Teil 4 - 13 | Ein Plan

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Wir bleiben dort wo wir sind einfach sitzen und warten darauf, dass die Erschütterungen einfach aufhören. Niemand redet und als es endlich still wird warten wir trotzdem noch ab, bis es wirklich sicher zu sein scheint.
"Wir sollten Lucan und die Mädchen suchen.", höre ich Sams Stimme und wundere mich, dass er bereits steht.
Tiro steht sofort auf und stellt sich an seine Seite und ich erhebe mich ebenfalls.
"Ich werde auch helfen.", sage ich und sehe mich nach Elina und Damir um.
"Sollen wir euch zu Ärzten bringen oder geht es euch gut?", frage ich sie.
"Ich bin mir nicht sicher, ob noch Ärzte am Leben sind, die nach uns sehen könnten.", antwortet Elina. "Mir geht es gut, ich warte einfach dort vorne an der Hauswand."
"Ich bin auch okay. Aber an der Hauswand anlehnen klingt gut.", stimmt Damir ihr zu.
"In Ordnung. Wir beeilen uns.", lächle ich und nicke Sam und Tiro zu. Die beiden drehen sich um und geben die Richtung vor.
Bevor ich den Anschluss verpasse laufe ich ihnen nach und finde mich zwischen ihnen wieder.
"Geht's euch beiden gut?", frage ich nach einiger Zeit des Schweigens.
"Ich weiß es nicht.", seufzt Tiro als erster. "Wie oft entkommen wir noch knapp dem Tod, ehe es uns wirklich erwischt? Ich will aus diesem Distrikt heraus."
Ich nicke, weil ich verstehen kann wie es ihm geht. Doch ob es uns wo anders besser ergehen wird?
"Vielleicht wird es wirklich Zeit endlich zu gehen.", ich erinnere mich an den Moment, als ich mit ansehen musste, wie Kael starb. Ich will auch aus diesem Distrikt raus. Weg von den Erinnerungen. Weg von dem Schmerz.
"Elina und Damir werden noch nicht weit kommen.", erinnert uns Sam.
Ich blicke ihn einen Moment an. Seine Sorge gilt wohl eher Elina als Damir, doch ich unterdrücke mir das Auflachen. Es wäre einfach fehl am Platz.
"Wir werden noch ein paar Tage warten müssen. Aber dann ist Elina wieder fit. Bei Damir wird es ähnlich sein. Wenn wir in Distrikt 13 ankommen wollen müssen wir weiterziehen."
"Du hast ja recht. Aber wir sollten vorher so viel Proviant wie möglich zusammensuchen.", seufzt Sam und auch Tiro nickt. "Meint ihr wir können irgendwo Waffen auftreiben?", fragt der jüngere der beiden.
Wahrscheinlich wird der Distrikt uns nicht freiwillig Waffen überlassen, damit wir abhauen können, schießt es mir durch den Kopf. Sie brauchen sie selbst dringend, sollten erneut Angriffe verübt werden.
"Wir werden sie stehlen müssen. Ebenso wie Vorräte. Hier werden wir nichts geschenkt bekommen", spreche ich aus, was mir durch den Kopf geht.
"Daran habe ich auch gerade gedacht. Und so schrecklich es klingt, für alle Fälle sollten wir, trotz allem hier, auch Medikamente besorgen.", seufzt Sam, ehe er mich anblickt. "Wie gut bist du im Umgang mit einer Schusswaffe?"
"Ich habe die meisten Friedenswächter-Jungspunte die überall ausgesandt werden ausgebildet. Ich kann wahrscheinlich besser schießen als du.", grinse ich herausfordernd und blicke ihm fest in die Augen. Ich weiß was Elina an ihm gefällt. Sam sieht gut aus, ist trainiert und strahlt Autorität aus. Gleichzeitig hat er eine unglaublich weiche Seite an sich und will alles, was schwächer und hilfloser ist als er selbst, beschützen. Doch nicht mich. Ich weiß mich selbst zu wehren und dessen ist er sich mit Sicherheit auch bewusst.
"Dann freut es dich vielleicht zu hören dass ich womöglich weiß, wo wir solche Waffen auftreiben können.", grinst er zurück, ehe er zu Tiro schielt. "Kannst du alle Lebensmittel horten die du findest?"
"Sicher.", antwortet Tiro sofort.
"Sehr gut. Dann suchen wir jetzt Lucan und die Mädchen und legen dann sofort los alles zu beschaffen."
Ich nicke und bin froh, dass wir einen Plan haben. Trotzdem bin ich skeptisch. Außer Sam und mir kann mit Sicherheit niemand schießen und das sind wahrscheinlich die Einzigen richtigen Waffen, die wir finden können. Messer oder gar Schwerter werden sie wohl kaum gegen Friedenswächter irgendwo horten.
Wir gehen weiter in Richtung der Ruine, die einmal Bjons Haus war, um möglicherweise dort Kila und die anderen ausfindig zu machen.
Eine Stunde später haben wir Kila und Lucan gefunden. Sie helfen gerade dabei ein älteres Ehepaar zu bergen, welches in ihrem Keller eingeschlossen ist.
"Da sind Kila und Lucan!", rufe ich und Tiro läuft sofort los. Seine Erleichterung ist deutlich zu spüren. Sie sind seine Familie.
"Ich sehe Elise nicht.", murmelt Sam plötzlich neben mir.
Sam hat recht, nur von Elise fehlt jede Spur.
Ich drehe mich langsam auf der Stelle, um das junge Mädchen irgendwie zu finden. Doch ihr dunkelroter Haarschopf taucht nirgendwo in meinem Blickfeld auf.
"Sie könnte überall sein. Sie ist ziemlich labil.", antworte ich mit besorgter Stimme und drehe mich noch einmal um mich selbst.
Sam wendet sich nach rechts und in stiller Einvernehmung gehe ich nach links. Die Gebäude, die beinahe alle völlig zerstört sind, bieten viel Platz und Raum, um sich zu verstecken. Elise könnte tatsächlich überall sein.
Einige Zeit wandere ich ziellos umher, doch dann komme ich in eine Sackgasse. Gerade will ich mich abwenden, als ich aus den Augenwinkeln etwas sehen kann.
Ruhig und so geräuschlos wie es mir möglich ist nähere ich mich der dunklen Gestalt. Beim näherkommen erkenne ich sie: Elise.
"Elise.", flüstere ich.
Sie lehnt sich gegen die Wand und hat ihre Arme um die angezogenen Knie geschlungen. Sie zittert am ganzen Körper und scheint völlig neben sich zu stehen. Sie nimmt mich nicht wahr, das bemerke ich sofort.
Ich setze mich behutsam neben sie und lege ihr einen Arm um die Schultern. Ganz langsam lässt sie ihren Kopf auf meine Schulter sinken und scheint sich zu entspannen.
Wortlos sitzen wir da, bis ihr Zittern weniger wird und ich es wage sie anzusprechen.
"Elise. Bist du verletzt?", ich versuche leise zu sprechen, um sie nicht zu erschrecken. Langsam schüttelt sie den Kopf.
"Kannst du denn aufstehen?", ich warte einen Moment doch sie antwortet nicht. Also schiebe ich sie etwas von mir und sehe ihr in die Augen. Langsam nickt sie.
Ich stehe auf und strecke ihr die Hand hin, sie ergreift sie und ich ziehe sie nach oben.
Langsam und schweigend gehen wir aus der Nische heraus.
Sam und Trio kommen uns entgegen. Ihre Blicke verraten mir, dass sie uns wohl schon vermisst haben.
Doch als sie uns sehen und meinen warnenden Blick auffangen sparen sie sich ihre Worte und begleiten uns schweigend. Bei Lucan und Kila angekommen, schließen die beiden das Mädchen in ihre Arme und reden leise auf sie ein.
"Jetzt können wir Waffen besorgen gehen.", lächle ich Sam an.

", lächle ich Sam an

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