Criminal? (Teil 3)

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Kleine Warnung: Es wird gegen Ende minimal gewalttätig, aber das ist in dieser Geschichtensammlung hier wohl keine Überraschung mehr. Viel Spaß beim Lesen :)

NIALL

Das war nicht gut. Das war sogar gar nicht gut.

Hatte er irgendwie erschlossen, dass ich mich an sein Gesicht erinnern konnte?  Oder wollte er sich einfach nur für meine aufmüpfige Art von vorhin rächen?

Was auch immer es war, ich war sowas von geliefert. Und was auch immer ich in einem vorigen Leben ausgefressen hatte, um das hier zu verdienen, es musste wirklich, wirklich schlimm gewesen sein.

Mühsam reckte ich das Kinn empor, um so uneingeschüchtert wie möglich zu wirken, aber das wurde mir von meiner tonlosen Stimme zu meinem Ärger zunichte gemacht. „Warum ich?"

Der Griff um meinen Arm war zwar nachdrücklich, aber zugleich merkwürdig weich, fast rücksichtsvoll. Als würde er es nicht darauf anlegen, mir unnötig Schmerzen zuzufügen – ganz anders, als man es von einem skrupellosen Bankräuber erwartete. Oder interpretierte ich es nur falsch, weil mir der Typ skurrilerweise immer noch gefiel? Ich sollte dringend meine Prioritäten klären. Und meinen Geschmack, was Typen betraf.

Die braunen Augen, die sich daraufhin an meinem Gesicht festhefteten, waren auf unergründliche Art und Weise warm und kalt zugleich. Als könnte er sich nicht entscheiden, welche Gefühlsregung er mir entgegenbringen sollte.

Meine Finger kribbelten in dem plötzlichen Drang, dem Mann vor mir einfach diese lächerliche Haube vom Kopf zu ziehen, um sein ganzes Gesicht sehen, seine Gesichtszüge bewundern zu können. Seine Mimik. Um überprüfen zu können, ob seine Miene das an Empfindungen widerspiegelte, was in seinen Augen zu sehen war. Oder eben nicht zu sehen war.

Ich sah, wie er zu einer Erwiderung Luft holte. Dann-

Hallo? Sind Sie noch in der Leitung? Was geht dort drinnen vor sich?!" Die Frauenstimme, die nun dicht neben aus dem Telefon in Zs Hand drang, war sogar über das blecherne Rauschen der Leitung hinweg hörbar beunruhigt.

Wie auf Kommando verflüchtigte sich besagter Funken Wärme in Zs Augen und wich kalter Unbarmherzigkeit. Ich prallte zurück und kämpfte reflexartig gegen seinen Griff an, um Sicherheitsabstand zwischen uns zu bringen, doch er verstärkte die Umklammerung um meinen Arm auf ein schmerzhaftes Level. Im nächsten Moment riss er mich so grob herum, dass ich beinahe das Gleichgewicht verloren und Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hätte, hätte Z  nicht direkt hinter mir gestanden. So prallte ich am Ende nur gegen seine zugegebenermaßen sehr massive Brust und stieß mir den untersten Rippenbogen am Lauf seiner emporgehaltenen Pistole. Langsam pisste mich dieses Teil wirklich an. 

„Alles blendend, Officer." Z fixierte sich auf die Kamera vor uns, während er den Leuten, die die Aufnahmen der Überwachungskamera live verfolgten, jedes seiner Worte förmlich entgegenspuckte.

„Wie Sie sicherlich sehen können, verlassen die restlichen Geiseln gerade das Gebäude. Sie haben noch ..." Theatralisch drehte er sich halb zu der digitalen Wanduhr um. „Fünfundzwanzig Minuten. Und wenn Sie nicht wollen, dass Blondie hier eine neue Haarfarbe bekommt, rate ich Ihnen, unseren Forderungen nachzukommen."

Natürlich musste er dieses Statement zusätzlich mit einer Tat unterstreichen. Folglich kollidierte der Griff seiner Waffe so hart mit meinem Hinterkopf, dass ich vor Schmerz scharf einen Atemzug einsog.

„Au! Pass doch auf!"

Der Ausruf hatte meinen Mund schneller verlassen als mein Gehirn denken konnte.

One Shots (Larry, Ziall, Niam, Narry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt