Protecting Him (Teil 3)

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NIALL

Der heutige Tag verlief relativ ruhig. Zweimal eine gebrochene Radfeder, einmal ein qualmender Motor und noch drei Wägen zum Durchchecken für den anstehenden TÜV. So blieb mir genug Zeit, endlich den Papierkram zu erledigen, der sich seit einiger Zeit im Büro stapelte. Meine Kollegen waren schon allesamt in den Feierabend verschwunden, aber ich wollte noch diesen einen Stapel Rechnungen abarbeiten, um ruhigen Gewissens die Schotten für heute dichtmachen zu können.

Liam hatte mich benachrichtigt, dass es bei ihm heute vermutlich mindestens sieben Uhr werden würde, bis er vom Präsidium loskam, von dem her sprach nichts dagegen, auch selbst ein bisschen zu überziehen. Mein Freund hatte sich heute während seines Dienstes insgesamt viermal bei mir gemeldet, plus die Nachricht über seine längere Arbeitszeit.

Das war äußerst ungewöhnlich. Eigentlich achtete Liam penibel darauf, private Angelegenheiten von beruflichen Kontexten fernzuhalten – dass er dann viermal hier anrief, nur um sich zu erkundigen, ob bei mir alles gut war, stimmte mich durchaus besorgt. Keineswegs hatte ich vergessen, wie sehr er Montagabend neben der Spur gewesen war, ohne mir jedoch den Grund dafür mitteilen zu wollen. Wahrscheinlich ließ er seinen derzeitigen Fall mit dem Serienmord viel zu nahe an sich heran.

Das war der Grund, wieso ich selbst die Ausbildung nach eineinhalb Jahren abgebrochen hatte. Ich war viel zu emotional. Wenn ich damit begonnen hätte, die Dramen andere Leute aus meinem Job mit nach Hause zu nehmen, hätte ich am anderen Ende des Tunnels schon das rapide nahende Burnout winken sehen können. Autos waren unkomplizierter. Die hatten keine Probleme, die einem emotional zusetzten und auf Dauer psychische Beschwerden verursachen konnten.

Summend schnappte ich mir das nächste Dokument. Auch wenn der Job hier manchmal wirklich zum Zähneausbeißen war und man sich ordentlich die Hände schmutzig machte, war ich glücklich mit den Entscheidungen, die ich getroffen hatte. Ich konnte mich nicht beschweren.

Das Geräusch einer zuschlagenden Autotür riss mich aus meinen Gedanken.

Stirnrunzelnd warf ich einen Blick auf mein Handy (18:30 Uhr), bevor ich mich reckte, um durchs Schaufenster hinaussehen zu können. Jetzt im Spätherbst war es um diese Uhrzeit schon ziemlich dämmrig, wenn nicht sogar schon halbdunkel, sodass ich nur noch die eben erlöschenden Scheinwerfer eines Wagens ausmachen konnte.

Wer tauchte um die Uhrzeit denn noch hier auf?

Schon ertönten knirschende Schritte auf dem unebenen Pflaster draußen im Hof, die sich der Tür näherten. Kurz entschlossen erhob ich mich. Was auch immer der Neuankömmling brauchte – solange es kein Notfall war, würde ihn darum bitten, sein Anliegen auf morgen zu verschieben. Der Laden hier schloss immerhin offiziell um 17:30 Uhr, eine Stunde später noch aufzukreuzen, um am Ende nur Radschrauben oder so zu kaufen, wäre für mich minimal inakzeptabel.

Doch noch bevor ich die Tür erreicht hatte, wurde diese von außen schwungvoll aufgerissen.

Mit einem Aufschrei zuckte ich zurück, als mir eine dunkle Gestalt förmlich entgegensprang, ziemlich unsanft gegen mich knallte und mich rücklings gegen einen hohen Stapel Winterreifen taumeln ließ.

„Was zum ...!" Instinktiv kämpfte ich gegen den Klammergriff des Angreifers an, bis der Stapel hinter mir nachgab und ich beinahe einen chaotischen Sturz hingelegt hätte, hätte mich nicht im letzten Moment jemand am Kragen meines fleckigen Shirts festgehalten.

„Heeey, Horan!"

Ich verdrehte die Augen, als ich nach einem Moment des Mich-Sammelns endlich die Stimme identifizieren konnte. „Vollidiot! Du hättest mir beinahe einen Herzinfarkt verpasst!"

One Shots (Larry, Ziall, Niam, Narry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt