Kapitel 40

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Federicos Sicht

<<Los, beeil dich!>> reif Ludmila und drückte mir einen Koffer gegen die Brust. Schnell rannten wir die Treppe runter und weiter zu der Tür, die in den Garten führte. <<Die Schlüssel habe ich vorhin schon geholt. Ich hoffe du hast einen Führerschein, den sonst kann es sein, das wir leicht in der Klemme stecken.>> sagte Ludmila mit weit aufgerissenen Augen. <<Naja. Also ich habe mal an einem Crashkurs teilgenommen, aber sonst...>> Ich zuckte mit den Schultern und sie verdrehte die Augen. <<Schlimmer las Diego fährst du eh nicht, also ist es egal.>> Sie schaute zum Haupteingang, wo man nun schon Schritte hören konnte, die allmählich näher kommen. <<Okay. Wenn sie aufschließen, rennen wir raus und dann ab in die Garage, wo wir dann den schwarzen Porsche nehmen und weg fahren.>> Irgendwie fand ich es süß, wenn sie diesen Befehlston drauf hat, deswegen schmunzelte ich leicht. Allerdings wurde ich gleich wieder ernst, als ich das typische Aufschließ - Geräusch wahrnahm.  Ludmila riss die Tür auf und zog mich mit sich. Dabei hätte ich fast den einen Koffer stehen lassen, doch im letzten Moment griff ich danach. Wir rannten in die riesige Garage, wo mir erst mal die Luft wegblieb, so überrascht war ich. <<Wie viele Autos habt ihr den?>> fragte ich und sah mich für einen Augenblick um. <<Keine Ahnung, vielleicht zehn oder mehr. Meistens verliere ich den Überblick.>> Sie lächelte und ich nahm ihre Hand in meine. Wir eilten zu dem Auto, das mit Ludmila vorhin beschrieben hatte. Ich setzte mich auf den Fahrersitz und startete den Motor. Dann öffnete Ludmila  mit einer Fernbedienung das elektrische Rolltor und lehnte sich in den Sitz zurück. <<Das wichtigste ist, das wir erstmal hier wegkomme, bevor meine Eltern etwas merken.>> sagte sie und ich fuhr los. Um ehrlich zu sein: Ich bin ein miserabler Fahrer, aber um uns rechtzeitig aus der Stadt zu bringen, war ich gut genug. Ich sah kurz zu Ludmila, die jetzt damit beschäftigt war, irgendwas auf ihrem Handy einzugeben. <<Was machst du?>> Die Neugierde stieg in mir auf, während ich versuchte mich ja nicht zu verfahren. <<Uns ein Zimmer buchen, in dem Hotel, in dem Diego und Fran zur Zeit wohnen.>> Ich nickte stumm und konzentrierte mich nun wieder auf die Straße. Nach ungefähr einer Stunde kamen wir an. Das Hotel war klein, aber fein und lag mitten im Nirgendwo. Aber das war auch gut so. Ich legte einen Arm um Ludmila und gemeinsam liefen wir Richtung Rezeption. <<Hallo. Wir hatten ein Zimmer gebucht, auf Hernandez.>> sagte Ludmila und lächelte die Frau an. <<Oh, natürlich. Hier ist der Schlüssel.>> Sie überreichte uns das Bündel und tippte etwas auf ihren Computer, wahrscheinlich um das Einchecken zu bestätigen. Dann reichte sie uns einen Zettel. <<Hier stehen alle Uhrzeiten, für die Mahlzeiten. Wenn sie irgendwelche Fragen haben, können sie jederzeit zu mir kommen.>> Ich wechselte einen Blick mit Ludmila. <<Ja. Da gibt es eine Frage. Wissen sie, welches Zimmer...äh Familie Torres belegt?>> erkundigte ich und versuchte dabei möglichst freundlich zu klingen. <<Ach. Sie meinen den Senior Diego Torres und seine Frau? Die arme Dame muss total deprimiert sein. Ich stell es mir schrecklich vor, sein Kind zu verlieren.>> Ich riss die Augen auf und warf Ludmila einen schockierten Blick zu. Wir hatten Glück, das die Frau an der Rezeption so gesprächig war, sonst hätten wir diesen Tipp nicht gekommen. <<Ja. Furchtbar, nicht wahr? Mein Bruder sagte mir, das sie gar keine Lebensfreude mehr hat und da mussten wir einfach kommen.>> spielte Ludmila perfekt mit und legte den Kopf auf meine Schulter. Liebevoll strich ich ihr über den Arm. <<Ach Senior Torres ist Ihr Bruder?>> Mein Gott ist die neugierig! Das geht sie doch nun wirklich nichts an, und außerdem hatte das Ludmila doch gerade eben gesagt! <<Ja, ich habe geheiratet und deswegen Hernandez.>> Sie kicherte und lächelte mir zu. <<Ich dachte Ihr Mann sein Italiener und Hernandez ist doch kein italienischer Nachname, oder?>> Denke die, ich kann sie nicht hören, oder wieso reden sie von mir in der 3. Person, wenn ich anwesend bin? Vielleicht sollte ich mich jetzt mal an diesem Gespräch beteiligen. <<Meine Mutter war Italienerin und deswegen bin ich auch in Italien aufgewachsen, aber mein Vater kommt von hier aus Argentinien.>> Ich quälte mir ein Lächeln ab und spürte den dankbaren Blick von Ludmila auf mir. <<Na, wenn das so ist, dann will ich sie nicht mehr länger aufhalten.>> Endlich hatte sie es gemerkt und wir können gehen! Ich nickte ihr noch zu und zog Ludmila dann mit mir. Wir erreichte unser Zimmer und ich schloss es auf. <<Jetzt haben wir noch nicht mal erfahren, in welchen Zimmer sie sind! Wieso haben sie sich überhaupt so einen Mist ausgedacht?>> Ich stellte die zwei Koffer ab, die ich mühevoll die Treppen hochgeschleppt hatte. <<Ich bin mir sicher, das wir sie bald antreffen werden. So viele Zimmer gibt es hier nun wirklich nicht, und erst recht keine, die auch belegt sind.  Am besten klopfen wir überall mal an und sehen dann, ob Diego oder Francesca auf macht.>> Ludmila kam auf mich zu und küsste mich sanft auf die Wange. <<Ja, du hast recht. Wir haben das alles durchgestanden, da wird uns dieses kleine Hindernis nun wirklich nicht aufhalten.>> Ich lächelte und umarmte sie glücklich. In diesem Moment erinnerte ich mich an all das, was wir erlebt hatten. Von dem ersten Mal, als ich sie sah bis hin zu dem Augenblick, wo wir beide aus ihrem Haus geflohen sind, um Diego und Fran zu finden. Ich musste schon fast anfangen mit lachen, als ich daran dachte, wie wir uns gegenseitig umbringe wollten. Und vielleicht wird ja wirklich alles gut.

Diecesca und Fedemila-Spione liebt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt