Teil 4 - 21 | Gute Nacht, Bastard.

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"Wir müssen der Frau helfen!", rufe ich Damir und Lucan zu und wir stürmen aus unserem Versteck.
Der Überraschungsmoment ist auf unserer Seite. Während Lucan sich vor die Frau wirft und Damir auf den Friedenswächter zustürmt ziele ich auf seine Brust. Einen Atemzug warte ich, um meine Hand zu beruhigen, dann schieße ich. Noch bevor Damir den Friedenswächter erreichen kann bricht er zusammen.
Sofort ist Damir bei ihm und versenkt sein Schwert in die Halsschlagader des Friedenswächters.
Ich mache einen Schritt auf ihn zu, während Lucan die Frau zu beruhigen versucht.
Damir dreht sich lächelnd zu mir um, welches jedoch jäh erstirbt.
Ein Schuss hat sich gelöst. Verunsichert blicke ich meine Waffe an, doch aus ihr kam die Kugel nicht.
Damir sinkt zu Boden und ich sehe den Täter. Der Friedenswächter, der zuvor noch die Frau bedroht hat, ist nicht tot. Er liegt am Boden, hält sich die Brust und doch hat er einen Schuss abgegeben.
"Damir!", meine Worte sind nicht mehr als ein Flüstern.
Im selben Augenblick stürze ich mich auf den Friedenswächter. Er hat es nicht verdient durch einen Schuss zu sterben.
Ich werfe mich auf ihn und greife hinter seinen Kopf um den Helm zu öffnen.
Kael hat mir oft genug gezeigt wie umständlich diese Uniform ist und ich weiß genau welche Handgriffe nötig sind. Noch ehe der Friedenswächter sich wehren kann ist sein Kopf ungeschützt.
Mit verzerrtem Gesicht starrt er mich an. Ich sehe, dass er Schmerzen hat, der Schuss muss ihn trotz der kugelsicheren Weste fest erwischt haben.
"Das war ein Fehler. Ein schwerer Fehler.", zische ich und greife an meinen Gürtel an dem meine Messer stecken.
Ich erinnere mich daran, wie ich mich in der Arena gefühlt habe, als ich Menschen aus Spaß getötet habe. Genau so fühlt es sich an, nur dass ich dieses Mal einen Grund für den Mord habe.
Der Friedenswächter versucht mich von sich zu schieben, doch sobald er sich zu sehr bewegt, verzieht er wieder das Gesicht. Ich bin im klaren Vorteil und grinse ihm daher ins Gesicht.
"Du hast die Ehre von Reva Scott getötet zu werden. Wieso wehrst du dich denn?", lache ich und seine Augen weiten sich. Erst jetzt scheint er mich zu erkennen und ich spüre, dass er unruhiger wird.
Er scheint den Schmerz zu ignorieren und bäumt sich auf.
Ich schlage ihm mit dem Messerrücken ins Gesicht.
"Wag es nicht mich aufzuhalten.", drohe ich und drücke ihm die Klinge meines Messers in die Seite. Er schreit auf.
Dann fahre ich mit der scharfen Klinge an seiner rechten Wange entlang. Ein kleines Blutrinnsal läuft ihm über das Gesicht und er verzieht seinen Mund.
Ganz langsam drücke ich fester zu, bis er vor Schmerz aufstöhnt. Immer und immer fester drücke ich die Klinge in seine Wange. Er wimmert nur noch unverständliche Worte und ich lache ihn aus.
"Und du sollst ein Friedenswächter sein?"
Ich steche ihm mit voller Wucht in die Schulter und wieder schreit er gequält auf, ehe ich mich seiner anderen Schulter widme. Und noch immer ist meine Wut nicht gebändigt. Mir reicht es nicht, ihn zu quälen. Ich will das Leben aus seinem Körper tröpfeln lassen. Ich will hören wie er darum bettelt sterben zu dürfen. Und dann sollte ich ihn liegen lassen. Halb tot, vor Blut triefend das die Mutationen nur so anlocken wird.
Mein Herz schlägt immer schneller wenn ich daran denke welch schrecklichen Tod er dadurch sterben wird.
Ich versenke mein Messer erneut in seiner Seite. Dieses mal etwas fester und sehe, dass er der Ohnmacht nahe ist. Vielleicht wäre der Tod doch die bessere Lösung für ihn. Bis die Mutationen hier sind wird er längst verblutet sein.
"Gute Nacht du Bastard.", lächle ich und stoße ihm voller Gewalt das Messer mitten ins Herz.
Ein gequälter Aufschrei und dann ist es still und gleichzeitig auch doch nicht. Ein Schluchzen ist alles was ich höre.
Doch ich weiß nicht einmal ob es mein eigenes Schluchzen oder das von jemand anderem ist.
Mit zitternden Fingern lasse ich das Messer, welches immer noch in der Brust des Friedenswächters steckt los und lasse mich von ihm herunter rollen. Wie ein weit entfernter Gedanke fällt mir ein wieso ich ausgeflippt bin. Weshalb ich diesen Mann so qualvoll habe sterben lassen.
"Damir..", rufe ich und drehe mich um.
Sam und Lucan sind bereits bei ihm als ich mich auch über ihn beuge. Gleichzeitig nehme ich Elina wahr, die gegen Tiros Arme ankämpft und unerbittlich Damirs Namen ruft. Nur ein Blick auf die blutüberströmte Brust von Damir genügt mir um zu wissen, dass es zu spät ist.
Ich habe es schon gewusst als ich auf den Friedenswächter losgegangen bin. Natürlich habe ich das. Doch ich wollte es mir nicht eingestehen.
Elina stürzt sich an mir vorbei, versucht irgendwie an Damir heranzukommen. Sie schüttelt ihn, schreit und weint. Ich weiß genau wie sie sich jetzt fühlt und doch kann ich mich nicht bewegen. Tiro zieht sie fort, versucht sie erneut irgendwie zu bändigen.
"Reva!", ihre verzweifelte Stimme dringt an mein Ohr. Ich höre das Flehen in ihrem Ruf nach mir und doch weiß ich, dass ich ihr nicht das geben kann was sie sich wünscht. Damir ist fort.
Langsam gehe ich auf die beiden zu. Greife nach Elinas Schultern und Tiro lockert seinen Griff um das sich windende Mädchen.
"Elina.", meine Stimme klingt rau. "Elina. Du kannst ihm nicht mehr helfen. Es ist vorbei. Er ist fort.", die letzten Worte flüstere ich, doch ich weiß genau, dass sie die Bedeutung versteht.
"Nein! Du lügst!", schreit sie mich an und schlägt meine Arme von ihren Schultern. "Wie kannst du das sagen?"
Sie reißt sich erneut von Tiro los und dieses Mal stelle ich mich ihm in den Weg. Sie muss ihn sehen um zu verstehen.
Sam steht völlig blutüberströmt vor ihr.
"Es tut mir Leid.", murmelt er und dann scheint sie es sich endlich selbst einzugestehen.
Ihre Knie geben nach und sie knallt auf den Boden. Während sich meine Starre ebenfalls löst und ich Tränen auf meinen Wangen spüre. Es ist vorbei. Er ist tot. Und auch wenn ich seinen Tod gerächt habe fühle ich mich nicht besser.
Alles ist leer und kalt.

Alles ist leer und kalt

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Reva Scott 4 - Die FluchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt