Kapitel 10

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Benebelt komme ich langsam wieder zu mir. Als ich meine Augen öffne, fällt es mir schwer meine Augenlider oben zu halten und außerdem ist es stockdunkel hier. Mein Kopf fühlt sich so an, als würden mir kleine Männchen, mit winzigen Bohrmaschinen in den Kopf bohren, sprich ich empfinde unglaublich starke Schmerzen. Reflexartig will ich mir an den Kopf fassen, doch ich kann es nicht. In diesem Moment realisiere ich, dass ich wohl an einem Stuhl gefesselt bin. Panisch versuche ich mich los zu reißen, doch vergebens. Ich beginne zu wimmern und zu schreien, was geht hier nur vor sich? Wo bin ich? Wurde ich etwa entführt? Und wenn ich entführt worden bin, sind Elena und Akira dann auch entführt worden? Plötzlich höre ich ein Geräusch, hierbei handelt es sich um quietschende Schritte die langsam, aber sicher näher kommen. Sofort verstumme ich, man hört nur noch meinen Atem und ich könnte schwören, dass man sogar meinen schnellen Herzschlag hören kann. Mit jedem Schritt, dem sich mir mein vermutlicher Entführer nähert, macht mein Herz viele mehrere Herzschläge hintereinander:
Bum. Bum. Bum. Bum. Bum. Bum. Bum.
Das einzige was jetzt an meiner Seite ist, sind mein Herzschlag und die Angst vor dem was mich gleich erwarten wird.

"Du bist ja wach.", surrt eine tiefe und schaurige Stimme, ich spüre sofort wie sich meine Nackenhaare vor Schauder aufstellen.

Obwohl ich mir wortwörtlich vor Angst in die Hosen machen könnte, versuche ich dennoch selbstbewusst zu sein.
"Warum schaltest du nicht das Licht ein? Wenn du mich schon entführt hast, solltest du wenigstens die Eier haben um mir dein Gesicht zu zeigen, du Feigling."

"Zügle deine Zunge, oder willst du das dir das selbe widerfährt, wie deiner kleinen frechen Freundin Akira?", kommt es ernst aber ruhig zurück.

Bei dem Gedanken, dass Akira etwas schlimmes zugefügt worden sein kann, verliere ich die Fassung.
"Du mieses Dreckschwein, was hast du mit ihr gemacht?"

"Das ist allein meine Sache und nicht deine. Sie ist wirklich sehr schön, aber sie hat einfach zu viel geredet."

Was sollte das bedeuten? Zu viel geredet?

"Wenn du ihr wirklich etwas angetan hast, bringe ich dich um!"

"Schätzchen, eher bringe ich dich um.", antwortet er mit einem verachtenden Lachen.

"Binde mich los, ich muss auf die Toilette!", fordere ich.

Oh Gott, ich muss wirklich auf die Toilette, und zwar wie ein Kamel, ich weiß nicht wie lange ich es noch aushalten kann und ich will wirklich nicht in die Versuchung kommen müssen, mich selbst zu bepinkeln.

"Du wurdest entführt und denkst an die Toilette?"

"Nun ja, gehört wohl zu einem menschlichen Bedürfnis oder?"

"Du gefällst mir ziemlich gut. Dich werde ich als letzte töten!"

Wie freundlich.

"Wer weiß, wenn du auch so schön bist wie du dich anhörst, vielleicht lasse ich dich dann ganz am Leben.."

"Wenn du nicht weißt, wie ich aussehe wieso entführst du mich dann?"

"Ich habe meine Jungs, die das für mich erledigen. Ich begutachte die Mädchen erst immer hier und entscheide dann was mit ihnen passiert."

"Was kann denn alles passieren?", frage ich neugierig mit einem ängstlichen Unterton.

"Wenn die Mädchen mir überhaupt nicht gefallen, biete ich den Männern hier Sex mit den Mädchen für 5 Rupien, pro Stunde an. Sind sie hübsch, dann kommen sie erstmal zu den anderen Frauen, werden zu Traumfrauen erzogen und dann an reiche Männer verkauft."

"Du bist doch krank!", sage ich abwertend.

"Nun ja, so verdient man eben leicht Geld. Und für Geld tue ich alles, ich bin nämlich Materialist musst du wissen."

