Damir dreht sich in die Richtung, in die ich blicke und ich höre wie er scharf die Luft einzieht. Katniss Everdeen ist hier. Jedoch ist sie viel zu weit weg, als dass wir verstehen könnten was sie sagt. Ich kann lediglich erkennen, dass sie es ist, weil sie einen Bogen auf dem Rücken trägt und von allen angestarrt wird.
"Seht ihr auch das, was ich sehe?", höre ich plötzlich Tiros Stimme hinter mir und ich drehe mich um.
Er sieht viel besser aus und ich muss unwillkürlich lächeln. Er scheint genauso wenig abkommen zu haben wie ich.
"Ja, und wenn wir uns jetzt nicht bald in Richtung Elina und Sam bewegen, werden wir sie wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen!", sagt Damir lauter und versucht aufzustehen.
"Stopp. Stopp. Stopp. Du kannst noch gar nicht..", will ich Protest einlegen, doch Damir hebt nur die Hand und schüttelt den Kopf.
"Ich kann sehr wohl.", sagt er nachdrücklich und steht auf.
Sofort kann ich sehen, dass er nicht lange stehen wird und greife nach seinem Arm. Tiro stellt sich auf seine andere Seite.
"Dickschädel.", brumme ich, während er mir ein breites grinsen schenkt.
So schnell wir können, gehen wir in Richtung von Elinas Lager und als wir angekommen sind, können weder Tiro noch ich Damir noch zurückhalten.
"Elina!", ruft er und das junge Mädchen wendet sich uns zu.
Als sie Damir sieht, rutscht sie augenblicklich zur Seite und er nimmt das stille Angebot an, indem er sich neben ihr niederlässt.
"Wie geht es dir?", fragt sie und mustert Damir von oben bist unten.
"Gut und dir?", bei seiner Antwort muss ich mir ein Schnauben unterdrücken. Er wird noch einige Zeit Probleme haben, wenn er sich nicht schont. Aber auf mich hört ja mal wieder niemand.
"Wird schon.", lächelt Elina.
"Wir müssen zu ihr. Sie weiß bestimmt etwas über Finnick.", lenkt Damir das Gespräch wieder auf den Spottölpel und ich werde hellhörig. Finnick? Finnick Odair?
"Sagt mir nicht, dass ihr ihn kennt?", ich habe den Sieger aus Distrikt 4 das letzte mal während der 74. Hungerspiele getroffen. Wir haben uns zwar meist nur zweckmäßig unterhalten, trotzdem würde es mich freuen zu wissen, dass er noch unter den lebenden weilt.
"Ich habe in seinem Siegerhaus sogar ein eigenes Zimmer.", lächelt Elina, bevor ihr Gesicht sofort wieder ernst wird.
"Er ist wie ein Bruder für mich und es war schrecklich, ihn wieder in die Arena gehen lassen zu müssen. Du glaubst nicht wie viel mir die Nachricht bedeutet hat, dass er es lebend hinaus geschafft hat. Ich muss wissen, ob es ihm gut geht. Ob er in Distirkt 13 ist und wir ihn dort wiedersehen."
Ich spüre, wie wichtig es Elina ist und wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich es wohl auch wissen wollen.
"Dann müssen wir uns beeilen, wenn wir ihr hinterher wollen. Ich glaube sie will gerade wieder gehen.", werfe ich ein und strecke Damir die Hand entgegen.
"Sam, du wirst Elina tragen müssen. Tiro und ich stützen Damir."
"Bin ich dir nicht zu schwer?", fragt Elina Sam, während Damir einen Arm um Tiro und den anderen um mich legt.
"Ich bitte dich.", antwortet der jedoch nur und geht in die Hocke, damit sie auf seinen Rücken klettern kann.
Als Sam sich aufgerichtet hat, geht er sofort los und unser kleiner Zug geht ihm ein klein wenig langsamer hinterher.
Wir schlängeln uns durch die langen Reihen der Verletzten und ich hoffe, dass wir es irgendwie schaffen, nie mehr in ein solches Lazarett gehen zu müssen.
Es ist einfach ein beängstigendes und bedrückendes Gefühl, von so viel Tod umgeben zu sein. Tod, der nicht Gerechtfertigt ist.
"Wir müssen uns beeilen!", rufe ich, als ich sehe, wie Katniss Haarschopf durch die Tür verschwindet. Sie wird höchstwahrscheinlich sofort wieder abfliegen.
Sam beginnt noch schneller zu laufen und ich merke, wie er uns langsam aber sicher abhängt.
"Holt uns ein!", höre ich Elina noch rufen, ehe die beiden verschwunden sind.
"Damir streng dich an. Du wolltest unbedingt aufstehen, also müssen wir uns jetzt beeilen. Sonst siehst du Finnick vielleicht gar nicht mehr.", versuche ich aus dem Verletzten die letzten Kräfte zu kitzeln und es scheint zu wirken.
Er legt einen Zahn zu.
Hinter seinem Rücken wirft Tiro mir einen anerkennenden Blick zu, welchen ich mit einem breiten grinsen quittiere. Ich kann überzeugend sein, wenn ich will.
Gerade als wir draußen angekommen sind, erklingt eine Sirene und einen Wimpernschlag später erschüttert etwas den Boden und wir knallen alle drei auf den harten Boden.
"Was....", rutscht es mir heraus, ehe ich verstehe. Bomben. Schon wieder.
Tiro hat es ebenfalls kapiert und springt auf.
"Kommt! Wir müssen hier weg.", brüllt er über das aufkommende Chaos hinweg, während Damir zum Himmel blickt.
Ein Hovercraft fliegt unglaublich nah über dem Lazarett und ich weiß, dass uns nicht viel Zeit bleibt.
"LAUFT!", brülle ich, packe Damir am Arm und zerre ihn hinter mir her.
Es ist mir egal wie viel Schmerzen er nun erleiden muss. Ich habe nicht an seinem Bett aufgepasst, damit er mir jetzt zerbombt wird.
Tiro rennt vor uns her, leicht geduckt und ich mache es ihm nach.
"Wir müssen weg von den Gebäuden. Sie könnten einstürzen.", ruft er mir zu und ich nicke, während er sich einen Weg weg vom Lazarett sucht.
Damir hinter mir atmet schwer, was mich dazu veranlasst ihn noch fester zu packen.
"Du darfst nicht schlapp machen!", rufe ich ihm zu und er nickt, mit angestrengtem Gesicht.
Eine weitere Erschütterung reißt uns erneut zu Boden.
Meine Hände schürfen auf und ein starker Schmerz fährt durch mein rechtes Knie. Mein Kopf beginnt wieder zu schmerzen, doch ich ignoriere all das.
Damir liegt dicht neben mir und hustet, doch er scheint in Ordnung zu sein. Ich suche nach Tiro, der nicht weit von uns liegt. Wieder greife ich nach Damirs Arm und krieche zu ihm hin.
Seine Augen sind geschlossen.
"Tiro?", die geschlossenen Lider beginnen zu zucken und öffnen sich schließlich. Einen Moment scheint er verwirrt, dann weiß er jedoch wieder, was geschehen ist.
Gerade als ich Damir helfe, aufzustehen entdeckt Tiro Elina und Sam, welche nicht weit von uns nebeneinander kauern.
So schnell wir können laufen wir zu den beiden und setzen uns ohne Worte neben sie, denn der Ausblick der uns geboten wird, macht keine Worte mehr nötig.
Das gesamte Lazarett steht in Flammen.
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Reva Scott 4 - Die Flucht
FanfictionEine Explosion und die Lichter gehen aus. Abrupt enden die 75. Hungerspiele und überall herrscht Chaos. Reva ergreift daraufhin die Flucht in Richtung Distrikt 13. Eine Flucht ins Ungewisse, denn sie hat keine Ahnung was auf sie warten wird, welche...