Kapitel 2

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Francescas Sicht

>>Warum zur Hölle hast du die Pistole nicht eher rausgeholt?<< Ich hatte das Gefühl, diese Frage schon tausend mal gestellt zu haben. Aber bis jetzt hatte ich noch keine Antwort darauf bekommen. Mein Bruder Fede war nunmal ein Sturkopf. Da konnte man nichts dagegen tun. Er gibt einfach keine Antwort. >>Wir hätten sie beide erledigen, bevor sie uns auch nur annähernd hätten angreifen können. Aber nein, mein lieber Bruder wollte sich ja selbst etwas beweisen, und die Ferros ohne Pistole töten, obwohl er es so viel einfacher gehabt hätte.<< sagte ich, und setzte mich in einen Sessel, der in unserem Hotelzimmer stand. Eigentlich hatten wir gar nicht erwartet, das die Ferros sich mit in diese Mission einmischen würden, da wir nur nach Rom gereist sind, um auf der Gala einen verdächtigen Abgeordneten  zu beschatten, aber anscheinend hatten sie andere Ziele. Auf einmal gab Fede nach. >>Okay! Ich dachte wirklich, ich könnte es mit dem Mädchen allein aufnehmen, weil ich nicht erwartet hatte, das sie so gut ist, aber als ich sah, wie sie dich fast umgebracht hätte, verlor ich jede Zweifel, und hab auf sie geschossen. Ich hätte ja nicht ahnen können, dass der andere Typ so schnell reagieren kann, und einfach mit dem Mädchen davon rennt. Du hättest auch eingreifen können, aber stattdessen, hast du den beiden wie versteinert nachgesehen.<< Ich wusste, das Federico recht hatte, aber ich würde lieber sterben, als zuzugeben, dass auch ich ein bisschen Schuld an unserem Scheitern hatte. Mein Handy klingelte, und ich auf den Bildschirm blickte, stellte ich fest, dass es unser Vater war. >>Vater?<<fragte ich brav, wie eh und je. >>Was habt ihr über den Verdächtigen herausgefunden?<< kam es vom anderen Ende der Leitung. Mein Vater war nie ein Mensch der großen Worte gewesen. Er sagte immer, was er wollte, und was nicht. Er kam immer gleich auf den Punkt, ohne lange darum herum zu reden. Bei seiner Arbeit als Spion ist das gut, aber als Vater nicht. >>Es gab leider ein paar Komplikationen.<< sagte ich leise und bedächtig. dann wechselte ich einen verunsicherten  Blick mit Fede. >>Was soll das heißen?<<  schrie mein Vater in die Leitung, und ich hielt das Handy ein Stück weit von meinem Ohr weg, damit mein Trommelfell nicht platzt. >>Wir wurden angegriffen.<< sagte ich schüchtern. >>Von wem?<< wollte er nun wieder in normaler Lautstärke wissen. >>Von den Ferro Geschwistern.<< sagte ich nach einer Weile. Niemand, absolut niemand wusste, wie die beiden mit Vornamen hießen. >>Habt ihr sie erledigt?<< fragte mein Vater ruhig. >>Nein, aber die eine kann wahrscheinlich ihren Arm für eine ganze Weile nicht mehr bewegen, die Kugel hat sie ziemlich schlimm erwischt.<< sagte ich, und hoffte, dass das  Mädchen wirklich für eine Weile aussteigen würde. >>Ihr habt mich wirklich enttäuscht. Ab jetzt werde ich diese Aufgabe übernehmen, und wir werden sehen, welche Mission für euch besser geeignet sein wird.<<  sagte er etwas zu deutlich für meinen Geschmack. 

