Teil 4 - 24 | Getrennt

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Wenige Augenblicke später wird uns klar, dass wir vor einem Distrikt stehen. Und, wenn wir Glück haben, ist es Distrikt 6. Der letzte Distrikt, der unseren Weg nach 13 noch kreuzen wird.
Was dann bedeuten würde, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dem Weg in die Freiheit, wenn es so etwas in unserer Welt noch gibt.
"Macht euch bereit Leute. Wir wissen nicht, wie die Sache in Distirkt 6 aussieht oder wie weit das Kapitol schon zurückgeschlagen hat.", ruft Lucan über seine Schulter hinweg.
Sofort greife ich nach meiner Pistole und einem Messer. Sicher ist sicher, denn sollte das Kapitol diesen Distrikt bereits übernommen haben, dann wird unser Empfang mit Sicherheit nicht freudig ausgehen.
Ruhig und leise schleichen wir auf den Zaun zu, der nicht unter Strom steht, wie ich sofort erkenne. Ein gutes Zeichen.
Hinter mir höre ich, wie Elina leise vor sich hin murmelt.
"Wir dürfen da nicht rein. Wir sollten weiter. Weiter.", ich sehe mich nach ihr um, kann aber ihren Blick nicht auffangen, da sie in Richtung Sam schaut, der sie zu beruhigen scheint. Seine Worte kann ich allerdings nicht verstehen.
Nach einiger Zeit entdecken Tiro und Lucan ein Loch im Zaun, durch welches wir nach Distrikt 6 gelangen würden, wären da nicht die beiden bewaffneten Männer.
Kaum habe ich die Situation erfasst, sind sie allerdings schon auf uns aufmerksam geworden.
Wir haben keine Chance.
"Stehen bleiben! Und die Waffen runter oder wir schießen!", erklingt sofort eine Stimme und auch mir wird bewusst, dass es keine Möglichkeit gibt sich zu wehren.
Jede Art des Widerstands würde nur der gesamten Gruppe schaden und niemandem helfen, also legen wir alle unsere Waffen nieder, damit die Männer sie zur Seite schieben können.
Mir gefällt es ganz und gar nicht, dass ich ausgeliefert bin und noch weniger, als einer der Männer auf mich zukommt, um mich nach weiteren Waffen zu durchsuchen.
Natürlich findet er sämtliche Messer die ich an meinem Körper trage und ich verdrehe die Augen. Hätte ich ihn töten wollen, wäre dies längst geschehen, doch ich halte mich zurück. Denn ein Mord würde mir in meiner Position wirklich nicht helfen.
"Woher kommt ihr?", beginnt einer das Verhör auf das ich mich schon eingestellt habe, während der andere Zettel zur Hand nimmt und irgendetwas abzusuchen scheint.
"Wir kommen aus Distrikt 4.", antwortet Sam.
"Warum seid ihr hier?", stellt er eine weitere Frage. Tiro öffnet den Mund um etwas zu sagen, als der Mann mit den Zetteln in der Hand seinen Finger auf ein Blatt drückt.
"Hier.", er deutet auf etwas, um seinem Partner zu zeigen was er entdeckt hat. Wenige Augenblicke später spüre ihre Blicke auf mir, als wollten sie mich durchbohren.
Irgendetwas scheint ihnen ganz und gar nicht zu gefallen.
"Und du? Kommst du auch aus Distrikt 4?", beginnt der Mann mit dem Zettel zu reden und deutet auf mich, während er die Papiere vor meinem Gesicht wedeln lässt.
"Ihr könnt uns nicht für dumm verkaufen!", sagt der andere und entsichert seine Waffe.
Ich trete einen Schritt zurück.
"Was soll das hier werden?"
"Sie kommt aus Distrikt 2. Aber woher wir kommen spielt doch keine Rolle, oder? Wir alle flüchten vor dem Kapitol, das ist, was uns verbindet.", versucht Tiro zu schlichten. Doch die Männer scheinen völlig uneinsichtig zu sein. Als wären sie nur am Zaun, um alle Flüchtlinge zu vertreiben oder zu töten.
Nun bekommt Tiro die Waffe vors Gesicht gehalten, als hätte er ein Verbrechen begangen.
"Du kommst mit uns Reva Scott.", knurrt der Mann mit dem Zettel und richtet seine Waffe auf Elina. "Sonst erschieße ich sie."
Ich erstarre.
"Hey. Hey. Beruhigen Sie sich. Sie wollen, dass ich mitkomme? Dann nehmen sie diese verdammten Waffen aus den Gesichtern meiner Freunde! Ich habe niemandem etwas getan und diese Menschen hier, sind absolut unschuldig. Wenn ihr mich wegbringen wollt, dann nur zu. Aber lasst den Rest weiter ziehen.", beginne ich zu reden, ohne nachzudenken. Ich durfte es einfach nicht riskieren, dass Tiro und Elina zu Schaden kommen.
"Nein!", höre ich Elina schreien, doch Sam ist sofort zur Stelle und lässt sie verstummen.
"Der Rest kann mitkommen.", antwortet der Mann, der Tiro mit seiner Waffe bedroht, welche er nun aber sinken lässt. Ich hingegen setze mich langsam in Bewegung. Es hat keinen Sinn mich zu verteidigen oder zu wehren. Sie würden den anderen nur weh tun und das kann ich nicht verantworten.
Einer der Männer bleibt bei den anderen zurück, während der mit den Zetteln, die Waffe auf mich gerichtet, hinter mir her geht. Ich versuche noch einen Blick zu den anderen zu werfen, doch der Schock und die Angst in ihren Gesichtern lässt mich wissen, dass sie, egal wie ich sie ansehen würde, mich nicht verstehen würden.
Vor allem Elina macht mir sorgen. Ich habe keine Gelegenheit mehr gehabt ihr zu sagen, dass ich ein gutes und schönes Leben hatte. Dass ich erfüllt von Liebe und Freundschaft gewesen war und dass ich großes Glück hatte sie, Damir, Sam, Tiro, Lucan, Elise und Kila kennen lernen durfte.
Plötzlich wird mir bewusst, dass ich mich tatsächlich gerade innerlich von meinem Leben verabschiede und ich schüttele energisch meinen Kopf.
Noch ist mir nichts geschehen.
Noch lebe ich und ich werde um mein Leben kämpfen.

Noch lebe ich und ich werde um mein Leben kämpfen

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Reva Scott 4 - Die FluchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt