Kapitel 22

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Wochen vergingen und Raghav konnte mir in dieser Zeit so einiges beibringen. Jeden Tag verbrachten wir damit, zu trainieren. Sei es in seinem Hof oder in der Stadt uns interessierte nicht wo wir trainierten und auch nicht wer uns dabei zusah, uns interessierte nur eines und das war unsere gemeinsame Rache an Ajay. Schon in den ersten paar Tagen musste Raghav feststellen, dass ich äußerst schnell lerne. Selbst wenn er mal nicht da ist, trainiere ich. Es ist wie eine Sucht für mich geworden, ohne das Trainieren fühle ich wieder den ganzen Schmerz in mir. Wenn ich trainiere, kann ich meiner Wut freien Lauf lassen. Und so stehe ich hier, in Raghav's Hof mit einem Schwert zu meiner Rechten. Ich bilde mir ein, dass Ajay vor mir steht und das ich einen blutigen Kampf gegen ihn führe, auch er hat ein Schwert in der Hand, doch meines ist viel eleganter als seins und-

"Leela, du bist ja immer noch am trainieren.", zieht er mich aus den Gedanken.

"Ja, klar.", sage ich nur während ich weiter mit dem Schwert herum schwinge.

"Jetzt lass das doch mal, ich habe uns etwas zu essen mitgebracht."

"Niemals!", widerspreche ich ihm.

"Das Essen wird kalt. Komm jetzt.", meint er jetzt etwas angespannter.

"Kämpf gegen mich.", fordere ich ihn auf.

Mit einem breiten Grinsen in seinem Gesicht meint er nur: "Du wirst doch sowieso schon wieder verlieren, Leela."

"Nein, diesmal nicht. Ich habe hart trainiert.", sage ich selbstsicher.

"Das stimmt.", sagt er während auch er sich ein Schwert zückt und sich zum Kampf bereit macht.

"Das Schicksal vereinte zwei fremde Seelen, dessen Herzen wurden in Stücke gerissen..."

"Nun sind sie zu zweit, im Herzen vereint um zu besiegen den Herzensbrecher.", führt Raghav den Satz fort.

Diesen Satz sagten wir immer auf, bevor wir anfingen zu kämpfen. Ich weiß nicht wie wir darauf gekommen sind, es kam einfach irgendwann dazu. Zunächst lachten wir ständig über diesen Satz und sagten ihn immer aus Spaß auf, doch irgendwann haben wir eingesehen das dieser Satz uns beide einfach verbindet, denn Raghav und ich teilen quasi das selbe Leid. Und seitdem hat sich dieser Satz bei uns beiden eingebürgert.

Dann beginnen wir unseren Kampf. Ich versuche Raghav's Züge vorauszusehen, ähnlich wie beim Schachspielen und mittlerweile kenne ich fast alle seiner Tricks auswendig, auch wenn sie äußerst schlau sind, ein fremder würde niemals darauf kommen. Die staubige Luft die durch das Wedeln der Schwerte herumgewirbelt wird sucht sich einen Weg in meine Nase, aus diesem Grund bin ich etwas abgelenkt. Taktisch versucht Raghav mir das Schwert aus der Hand zu reißen, doch meine Gedanken an Varun lassen dies nicht zu. Heute werde ich Raghav zeigen, dass er mich zu einer wahren Kämpferin gemacht hat. Während wir nun schon seit einigen Minuten kämpfen, versuche ich einen schwachen Moment bei ihm zu finden. So ein Schwertkampf erfordert viel Konzentration und ein schlaues Köpfchen, auch wenn alles sehr hektisch abläuft. Ich muss zugeben heute bin ich fast so gut wie Raghav, wenn nicht sogar etwas besser. Als ich ihn endlich in einem schwachen Moment ertappe, gelingt es mir ihm sein Schwert aus seiner Hand zu reißen.

Mit zwei Schwertern in meinen beiden Händen sage ich triumphierend: "Na, wer ist jetzt die bessere Kämpferin?"

"Endlich bist du soweit.", sagt er stolz.

Sofort lasse ich die Schwerter fallen, dann springe ich ihm in seine Arme. Im Kreis drehend, wirbelt er mich herum.
"Ich habe es geschafft, ich hab's geschafft.", juble ich dabei.

Als er mich wieder runter lässt sagt er noch:
"Leela, du bist jetzt eine wahre Kämpferin. Ajay wird dir nichts mehr anhaben können.", währenddessen streicht er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Zufrieden schaue ich ihm in die Augen.
"Wir werden Ajay so richtig fertig machen!"

"Allerdings. Unser Plan ist perfekt durchgeplant", meint er nur während er sich daran macht das mitgebrachte Essen zu verspeisen.

Ich setze mich neben ihn und beginne ebenfalls mit dem Essen.

"Meinst du, dass Jaya noch lebt?", durchbricht er plötzlich die Stille.

Mit traurigen Augen schaue ich ihn an.
"Ich hoffe es.", flüstere ich.

Jaya ist seine Freundin gewesen. Wie auch ich wurde sie von Ajay entführt und Raghav macht sich dafür die schlimmsten Vorwürfe. Als er versucht hat sie da rauszuholen, scheiterte er und seitdem verging kein einziger Tag mehr an dem er nicht trainierte.

"Deine Jaya ist sicher sehr schön, oder?", frage ich.

"Sie ist nicht nur schön, sie ist für mich die allerschönste.", sagt er leise.

"Es gibt eine große Hoffnung das sie noch lebt. So scheiße sich das jetzt anhören mag, aber wenn Ajay sie hübsch findet, dann lebt sie noch.", sage ich.

Aggressiv ballt er seine Hände zu Fäusten zusammen.
"Wenn er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hat, oder er sie auch nur angefasst hat.. Ich werde ihn zerfleischen.", sagt er wütend. Bei dem Gedanken an seine Jaya fließen ihm sofort einige Tränen die Wange hinunter. Ruckartig wischt er sich die Tränen weg und wendet sich von mir ab.

Ich drehe ihn wieder zu mir, wische ihm die Tränen weg und sage mit zittriger Stimme: "Hey, es ist okay zu weinen. Du musst vor mir nicht den starken Mann spielen, ich weiß ganz genau wie du dich fühlst."

"Ich weiß, danke.", flüstert er während er mich in eine Umarmung zieht.

"Zeigst du mir ein Foto von dir und Jaya?"

Lächelnd nickt er und zieht dabei sein Handy hervor. Dann zeigt er mir ein Foto von den beiden. "Ist sie nicht wunderschön?"

"Allerdings, sie ist mehr als wunderschön

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"Allerdings, sie ist mehr als wunderschön.", sage ich.

Als ich bemerke wie er immer trauriger wird werfe ich noch: "Wir werden sie da rausholen, dass verspreche ich dir!", hinterher.

"Das Schicksal vereinte zwei fremde Seelen, dessen Herzen wurden in Stücke gerissen...", meint er daraufhin lächelnd.

"Nun sind sie zu zweit, im Herzen vereint um zu besiegen den Herzensbrecher.", führe ich den Satz fort.

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