begann, dass mein Kopf im Schoß dieser Person lag. Und deren Arm stützend und warm um meine Schulter. Und die Stimme kannte ich ja auch. Das war doch eindeutig ...
Schockiert rollte ich mich auf den Rücken, ungeachtet der unbarmherzigen Übelkeit, die mich dabei zu übermannen drohte – und im nächsten Moment bohrte sich mein Blick in die bekannten schönen Augen eines gewissen jungen Mannes.
Z.
Jetzt wäre eigentlich der Zeitpunkt gekommen, mit dem längst überfälligen hysterischen Geschrei zu beginnen. Ich sollte meinen Kopf von seinen Oberschenkeln reißen und mich kreischend so weit wie möglich von ihm entfernt in die andere Ecke des Rücksitzes kauern. Vielleicht sollte ich dann auch gleich noch versuchen, die Tür zu öffnen und mich auf die Straße werfen. Immerhin las man doch manchmal darüber, dass Entführungsopfer auf diese Weise ihren Tätern entkamen, richtig? Und sich dabei sämtliche Knochen brachen, aber das war in einer solchen Notsituation wohl eher nebensächlich.
Nun aber waren es wieder einmal diese schokokaramellfarbenen Augen, die mich in ihren Bann zogen. Diesmal aber nicht deshalb, weil sie so unfassbar schön waren. Ich hielt inne, weil ich ehrliche, ungefilterte Emotionen darin flackern sah. Schuldbewusstsein. Sorge. Zuneigung. Zärtlichkeit.
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One Shots (Larry, Ziall, Niam, Narry)
FanfictionBoyxboy-Kurzgeschichten mit viel Spannung, Drama und Fluff. Bisher sind Ziall, Larry, Niam und Narry vertreten, inklusive einer Fortsetzung zu meinem Buch "Vampire". Viel Spaß beim Lesen!