Kapitel 26

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Francescas Sicht

Federico und ich hatten heute die Organisation angerufen, um ihnen die neusten Erkenntnisse zu liefern. Ich bekam ein leichtes, schlechtes Gewissen, weil ich Violetta so ausnutzte, aber ich bin mir sicher, das sie es überleben wird. Sie hatte ja immerhin noch ihre Tante, bei der sie wohnen konnte, wen sie ihren Vater ins Gefängnis sperren. Vielleicht könnte sie ja sogar in ihrem Haus wohnen bleiben. Ein bisschen weniger Geld ausgeben, schadet ihr sicherlich nicht. <<Wir haben das richtige getan.>> sagte Fede, der anscheinend wusste, was in mir vorging. <<Ich weiß.>> murmelte ich und legte mir erschöpft eine Hand auf die glühende Stirn. Diego war zum Flughafen gefahren und Federico redete nur noch ununterbrochen von Ludmila. Und mir war so etwas von langweilig, deswegen beschloss ich, meinen Vater anzurufen. <<Papa?>> fragte ich, als er abnahm, aber nichts sagte. <<Francesca? Wieso rufst du an? Bitte sag mir, das es keine Probleme gab, und ihr euren Auftrag erledigt habt.>> Es war ja klar, dass er das zu erst wissen wollte. Kein: Wie geht es dir, Fran? Oder: Bist du glücklich, geht es dir gut? Aber so war mein Vater nun mal, er konnte seine Gefühle nur schlecht zum Ausdruck bringen. <<Nein, alles bestens. Wir sind so gut wie fertig. Ich wollte mich nur einmal melden, damit du über die neusten Geschehnisse bescheid weißt.>> Am anderen Ende konnte man nichts weiteres als Stille hören. Einsame, beängstigende Ruhe, die sich immer weiter breit macht, bis ich auf einmal ein Seufzen hörte. <<Okay, dann sag  mir eben, wie ihr voran kommt. Ich bin zwar ein viel beschäftigter Mann, und hatte eigentlich gehofft, das ihr das schon einigermaßen allein auf die Reihe bekomm, aber da habe ich mich anscheinend getäuscht.>> Seine Worte verletzten mich, da sie ganz genau ausdrückten, wie er über mich dachte.  Er hielt mich für ein kleines Mädchen, für das er sinnlos seine wertvolle Zeit investiert hatte, damit ich so bin, wie er. Aber das bin ich nicht! Das war ich noch nie. Ich musste schon mit 6 Jahren zusehen, wie mein Vater jemanden mit einer Pistole erschoss. Ich habe das ganze Blut gesehen, und all diese unschönen Erfahrungen gesammelt, und das nur, weil ich wollte, das er stolz auf mich ist. <<Nun erzähl schon, ich habe nicht ewig Zeit!>> rief mein Vater genervt, aber ich hatte keine Lust mehr, ihm irgendwas zu sagen, er würde jeden meiner Erfolge schlecht machen, und sagen, das ich zu nichts zu gebrauchen bin, und darauf konnte ich echt verzichten! <<Nein, ich habe es mir anders überlegt. Es interessiert dich sowieso nicht, und ich will dich nicht weiter stören.>> Wieder ertönte Stille, dann aufgebrachtes Geschrei. <<Francesca! Was fällt dir ein, so mit mir zu reden? Ich verlange, das du dich....>> doch weiter kam er nicht, da ich schon längst aufgelegt hatte. Er kann nicht ewig über mich bestimmen! <<WOW, ich hätte nicht gedacht, das du ihm so die Meinung geigst.>> sagte mein Bruder und zog anerkennend eine Augenbraue hoch. <<Irgendjemand muss es ja tun, und wenn du zu feige bist.>> Ich ließ mich auf das Sofa, an das ich mich die letzten Tage so gewöhnt hatte. <<Hey, du weißt doch ganz genau, das unser lieber Vater ein sehr gefährlicher Mensch sein kann. Bestimmt kennt er Leute, die Menschen verschwinden lassen können.>> Ich wusste, das er recht hat. Unser Vater bekommt von jedem Respekt zugewandt und würde definitiv für seine Karriere über Laichen gehen. Ich bin froh, das ich diese Eigenschaft nicht von ihm geerbt habe. Ich habe wirklich viel von ihm, aber  diesen Zwang, im Leben weiter zu kommen nicht. Mein Bruder kam so was von nach meiner Mutter. Er hatte genau die gleichen Charaktereigenschaften, wie sie, und es machte mich traurig, das mein Vater sie versucht zu verstecken. Er  hatte meine Mutter geliebt, und wollte nicht, das ihn irgendwas an sie erinnert. Sie war bei einer seiner Missionen ums Leben gekommen. Er wollte für sie alles aufgeben, es sollte sein letzter Auftrag sein, aber der Typ, den er töten sollte, hatte Kontakte, die währenddessen unsere Mutter entführt und getötet hatten. Es ist eine sehr traurige Geschichte. Nachdem mein Vater den Schock überstanden hatte, nahm er die Stelle bei der Organisation wieder an, und ließ uns ausbilden. <<Alles in Ordnung?>> fragte Fede, der mich besorgt an blickte. <<Ja, du hast recht. Du bist nicht feige, nur klüger als ich.>> Ich lächelte ihn fröhlich an. <<Wenn du meinst, dann wird es wohl so sein.>> sagte er und umarmte mich kurz.  Ich war froh, das er immer für mich da ist. Fede war ein so fröhlicher Mensch, obwohl er das gleiche Schicksal hatte, wie ich. Manchmal wünschte ich, das ich genauso bin wie er und nicht alles schwarzsehe. Aber Gene kann man nicht verändern, egal, wie sehr man es will.

/Danke, das ihr dieses Kapitel gelesen hat. LG twins505

Diecesca und Fedemila-Spione liebt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt