Nachdem ich die Nachricht weitergegeben habe, wirkt Elina müde und ich beschließe sie und Sam wieder allein zu lassen. Auch, weil ich nachsehen möchte, wie es Damir geht.
Als ich an seiner Matratze ankomme scheint allerdings alles unverändert zu sein. Er hat die Augen geschlossen und liegt reglos da, als würde er schlafen.
Vorsichtig setze ich mich neben ihn und streiche über seine Hand. Müdigkeit überfällt mich, doch ich will nicht einschlafen, während er aufwachen könnte.
Ich fahre mir übers Gesicht und versuche die Geräusche all der Verwundeten, die Schmerzen haben und leiden, zu ignorieren.
Das ganze Lazarett wirkt mehr wie ein einziges Chaos und ich frage mich, woher all die Ärzte kommen oder ob die Menschen, die die verletzten behandeln tatsächlich wissen, was sie tun.
Ich seufze und senke meinen Kopf um meine Augen einen Moment zu schließen.
Der Moment der Ruhe verstreicht jedoch viel schneller als gedacht, denn Damir beginnt zu husten.
"Damir?", frage ich leise und drücke seine Hand.
Flatternd öffnen sich seine Lider und er scheint keine Orientierung zu haben. Sein Kopf dreht sich zu mir und er runzelt die Stirn, als hätte er jemand anderes an seiner Seite erwartet.
Natürlich hat er jemand anderes erwartet. Elina.
"Damir, kannst du mich hören?"
Er blinzelt verwirrt. Kneift die Augen zusammen. Öffnet sie wieder und blickt mir ins Gesicht.
"Reva?", eine Stimme klingt heiser.
"Ich hole dir was zu trinken!", aufgeregt stürme ich los und kann eine Flasche Wasser und einen Becher beschaffen.
Als ich zurück komme hat Damir sich bereits aufgesetzt. Ich reiche ihm den gefüllten Becher und er leer ihn gierig, ehe er mich fragend anblickt.
"Was ist passiert? Wo sind die anderen? Wo ist Elina?", er sieht sich suchend um, doch zwischen all den Menschen ist es schwierig Elina und Sam auszumachen.
"Wir wurden bombardiert. Rosie wurde dabei getötet, alle anderen haben es geschafft.", sage ich mit ruhiger Stimme und berühre seinen Arm.
"Bitte reg dich nicht zu sehr auf. Du warst ziemlich lange bewusstlos. Hast du Schmerzen? Tut dir irgendetwas weh?"
"Ich..", er schüttelt den Kopf und schließt seine Augen. "Wo ist Elina?", seine Frage klingt mehr wie eine Bitte und ich spüre, dass er sich schreckliche Sorgen macht.
"Sie war ziemlich stark verschüttet und ihr Bein wurde eingeklemmt. Sie kann nicht sehr gut laufen und wurde dort hinten hingelegt. Sam ist bei ihr, er kümmert sich um sie.", ich weiß, dass es ein schwacher Trost für ihn ist. Vor allem, weil ausgerechnet Sam nach ihr sieht und auf sie acht gibt.
"Sam kümmert sich um sie?", schnaubt er und verzieht sein Gesicht.
Langsam lässt er sich auf den Rücken gleiten und fährt sich übers Gesicht.
"Hast du Schmerzen Damir?", frage ich erneut und beuge mich leicht über ihn.
Äußerlich sieht er relativ gut aus. Sein Gesicht ist etwas blass, doch außer Kratzern hat er kaum Verletzungen davon getragen.
Wenige blaue Flecken, leichte Quetschungen und Prellungen, die nicht weiter schlimm sind. Zumindest sagen das die Ärzte.
"Ich habe Kopfschmerzen und meine rechte Seite tut ziemlich weh.", antwortet er nun endlich und ich nicke. Dort sind die meisten Quetschungen und Prellungen.
"Leider wirst du keinen Anspruch auf Schmerzmittel haben. Sie mussten drastisch reduzieren, damit die wirklich schwer Verletzten alles bekommen, was es gibt. Aber in wenigen Stunden wird Nachschub kommen. Vielleicht können wir dir dann eine Dosis besorgen."
Ruhig nickt er und ich lehne mich etwas zurück.
Eine weile schweigen wir, ehe Damir das Wort ergreift.
"Du siehst aus, als wärst du ziemlich erschöpt.", es ist mehr eine Feststellung, als dass er sich über mich lustig macht.
"Ich habe geholfen Elina zu befreien und Rosie zu bergen. Und dann habe ich mich hierher gesetzt und gewartet, bis du endlich wieder aufwachst. Da blieb nicht sehr viel Zeit nach mir selbst zu sehen."
"Danke.", flüstert er und dieses Mal drückt er meine Hand.
"Das habe ich gern getan. Außerdem hatte ich damit eine Aufgabe."
"Habe ich sonst irgendetwas verpasst?", fragt er und ich reiche ihm noch einen weiteren Becher Wasser.
"Ja!", rufe ich, als mir wieder einfällt, welche Nachrichten ich erst erfahren habe. "Katniss Everdeen kommt hierher nach Distrikt 8. Sie wird sicher bald da sein und vielleicht können wir sie ja sehen!", ich spüre wie mein Gesicht zu glühen beginnt und Damir grinst mich an.
"Ich wusste gar nicht, dass Reva Scott der große Karriero, sich für ein junges Mädchen derart begeistern kann. Die dazu noch aus Distirkt 12 kommt.", er zwinkert mir zu, doch ich verdrehe die Augen.
"Du weißt absolut nichts von mir 4.", lache ich.
Damir setzt zu einer Antwort an, doch er wird von lauten Rufen unterbrochen.
"Sie ist da.", flüstere ich und mein Herz beginnt wie wild zu hämmern.
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Reva Scott 4 - Die Flucht
FanfictionEine Explosion und die Lichter gehen aus. Abrupt enden die 75. Hungerspiele und überall herrscht Chaos. Reva ergreift daraufhin die Flucht in Richtung Distrikt 13. Eine Flucht ins Ungewisse, denn sie hat keine Ahnung was auf sie warten wird, welche...