Kapitel 13

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Seit Tagen befinde ich mich nun in dem Raum, indem mich Varun einfach so zurück gelassen hat. Um ehrlich zu sein, bin ich mir schon gar nicht mehr sicher, wie viele Tage schon vergangen sind, denn hier ist es stockduster. Das einzige was sich hier in diesem Raum befindet sind eine Art Bett aus Stahl und eine Toilette. Ich fühle mich einfach nur miserabel, aber vor allem fühle ich mich schmutzig. Wie gerne ich jetzt in der Dusche stehen würde und wie gerne ich jetzt spüren würde, wie die Wassertropfen auf meine Haut hinab prasseln und ich mich mit Shampoo säubern kann. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich jemals in so einer Situation befinden würde, niemals. Manchmal, da öffnet sich die Türe des Raums, dann erscheinen meist nur zwei von Ajay's Lakaien, die mir Wasser und etwas zu Essen vorbeibringen. Es reicht gerade mal so, um zu überleben. Ich will nicht wissen, wie ausgehungert ich mittlerweile aussehe. Anfangs, da habe ich diese ekelhaften pampigen Mahlzeiten noch stehen lassen, aber irgendwann überkam mich der Hunger dann so stark, dass ich einfach zugreifen und aufessen musste. Ich weiß ganz genau was Ajay's Plan ist: Er will mich so lange hier drin leiden lassen, bis er denkt das ich keinen Widerstand mehr leisten würde. Aber darauf kann er lange warten, je länger er mich leiden lässt desto stärker werde ich. Was jemanden nicht umbringt, macht einen ja bekanntlich nur noch stärker.

Wieder einmal öffnet sich die Tür. Dieses Mal ist es jedoch nicht einer von Ajay's Gehilfen, nein dieses Mal leistet sein Bruder, der in mir so viele Gefühle auf einmal ausgelöst hatte Gesellschaft. Ich würdige ihm keines Blickes.

"Bist du etwa sauer auf mich?", fragt er.

Ich antworte ihm nicht.

"Leela, antworte doch bitte."

Wieder einmal antworte ich nicht, ich will nur das er mich in Frieden lässt. Als ich bemerke, dass er mich an der Schulter fassen will drehe ich mich mit einem giftigen Blick zu ihm herum: "Fass mich nicht an du Betrüger!", stammele ich. Automatisch beginne ich zu weinen. Toll, gerade vor ihm wollte ich jetzt keine Schwäche zeigen, genau das ist es doch was er erreichen wollte.

"Leela, ich liebe dich! Das musst du mir glauben!"

"Ich glaube dir aber nicht okay? Du liebst mich sagst du? Wie kannst du dann zulassen, dass ich unter solchen Bedingungen hier in diesem Raum verweilen muss?"

"Es tut mir weh, dich hier so zu sehen!", sagt er mit feuchten Augen.

"Du lügst, du hast schon unendliche von Mädchen angelogen. Du sollst uns nur schwach kriegen, damit wir zu einer von Ajay's Sklavinnen werden. Bei mir wird das aber nicht klappen, hörst du? Ihr werdet mich niemals klein kriegen. NIEMALS!"

"Ich will dich nicht klein kriegen! Gerade deine Stärke und deine Willenskraft schätze ich so unendlich an dir. Wenn eine, dass alles hier überstehen kann dann nur du! Ich werde dich hier raus holen, versprochen!"

Ungläubig schaue ich ihn an.

"Was ist mit Akira geschehen?", will ich wissen.

"Ihr geht's gut!"

"Ihr geht's gut? Ist das dein scheiß ernst? Ihre Zunge wurde abgeschnitten! Wie soll es ihr da gut gehen?"

"Ich habe dafür gesorgt, dass sie nicht zu den Männern ins Lager gebracht wird, wo sie dann Tag und Nacht vergewaltigt werden würde, also sei etwas dankbar dafür!", platzt es aus ihm heraus.

"Du hast recht. Danke das du und deine Freunde dafür gesorgt haben, dass Akira, Elena und ich in die guten Hände deines wundervollen Bruder's gelangen. Echt, Dankeschön!"

Plötzlich mustert er mich mit einem ernsten Blick.

"Es tut mir so unendlich leid. Ich weiß, dass ich das alles niemals wieder ungeschehen machen kann. Und du wirst mir das wahrscheinlich auch niemals wieder verzeihen."

Hat er jetzt auch noch Stimmungsschwankungen oder was?

"Wie soll ich eine solch grausame Tat verzeihen? Sag mir, wie?", frage ich leise.

"Ich kann verstehen, wenn du mir niemals wieder verzeihen kannst..", sagt er mit einem verzweifelten Unterton.

"Wann lässt Ajay mich hier endlich raus?", wechsle ich das Thema.

"Jetzt. Du sollst duschen gehen und dann zu ihm."

"Nein, eher sterbe ich als das ich mich freiwillig auf den Weg zu ihm mache."

"Leela, bitte tu was er sagt. Wenn er dich umbringt, werde ich mir das nie verzeihen!"

"Mich darf er nicht töten, aber bei allen anderen Mädchen war es dir egal, oder?"

"Nein, es war mir bei den anderen auch nicht egal. Aber dich liebe ich nun mal!"

"Du handelst und denkst ziemlich egoistisch, Varun. Und würde Ajay mich wirklich töten wollen, dann hätte er es schon längst getan. Irgendwie habe ich das Gefühl das er mich nicht töten will und das er es einfach nicht
kann. Es scheint wohl so, als würdet ihr beiden auf die selbe Frau abfahren oder? Pass auf, dass er mich dir nicht vor deinen Augen weg schnappt. Dann besitzt dein großer Bruder sogar deine große Liebe. Welch traurige Geschichte, nh?"

Normalerweise bin ich überhaupt nicht so oberflächlich, aber ich weiß das wenn Varun mich wirklich liebt, ihn diese Worte jetzt auf's äußerste getroffen haben müssen und das möchte ich testen.

"Du würdest niemals etwas mit Ajay anfangen!"

"Wieso nicht? Er ist stattlich gebaut und zudem sieht er gut aus!"

"Weil ich dich kenne, Leela! In deinen Augen ist er nur ein Monster, so wie ich es für dich bin. Und mehr aber auch nicht!"

"Wenn du meinst.", sage ich provokant.

"Und jetzt sag mir wo ich die Dusche finden kann.", fordere ich.

"Komm mit.", sagt er.

Schweigsam, laufe ich ihm hinterher. Nachdem ich geduscht habe, schlüpfe ich in einen Sari den Varun mir gegeben hat. Es ist einfach ein herrliches Gefühl, wenn man nach so vielen Tagen und Stunden wieder duschen war. Als ich so durch die Gänge schlendere, analysiere ich jede Ecke und jedes Fenster. Ich halte Ausschau nach dem perfekten Ort um zu flüchten. Dafür brauche ich auf keinen Fall Varun's Hilfe. Ich werde das alles schon alleine auf die Beine stellen, schließlich bin ich Leela Malhotra. Aber als aller erstes muss ich Elena und Akira finden, denn ich plane unsere große Flucht.

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