Teil 4 - 19 | Längst verloren

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Damir und ich brauchen uns nicht anzusehen um zu wissen, dass etwas schlimmes geschehen sein muss. Elina würde niemals ohne Grund um Hilfe rufen. Und schon gar nicht in dieser Lautstärke.
Wir laufen augenblicklich los.
"Ich dachte Sam ist bei ihr?", höre ich Damir hinter mir rufen. Der wütende Unterton ist mir nicht verborgen geblieben, doch dafür ist keine Zeit.
Was, wenn sie angegriffen werden? Was, wenn Sam bereits tot ist?
Elina schreit erneut um Hilfe, ihre Stimme kommt von rechts also laufe ich in diese Richtung, während Damir mich überholt. Dieser Angeber, schießt es mir durch den Kopf. Dann sehe ich sie.
Sam liegt am Boden, Elina beugt sich verzweifelt über ihn.
Damir erreicht sie als erstes.
"Was ist passiert? Elina, geht es dir gut?", er blickt das Mädchen an, während ich mich auf die andere Seite von Sam fallen lasse.
Er sieht nicht gut aus. Gar nicht gut.
"Er ist einfach zusammen gebrochen. Erst war er gar nicht ansprechbar, jetzt ist er wieder zu sich gekommen. Ich versteh einfach nicht was los ist!", versucht Elina verzweifelt zu erklären, was geschehen ist.
Ein Blick auf Sams Stirn lässt eine Vermutung in meinem Kopf Gestalt annehmen.
"Ist er bei dem Angriff der Mutationen verletzt worden? Er fiebert. Gut möglich, dass er eine entzündete Wunde hat.", frage ich Elina und lege Sam eine Hand auf die Stirn.
"Er wurde verletzt! Aber er meinte, die Wunder ist nicht so schlimm.", antwortet sie und wirft Sam einen wütenden Blick zu.
"Sie... nicht so schlimm...", murmelt dieser hingegen und greift nach der Hand des Mädchens.
"Durst... Ich habe so Durst."
Sofort greift sie nach ihrer Wasserflasche, während Damir Sam aufhilft, damit er trinken kann.
"Wo ist Tiro? Er hat die Medikamente. Wir müssen etwas tun!"
"Beruhige dich. Tiro wird jeden Moment da sein, deine Schreie sind nicht zu überhören gewesen. Sam schafft das schon. Erst wenn er wieder bewusstlos wird, haben wir ein Problem.", rede ich ruhig auf sie ein auch wenn ich weiß, dass es nicht viel nutzen wird.
"Aber damit du beruhigt bist, werde ich ihm ein paar Schritte entgegen kommen. In Ordnung?", ich stehe auf und lade meine Waffe. Sicher ist sicher.
Doch kaum habe ich mich ein Stück entfernt sehe ich Tiros dunklen Haarschopf, dicht gefolgt von Lucan.
"Hier drüben sind wir!", rufe ich und winke ihnen zu, "Sam ist zusammengebrochen. Seine Wunde hat sich entzündet und er fiebert. Wir brauchen die Medikamente aus deinem Rucksack.", kläre ich die beiden auf als sie zu mir aufgeschlossen haben.
Gemeinsam laufen wir eilig zurück zu Sam, Damir und Elina. Bereits im Laufschritt sucht Tiro die nötige Ampulle heraus.
Er stürzt auf Elina los und reicht ihr das Medikament.
"Wo... wo macht man die rein?", fragt sie und man sieht ihr deutlich an, wie nervös sie ist. Trotzdem nimmt sie die Schutzkappe ab.
Tiro zögert einen Moment. Er weiß auf den ersten Griff welches das richtige Medikament ist aber hat keine Ahnung wohin damit? Ich hebe die Augenbrauen.
"Am besten direkt in die Blutbahn. Also in eine der Adern am Arm, da kommt man am besten ran.", schlage ich vor und lasse mich erneut neben Sam nieder.
"Wenn es keiner von euch machen will, dann tu ichs."
Doch Elinas Blick ist auf Sam gerichtet.
"Das wird jetzt kurz weh tun.", sagt sie und sucht eine gute Stelle an seinem Arm. Ohne zu zittern sticht sie ihm die Nadel in die Vene und drückt die weiße Flüssigkeit in seine Blutbahn.
Als sie fertig ist fällt mir jedoch auf, dass sie ganz weiß um die Nase herum wird. Hoffentlich muss sie das nicht noch öfter tun. Sie scheint nicht ganz so geschaffen für Nadeln zu sein.
Ich lasse mich kurz auf den Rücken fallen und atme tief durch. Nach einem kurzen Moment, in dem niemand etwas sagt, muss ich meine Gedanken teilen.
"Wir müssen von hier weg. Wir haben zu viel Lärm gemacht. Sam braucht wenigstens eine Nacht Ruhe und die werden wir hier nicht haben."
"Er kann noch nicht laufen. Wir müssen ihm noch ein paar Minuten geben, bis das Mittel Wirkung zeigt.", entgegnet Elina. "Und was ist mit Elise? Wir haben sie immer noch nicht gefunden."
"Das werden wir auch nie Elina. Sie ist fort. Vielleicht schon tot. Es hat keinen Sinn noch weiter an ihr festzuhalten.", antworte ich mit betont ruhiger Stimme.
"Du willst sie zurück lassen?", fragt Elina entgeistert und sucht Tiros Blick.
"Wir lassen Elise nicht einfach zurück! Noch können wir sie finden.", schaltet sich nun auch Lucan ein und ich verdrehe die Augen.
"Und wo willst du anfangen zu suchen?", frage ich mit sichtlich genervter Stimme. Mit meinen Armen ziehe ich einen weiten Bogen. "Wo in all diesem Gestrüpp, Gesträuch und vor allem unendlichem Wald willst du sie finden? Bevor wir sie entdecken, hat sie längst eine Mutation gefressen. Ich riskiere nicht mein Leben für eine Verrückte! Schaltet euren Kopf ein. Wir stecken mitten im Krieg. Es gibt immer Verluste zu beklagen, das wissen wir alle. Wollt ihr für sie etwa drauf gehen? Sie ist längst verloren. Das war sie schon bevor wir hier angekommen sind."
Elina öffnet den Mund und auch Lucan sieht so aus als würde er mir wiedersprechen wollen, doch bevor einer der beiden etwas sagen kann erhebt Damir seine Stimme.
"Reva hat Recht und im Grunde wisst ihr das auch. Wir müssen weiter und müssen sie zurücklassen."
"Aber wenn sie noch lebt, lassen wir sie einfach sterben!", ruft Elina aufgebracht und sieht Tiro an.
Ich sehe ihn ebenfalls an, denn er wird die Entscheidung treffen. Bis jetzt steht es zwei gegen zwei, er ist das Zünglein an der Waage.
Er holt tief Luft, ehe er seine Antwort verkündet.
"Wir müssen sie hier lassen."
Sofort beginnt eine brennende Diskussion, denn Lucan scheint noch immer nicht zu sehen wie Notwendig es war, weiter zu ziehen.
Elina jedoch hält sich zurück und ich sehe ihr an, dass sie darüber nachdenkt, was das Richtige ist.
"Dann lasst uns bald aufbrechen.", seufzt sie irgendwann und damit ist die Entscheidung endgültig getroffen.

", seufzt sie irgendwann und damit ist die Entscheidung endgültig getroffen

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Reva Scott 4 - Die FluchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt