Teil 4 - 1 | Ich lebe noch

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Ich renne als wäre der Teufel hinter mir her und irgendwie fühle ich mich tatsächlich auch so. Die Friedenswächter werden sicher schnell eins und eins zusammenzählen. Sie werden merken wo ich auf die andere Seite gekommen bin und dann werden sie mich verfolgen.
Mein Atem geht immer schwerer und ich spüre, dass ich nicht mehr lange in diesem Tempo durchhalten werde. Ich brauche eine Pause und doch habe ich Angst, dass wenn ich auch nur eine Sekunde lang warte, eingeholt zu werden.
Eine halbe Stunde halte ich noch durch, dann breche ich erschöpft auf dem kalten Waldboden zusammen.
Ich schiebe mich neben einen großen Strauch, direkt an einem Baum, der mich komplett verdeckt und mir somit Schutz bietet.
Natürlich nur in der Nacht, deshalb hoffe ich, dass ich nicht allzu tief schlafe, denn sollte mich jemand hier finden, würde ich sterben.
Doch ich komme gar nicht zur Ruhe. Plötzlich fällt mir ein, dass Kael mir vielleicht folgen will.
Was, wenn er mich gar nicht findet? Was, wenn es Konsequenzen für ihn gibt, wenn sie mich nicht bei ihm gefunden haben? Werden sie ihm etwas antun? Ihn des Verrats bezichtigen?
Mein Herz beginnt wie wild zu schlagen, doch ich weiß, dass ich nichts ändern kann. Kael hat seine Entscheidung getroffen. Er wusste, was auf ihn zukommen könnte, als er mich weggeschickt hat. Er wusste, dass er nicht sicher sein würde. Oder er eine sehr gute Ausrede brauchen würde, um sich selbst zu schützen.
Heiße Tränen laufen mir übers Gesicht, als mir klar wird, dass wir uns möglicherweise nie wieder sehen.
Dass er vielleicht sein Leben für mich aufs Spiel gesetzt hat.
"Reva. Beruhige dich. Du bist lebend aus der Arena rausgekommen. Du schaffst das. Auch ohne Kael.", versuche ich mir selbst Mut zu machen.
Ich habe es wirklich aus der Arena geschafft.
Ich habe überlebt, während 23 andere gestorben sind.
Ich werde auch diese Reise überleben. Ich bin bewaffnet, habe vorerst sogar noch Vorräte.
Meine Kenntnisse vom Überleben in der Wildnis sind noch immer gut und nichts kann mich wirklich schocken.
Jeder weiß, dass ich auch nicht davor zurückschrecke jemanden zu töten, wenn es nicht anders geht. Obwohl ich die beiden Friedenswächter verschont habe.
Doch hätte ich die Waffe benutzen müssen, hätte ich es getan.
Müdigkeit packt mich und ich spüre, wie mein Körper sich nach Erholung sehnt. Ich weiß zwar, dass es riskant ist zu schlafen, doch ohne Schlaf würde ich den nächsten Tag nicht durchhalten und das ist das oberste Ziel.
Weiterkommen.
Wenige Stunden habe ich unruhig geschlafen, ehe ich vom ersten zwitschern der Vögel erwache. Die Sonne kämpft sich gerade in Richtung Himmel und ich wische mir mit meinem Ärmel den Schlaf aus den Augen.
Langsam stehe ich auf und stöhne. Sämtliche Glieder scheinen zu schmerzen, ich scheine jeden Muskel überanstrengt zu haben.
"Verdammt. Ich hätte wirklich mehr Konditionstraining machen sollen.", murmele ich und mache einige Dehnübungen, um mich aufzulockern. Natürlich hilft es nicht wirklich.
Im Rucksack krame ich nach einer Wasserflasche und stille meinen Durst, anschließend esse ich eine Handvoll Trockenobst. Ich wüsste wirklich zu gerne woher Kael die ganzen Vorräte hat.
Schließlich gehe ich langsam weiter, bedacht darauf wenig Geräusche zu machen. In der Helligkeit wird man viel schneller entdeckt und ich bin eindeutig nicht mehr im Vorteil eines Karrieros.
Hier draußen sind alle gleich. Vielleicht sind meine Reflexe schneller als bei anderen, doch wenn ich unbedacht handele, kann mich das trotzdem ins Grab bringen.
Stunde um Stunde laufe ich, ohne zu wissen wohin. Ich habe schon länger die Orientierung verloren und frage mich, wie ich es jemals bis nach Distrikt 13 schaffen soll.
Ich bin mir nicht einmal sicher ob ich in die richtige Richtung laufe. Ob ich jemals dort ankommen werde ist sowieso völlig ungewiss.
Ein Geräusch lässt mich zusammenzucken und ich verstecke mich sofort hinter einem Baum.
Etwas, oder jemand, ist hinter mir.

Etwas, oder jemand, ist hinter mir

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