Ich legte auf, nachdem mein Vater mich vollgetextet hatte, wie unverantwortlich ich doch bin. Und das wir besser handeln sollten. >>Was hat er gesagt?<< fragte mein Bruder, der es sich auf dem großen Bett bequem gemacht hatte. >>Uns wird die Mission entzogen, und wir sollen uns einen neuen Auftrag suchen.<< sagte ich, und reichte ihm den Laptop. >>Hier, schreib du die Mail an die Zentrale und schreib ihnen, dass wir einen neuen Auftrag brauchen.<< sagte ich, und nahm mir einen der Koffer, um ihn zu packen. >>Es wird bestimmt nur noch die miserablen geben, wo wir irgendwem assistieren dürfen, oder die Ausbildung der Spione eine Woche übernehmen, weil einer der Lehrer krank ist.<<  rief er, während er mit fliegenden Fingern etwas in die Tastatur tippte. Ich verdrehte genervt die Augen. >>Du musst auch mal positiv denken können. So schlimm kann es nun wirklich nicht werden. Das einzige, worüber wir uns im Moment Sorgen machen sollten, ist dass wir jederzeit mit Angriffen der Ferros rechnen müssen.<< Ich schnappte mir einen Stabel Kleidung, der Fede gehörte, und stopfte ihn in den Koffer. >>Alle Aufträge, die verteilt werden, sind übrig geblieben. Und alles was übrig bleibt, sind garantiert keine guten Aufträge, sonst hätten sie schon längst jemand Guten für diese Aufgabe gefunden.<< sagte Fede. Er hatte die Mail zu Ende geschrieben. >>Jetzt klick endlich auf senden.<< rief ich nervös, und mein Blick folgte jeder seiner Handbewegungen. >>Ist ja gut, mach mir nicht so einen Stress, da kann ich mich nicht konzentrieren.<< Wieder verdrehte ich die Augen. Klar, ich liebe meinen Bruder, aber manchmal kann er echt arrogant sein, und ich bin mir ziemlich sicher, das er das auch ganz genau weiß. >>Wenn es länger als eine halbe Stunde dauert, bis sie zurück geschrieben haben, dann haben sie alles mögliche in unseren Daten gefunden, was wir vermasselt haben. Dann überlegen sie, was die schlimmste Aufgabe wäre. Vielleicht dürfen wir einen Spion, mit dem wir wohlmöglich sogar zusammen die Ausbildung gemacht haben, jeden Morgen einen frischen Kaffe holen. Das würde sicherlich spaßig werden.>> Ich wusste, das mein Bruder nur Witze reiste, aber es hatte auch ein Fünkchen Wahrheit, und das war es, was mir Angst machte.

Der Laptop meldete sich durch ein nerviges Summen wieder zu Wort. >>Das waren auf gar keinen Fall 30 Minuten, deswegen müsste es ein halbwegs guter Auftrag sein.<< lachte ich, und setzte mich neben Fede, der die Nachricht öffnete, um sie zu lesen. Ich überflog die Zeilen, und was ich da las, gefiel mir ganz und gar nicht. >>Nein! Ich werde doch nicht einem anderen Mädchen vorspielen, das wir Freunde sind, nur damit ich mehr über ihren Vater herausbekomme.<< sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. >>Ach komm schon, der Rest klingt doch gut. Der Auftrag ist in Argentinien, da wolltest du doch immer schon mal hin. Außerdem sollen wir uns an einer angesagten Musikschule bewerben. Ich weiß doch, wie gern du tanzt und singst. Das wird dir Spaß machen. Und wenn du dich mit diesem Mädchen anfreundest, musst du es ihr ja nicht vorspielen, bestimmt versteht ihr euch prima, und du musst dann nur noch mir erzählen, was sie dir erzählt, und ich regle dann den Rest. Das wird also total prima.<< Ich wusste, dass er all das nur sagte, um mich aufzumuntern, und mich dazu zu bringen, an der Mission teil zu nehmen. Aber dennoch willigte ich ein. >>Okay, wie heißt der Typ, den wir beschatten sollen?<< fragte ich, und Fede lächelte mich zufrieden an. >>German Castillo.<<  sagte er, und klappte den Laptop vor. >>Okay, German Castillo, ich empfehle Ihnen, die Zeit mit Ihrer Tochter zu genießen, da ich bald ihre beste Freundin sein werde und sie dann leider keine Zeit mehr für ihren Daddy haben wird.<<  Ich lachte finster, was mich jedes Mal wieder selbst zusammenzucken ließ. >>So gefällst du mir schon viel besser, Schwesterherz.<<  sagte Fede, und half mir, die Koffer zu packen.

Diecesca und Fedemila-Spione liebt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt