Kapitel 12

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Mit erheblichen Kopfschmerzen wache ich auf dem Boden liegend auf. Als mir wieder einfällt, wieso ich unter diesen Kopfschmerzen leide, raffe ich mich flink auf und da sehe ich ihn. Sein Anblick lässt mein Herz sofort schneller schlagen und auf einmal scheine ich wieder alles um mich herum zu vergessen. Obwohl er einfach nur daliegt, schläft und nichts tut fühle ich mich etwas besser. Er lässt meinen Schmerz für einen kurzen Augenblick vergessen, ich weiß nicht wie er es macht, aber irgendwie nimmt er mir meinen Schmerz, genauso wie er mir den Schmerz über den Verlust meiner Mutter genommen hatte. Wieso hat dieser Mann so viel Einfluss auf meine Gefühlswelt und wieso kann er einfach so viel in mir drin bewegen? Aber wie ist er hier rein gekommen? Und vor allem wie hat er mich gefunden? Er kann gar nicht wissen wo ich bin, sicherlich ist das wieder nur einer meiner dummen Träume und wenn ich wieder aufwache, wird Ajay mich sonst wo untergebracht haben.. Das kleines bisschen Funken Hoffnung, dass ich eben empfand platzte gerade in diesem Moment schneller als eine Seifenblase. Wenn ich schon Träume, warum den Traum dann nicht ausnutzen, solange er noch schön ist? Um den Traum noch etwas länger genießen zu können, beuge ich mich langsam herunter zu ihm und küsse ihn leidenschaftlich.

Langsam öffnet er die Augen und sofort verliere ich mich wieder in ihnen. Wie sehr ich es vermisste habe, in seine Augen zu schauen.

"Leela?"

"Sorry, dass ich dich aufgeweckt habe."

"Wenn du mich so weckst, habe ich nichts dagegen."

"Du bist so süß, du sollst wissen das ich dich über alles liebe. Und das ich dich niemals in meinem Leben vergessen werde, du bist meine erste und meine letzte Liebe. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals so sehr in jemanden verlieben würde. Und jetzt wo ich dich gefunden habe, kann ich meine restliche Zeit noch nicht einmal mehr mit dir verbringen."

Fürsorglich zieht er mich in eine Umarmung, währenddessen küsst er mich auf meine Stirn und streichelt mir dabei über's Haar.

"Seit wann sagst du so süße Sachen, Leela? Das kenne ich ja gar nicht von dir. Aber ich liebe dich auch! Und du bist auch die erste, in die ich mich wirklich verliebt habe, die ich wahrhaftig liebe. Deswegen bin ich hier, ich will dich hier raus holen!"

"Moment mal, dass hier ist kein Traum?"

"Nein, es ist leider die verdammte Realität. Hast du gedacht du träumst?"

"Ja, ich habe nicht damit gerechnet, dich noch einmal wieder zu sehen..", sage ich mit Tränen in den Augen.

"Jetzt bin ich ja hier, keine Sorge ich werde alles dafür tun, um dich hier raus zu kriegen."

"Elena und Akira auch ja?"

Bei dem Gedanken an Akira wird mir mehr als nur schlecht. Ich hoffe so sehr, dass sie noch lebt.

"Natürlich.", sagt er.

"Dieser Mistkerl Ajay, hat Akira die Zunge abgeschnitten..", sage ich mit zittriger Stimme.

Nun zieht er mich in eine noch engere Umarmung, ich würde ihn am liebsten niemals wieder los lassen.

"Aber wie hast du mich eigentlich gefunden?", frage ich.

"Ich.. Ich..", stockt er.

Durch eine Paar quietschende Schuhe, die sich bei uns im Raum verirren, wird unser Gespräch unterbrochen. Als  mein Blick von den Schuhen zu dem Kopf der Person wandert, muss ich natürlich feststellen, dass es kein Geringerer als Ajay ist - der hat mir gerade noch gefehlt.

"Super, wie ich sehe hast du sie richtig aufpäppeln können. Dein Medizin Studium zahlt sich ja doch aus.", meint er.

Sofort klappt meine Kinnlade nach unten.

"Bitte sag mir nicht, dass du ihn kennst.", sage ich enttäuscht.

"Oh, er kennt mich zu gut. Varun ist nämlich mein Bruder."

Bitte was? Habe ich da gerade wirklich richtig gehört? Ajay ist Varun's Bruder? Das muss ja bedeuten, dass Varun mit ihm unter einer Decke steckt und somit auch Rohit und Salman. Jetzt ergibt alles einen Sinn, Varun, Rohit, Salman und die anderen Jungs arbeiten für Ajay und besorgen ihm die ganzen Armen und hilflosen Mädchen. Es war alles eine Masche von ihm, er hat mich nur verarscht. Verletzt löse ich mich von Varun und entferne mich von ihm.

"Leela, bitte. Ich.. Ich kann dir alles erklären.."

"Was gibt es da bitte zu erklären Varun? Du entführst zusammen mit deinem Bruder hilflose Mädchen, verkaufst sie weiter oder lässt sie von anderen Männern vergewaltigen! Wie kannst du nur so etwas grausames zulassen? Wie kannst du Ajay bei sowas unterstützen? Du studierst Medizin? Wo ist da der Sinn? Du tust so, als würdest du Menschen helfen wollen, aber beraubst arme Mädchen um deren Freiheit? Welch Ironie, wow. Super, toll, ich bin sowas von Begeistert, ehrlich. Ich habe mich so in dir getäuscht Varun. Ich dachte du wärst anders als die anderen, jetzt weiß ich was Arijit meinte, als er sagte das ich mich vor dir in Acht nehmen soll, hätte ich besser mal auf ihn gehört. Dann wären Elena, Akira und ich jetzt nicht in so einer misslichen Lage."

Ohne ein Wort zu sagen, schaut er mich fassungslos an.

"Da gibt es wohl Ärger im Paradies, was?", sagt Ajay lachend.

"Leela, bitte versteh doch..", sagt Varun während er mir langsam wieder näher kommt und versucht mich zu berühren.

"Fass mich nicht an! Fass mich niemals wieder an, hörst du? Wie vielen Frauen hast du dieses Theater schon vorgespielt hmm?"

"Unzähligen, und jedes Mal sind sie so verletzt wie du. Mein Bruder ist wirklich ein Naturtalent, was das schauspielern angeht.", antwortet wieder mal Ajay anstatt Varun.

"Dieses Mal habe ich nicht geschauspielert, wirklich nicht."

"Denkst du etwa, das macht die Sache jetzt besser?" frage ich.

"Varun, was soll der scheiß? Reiß dich wieder zusammen!", mischt sich Ajay wieder ein.

"Ja, Bruder..", antwortet er.

Wow, was für ein Feigling. Er hört ja auf seinen Bruder auf's Wort, wie ein Hund auf sein Herrchen.

"Gut und jetzt geh raus, ich will nicht das du dich länger mit ihr abgibst."

Ohne jeglichen Widerstand zu leisten, verlässt Varun einfach den Raum. So viel zum Thema, wahre Liebe.

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