Diegos Sicht
Ich verstand Francescas Aufregung nur zu gut. Ich fühlte das gleiche, wie sie. Auch ich befürchtete, meine Schwester zu verlieren und nie wieder zu sehen. Sie würde vielleicht sterben, noch bevor sie sich ihren größten Wunsch erfüllen konnte. Früher, als wir Unterricht bei einer Privatlehrerin hatten, sah ich keinen Sinn darin auf zu passen und zuzuhören. Immer, wenn wir Kontrollen geschrieben haben, wusste ich keine einzige Antwort und bin immer und immer wieder durchgefallen. Meine strebsame Schwester hingegen hat die besten Noten geschrieben und alles fehlerfrei abgegeben. Ein mal, bei einer wichtigen Arbeit war mir klar, das ich wieder nicht bestehen würde. Ich hatte Angst, das meine Eltern mit mir schimpfen würden, aber ich wusste die Antworten einfach nicht. Ludmila, die Mitleid mit mir hatte, schrieb auf ihr Blatt meinen Namen und gab es ab. Dank ihr fiel ich nicht wieder durch. Ich hatte ihr nie dafür gedankt und bereue, das ich ihr nie zurück geben konnte, was sie mir gegen hatte. Obwohl ich mich immer noch frage, wieso die Lehrerin nicht bemerkt hat, das es gar nicht meine Schrift war und überhaupt nicht meine Art mich auszudrücken. Bei zwei Schülern dürfte es doch nun wirklich nicht so spät schwer sein, zu überprüfen, ob man schummelte oder nicht. <<Wo sind wir hier eigentlich?>> fragte Francesca nun und zog einen der Vorhänge auf, die den Blick aus dem Fenster versperrten. <<Weit abseits von Buenos Aires. Ich bezweifle, das uns hier jemand finden wird. Vielleicht werden wir auch nach Europa fliegen müssen.>> Es war unglaublich hell geworden und somit auch viel freundlicher. <<Was ist mit Federico und Ludmila? Sollen wir sie einfach hier zurück lassen und darauf hoffen, das nur einer von ihnen stirbt?>> Ich zuckte nachdenklich mit den Schultern. Die Chance, das Federico überlebte, war deutlich geringer, als die, das Ludmila überlegte. Ach wenn er es schaffen würde, meine Schwester zu besiegen, müsste er erst an meinen Eltern vorbei. Und die waren sicherlich besser bewaffnet, als Ludmila. Aber das konnte ich Francesca schlecht sagen, immerhin glaubte sie fest daran, das ihr Bruder überlebt. <<Wir könnten versuchen, denjenigen, der überlebt vor meinen Eltern zu retten. Ach wenn es Ludmila sein sollte, will diese sicherlich nicht mehr bei ihr bleiben. Immerhin muss sie dann erst über den schock hinwegkommen.>> Hoffentlich hat sie letzteres überhört. <<Ach du meinst den Schock, den sie bekommt, wenn sie meinen Bruder umbringt?>> Okay, sie hatte es anscheinend nicht überhört und war jetzt sauer. Aber ich musste Ludmila verteidigen. Ich will nicht, das sie als skrupellose Mörderin dasteht. Das hat sie nicht verdient, da sie einer der liebeswürdigsten Menschen war, die ich kannte. <<Sie hat ihn wirklich geliebt, okay? Das ist alles nicht ihre Schuld! Sie hatte fürchterliche Albträume deswegen, aber sie hat trotzdem nicht aufgegeben, weil unsere Eltern stolz auf sie sein sollten.>> Innerlich hatte ich immer gewusst, das wir die bösen sind. Ludmila und ich. Man hat uns von Anfang an erklärt: Die anderen sind gemein und böse, wir sind gut. Es mag sein, das ich es zu erst wirklich geglaubt hatte. Doch da war diese eine Mission. Wir hatten nur ein paar kurze Eckdaten bekommen und wussten nur, das wir jemanden töten sollten. Doch als wir den Kerl schließlich gefunden hatten, lag er verängstigt auf dem Boden und wimmerte. Aber es war nun mal unsere Aufgabe, ihn zu erledigen, sonst hätten wir Probleme mit der Organisation bekommen. Ohne zu zögern hatten wir ihn ermordet und erst im nachhinein hatte ich ein schlechtes Gewissen bekommen, weil es vielleicht falsch war oder er unschuldig. Wenn sein Tod gerecht gewesen wäre, dann müsste er der böse sein. Und Bösewichte wehren sich und liegen nicht weinend auf dem Boden, wenn der Feind naht. <<Das weiß ich ja alles, aber Federico ist mein Bruder und in meinen Augen hat er den Tod nicht verdient. Aber wer hat das schon?>> Sie lächelte matt und umarmte mich sanft. <<Ich bin froh, das du hier bei mir bist und ich dich nicht töten muss.>> sagte ich und drückte sie fest an mich. Vielleicht können wir irgendwo ein neues Leben anfangen? Wir machen ein kleines Restaurant auf. Ich koche und sie bedient die Kunden. Unsere Kinder springen dann in unserem Garten herum und unser Hund jagt ihnen hinterher. Wir müssten nie wieder etwas mit all dem zu tun haben und könnten einfach nur glücklich sein. Aber bis dahin ist es noch ein sehr langer Weg.
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Diecesca und Fedemila-Spione liebt man nicht
FanficLudmila und Diego Ferro sind Undercover Spione einer geheimen Organisation und bekommen den Auftrag Francesca und Federico Couviglia umzubringen, die unbedingt aus dem Weg geschafft werden sollen. Doch was machen die Ferrogeschwister, wenn die Liebe...