Kapitel 20

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Endlich bin ich alleine und ungestört. Nun kann ich zu dem kommen, worauf ich schon so lange warte. Arijit und Harish vertrauen mir wieder, sodass ich nun nicht mehr unter der ständigen Beobachtung der beiden bin. Wenn ich es vollbracht habe, werde ich mich endlich wieder frei fühlen und meine Schmerzen werden vergangen sein. Für einen kurzen Moment habe ich wirklich darüber nachgedacht, wie wohl ein gemeinsames Leben mit Arijit aussehen würde. Die Vorstellung wie ich eines Tages mit ihm auf der Veranda sitze und wir unsere Kinder beim Spielen im Garten beobachten ist zwar süß, aber wenn ich mich dann von meinen Kindern abwende und ich mich meinem Mann zuwende, ist es nicht Arijit dem ich in die Augen schaue, sondern Varun. Meine Gedanken kreisen ständig um ihn, ich kann und werde ihn niemals vergessen können. Eine Heirat mit Arijit einzugehen, wäre nicht die richtige Entscheidung, es wäre nur ein Kompromiss, mehr aber auch nicht. Warum ich den Antrag von ihm angenommen habe, weiß ich selber nicht. Es war nur so, dass er mich in dieser Situation unglaublich unter Druck gesetzt hatte und ich mag es nicht ihn zu verletzen. Abgesehen davon würde ich ihn niemals richtig lieben können, ich würde zwar eine gute Mutter seiner Kinder sein können aber eine gute Ehefrau würde ich ihm niemals sein und das hat er einfach nicht verdient. Außerdem fühle ich mich mit meinen 18 Jahren noch völlig unvorbereitet für eine Ehe. Welch Ironie sich doch in meinen Gedanken widerspiegelt. Ich fühle mich nicht vorbereitet genug für eine Ehe, aber um in den Tod zu gehen fühle ich mich mehr als nur vorbereitet.
Leise kauere ich hier auf dem Boden, mit einem Messer in der Hand. Ganz altmodisch, werde ich mir dieses Messer gleich in mein Herz rammen, so wie Julia es tat nachdem sie Romeo tot am Boden liegen sah. Gleich werde auch ich endlich wieder bei meinem Romeo sein können.

"Varun, ich komme zu dir.", murmele ich.

Gerade in dem Moment als ich das Messer ansetze um es im nächsten Moment in meine Brust zu katapultieren, bekomme ich plötzlich ein Gespräch zwischen Arijit und Harish mit.

"Dad, sie wird mich endlich heiraten!", erzählt Arijit ihm voller Stolz.

Mit einem schlechten Gewissen lege ich das Messer zur Seite. Daraufhin rutsche ich etwas näher an die Tür heran und lege dabei mein Ohr an der Tür ab, damit ich die beiden besser verstehen kann.

"Glückwunsch mein Sohn. Wann hast du ihr einen Antrag gemacht?"

"Heute Morgen."

"Wie kam es zu ihrer plötzlichen Umentscheidung?", fragt er neugierig.

"Ist doch egal, die Hauptsache ist doch das sie mich jetzt endlich heiraten will.", sagt er schroff.

"Hattest du nicht gesagt das ihr Herz eigentlich einem anderen gehört?", hakt Harish nach.

"Ja, aber..."

"Ich weiß schon, er ist tot.", fällt Harish ihm ins Wort.

Bei dem Gedanken an Varun kullern mir sofort einige Tränen über die Wange.

"Ich weiß nicht ob er wirklich tot ist.", meint Arijit plötzlich.

Nach diesem Satz klappt meine Kinnlade nach unten, und automatisch drücke ich mein Ohr noch näher an die Tür. Welch ein Wunder, dass sich noch kein Loch durch die Tür gebannt hat, so wie ich mich dagegen drücke.

"Wie meinst du das?"

"An dem Tag wo ich sie dort rausgeholt habe. Da hatte sein Bruder ihm eine Waffe an den Kopf gehalten. Ich dachte wirklich, dass er ihn jetzt umbringen würde, darum hielt ich Leela die Augen zu, ich wollte nicht das sie sich so etwas grausames ansehen musste. Sie sollte nicht sehen wie ihre große Liebe umgebracht wird. Als ich sie ins Auto gebracht hab, feuerte dieser verrückte Kerl dann einen Schuss ab. Jedoch nicht in den Kopf seines Bruders, sondern in die Luft. Leela, bekam daraufhin Panik, weil sie dachte er hat ihren Geliebten getötet. Zuerst wollte ich ihr sagen, dass Varun noch lebt aber dann habe ich mich dazu entschlossen es sein zu lassen. Dieser Mann würde ihr nicht gut tun, Vater. Es ist besser wenn sie denkt, er sei tot. Vor allem ist er mittlerweile bestimmt sowieso schon tot. Leela, muss nach vorne blicken und sie soll eine Zukunft mit mir haben, nicht mit Varun."

Mein Mund steht nun schon seit einiger Zeit offen und meine Augen drohen vor schock fast herauszufallen

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Mein Mund steht nun schon seit einiger Zeit offen und meine Augen drohen vor schock fast herauszufallen. Wie konnte Arijit mir so etwas antun? Was für ein egoistisches Verhalten war das bitte? Ich hätte niemals von ihm gedacht, dass er so eine Aktion bringen würde. Er hat mich einfach in dem Glauben gelassen, dass mein Varun tot ist.

"Arijit, spinnst du? Leela, hätte fast Selbstmord begangen, einen Tag nachdem du sie hierher brachtest. Und du lässt sie in diesem Schmerz verweilen? Denkst du wirklich, dass das die richtige Entscheidung war?", fragt Harish entsetzt.

"Ja.", kommt es eiskalt aus Arijit's Mund.

Gott sei danke, habe ich dieses Gespräch noch mitbekommen. Hätte ich mich jetzt umgebracht, dann wäre alles zu spät. Es gibt die Hoffnung das Varun noch lebt. Ich werde hier alles stehen und liegen lassen und mich auf den Weg zurück zu Ajay machen. Koste es, was es wolle. Sicher hält Ajay, Varun gefangen, sonst hätte Varun mich schon längst gesucht, dass weiß ich einfach. Zu gerne würde ich jetzt am liebsten raus rennen und Arijit anschreien, doch dann würde ich niemals schaffen von hier zu fliehen. Er würde mich niemals wieder zurück zu der Kammer des Schreckens lassen, doch ich muss Varun da raus holen, ich muss einfach. Und sollte Ajay ihm etwas angetan haben, dann Gnade ihm Gott. Wie feige war ich eigentlich die ganze Zeit? Ich bin einfach abgehauen, ohne die weiteren Mädchen in dem Lager zu befreien, aber das hat nun ein Ende. Ich persönlich werde dem ganzen ein Ende setzen.

"Ich komme zurück Ajay das schwöre ich dir, zurück um meine eigene Rache zu vollziehen!", sage ich leise zu mir selbst.

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