Ich gebe ihm daraufhin keine Antwort mehr, seine Aussagen haben mich einfach zu sehr geschockt. Ich fühle mich gerade so als wäre ich in einem schlechten Horrorfilm, wo bin ich hier gelandet? Ich frage mich ob Varun mich sucht.. Und ich hoffe das es Elena und vor allem Akira gut geht.

"So, jetzt kommt der Zeitpunkt an dem ich entscheide ob du verkauft wirst oder Sex mit anderen Männern haben wirst."

Oh mein Gott, bitte findet er mich hübsch. Ich bin doch noch Jungfrau. Ich will nicht von fremden Männern entjungfert werden, dass wäre das schlimmste auf der Welt für mich. Ich will doch heiraten und eine Familie gründen, ich will hier raus. Bitte ist das wieder nur einer meiner schlechten Albträume. Ich werde sicherlich gleich in meinem Wasserbett aufwachen und Akira und Elena werden mich lachend in der Suite empfangen, dann treffe ich mich mit Varun und alles ist schön und gut - doch nichts dergleichen geschieht..

Das Licht geht an und sofort fühlen sich meine Augen von diesen extrem hellen Strahlen angegriffen. Ich versuche meinen Entführer zu mustern, doch meine Augen lassen mich nur eine Silhouette erkennen.

Ich spüre wie er sich mir taktvoll nähert und mich von allen Seiten begutachtet, zu gerne würde ich auch das gleiche bei ihm tun. Ich will wissen wie er aussieht.

"Du hast Glück, du bist wunderschön."

Ich war noch nie so glücklich darüber, zu hören das ich schön bin. Das er mich hübsch findet, rettet mich davor mit fremden Männern zu schlafen.

"Ich weiß das ich schön bin, das ist nichts neues für mich.", sage ich extra.

"Du gefällst mir so gut, dass ich dich glatt selbst behalten würde."

Da sich meine Augen nun an das Licht gewöhnt haben, kann ich ihn endlich sehen. Das erste das mir auffällt sind seine dunkelbraunen Augen, die mich irgendwie an einen Adler erinnern, ich weiß auch nicht wieso. Zudem hat er tolles schwarzes Haar und perfekt geformte Augenbrauen, er ist einfach mega hübsch. Hätte ich ihn draußen auf der Straße gesehen, dann hätte ich niemals geglaubt, dass er so ein ekeliges Arschloch ist. Trotzdem kann ich nicht anders als ihn anzustarren, weil sein äußeres Erscheinungsbild einfach unglaublich sexy ist. Okay, das reicht! Ich kann doch nicht meinen Entführer geil finden! So gut er auch aussehen mag, sein Charakter macht ihn mehr als nur hässlich.

"Wie heißt du überhaupt?", reißt er mich aus meinen Gedanken.

"Geht dich nichts an.", sage ich knallhart.

"Na schön, 'Geht-dich-nichts-an'. Mein Name ist Ajay (Shahrukh Khan)."

"Schön für dich."

"Wie dem auch sei, aus dem Grund das du heute so frech warst, kommst du erst morgen zu den anderen Mädchen.", sagt er während er meine Hände von den Fesseln befreit.

"Aber ich halte es ohne Stuhlgang nicht mehr aus!"

"Das ist nicht mein Problem. Hier ist erst einmal was zu trinken für dich und deine Mahlzeit."

Dann stellt er mir Wasser und eine komische Dose mit pampigen, matschigen Inhalt auf den Boden.

"Trinken werde ich ganz sicher nichts, ich muss eh schon auf Toilette. Und was ist das bitte für ein Zeug?"

Ich greife nach der Dose und rieche daran.

"Ih, das stinkt ja fürchterlich, was ist das?"

"Katzenfutter.", sagt er grinsend.

"Katzenfutter? Geht's noch? Sehe ich aus wie eine Katze? Das werde ich sicherlich nicht essen!"

Auf einmal packt er mich hinten an den Haaren, dann kommt er mir gefährlich nahe.
"Du solltest froh sein, dass du noch lebst und das du morgen zu den anderen kommst. Oder willst du etwa, dass ich es mir anders überlege und du doch mit den verschiedenen Männern schlafen musst?", haucht er in mein Ohr.

Das einzige was ich tue ist meinen Kopf zu schütteln.

"Das ist ein braves Mädchen, und jetzt iss dein Essen. Wir sehen uns morgen wieder."

Als er weg ist, spüre ich wie mir einige Tränen über meine Wange laufen.

Die Flucht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt