Habe gerade "Please Mr. Gravedigger" von David Bowie gehört und hatte deswegen die Idee mit dem Gewitter...
Der Donner dröhnte bedrohlich über den Hügeln und dunkle tief hängende Wolken hingen am Himmel. Sahen aus, als würden sie gleich platzen, so viel Wasser trugen sie in sich. Ihr Schatten legte sich über das Land und ließ den Wald, der bis vor ein paar Minuten noch hell und friedlich war, düster, kalt und gefährlich erscheinen.
Ich sah besorgt durch die Blätter der Bäume gegen Himmel. Hätte ich doch bloß mehr darauf geachtet, wie sich das Wetter entwickelte. Schnellen Schrittes lief ich über den schmalen Waldweg, betend, dass die Wolken noch eine Weile einhalten würden und sich nicht über mir ergießen würden. So wie alles andere sich über mir ergoss und mir keine Luft mehr zum Atmen ließ, wie die schwüle drückende Luft gerade, die mir nicht genug Sauerstoff gab und meine Lungen zusammenpresste.
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Ich atmete schnell und lief hastig, getrieben von dem Grollen des anziehendem Gewitters. Ein einzelner Wassertropfen fand seinen Weg durch das Blätterdach auf mein Gesicht und vermischte sich mit den salzigen Tränen auf meiner Wange. Das war genau das, was mir noch gefehlt hatte. Ich hatte eine riesengroße Angst vor Gewittern. Sie waren so laut und unaufhaltsam. Eine starke Macht, die ich nicht aufhalten konnte.
Ein Regentropfen nach dem anderen fiel auf mich hinab. In meinem Wahn fürchtete ich, sie würden mich ertrinken lassen. Ich rannte los.
Es schüttete wie aus Eimern. Irgendwer da oben musste einen großen Hass rauslassen, denn ich sah, wie sich die Wolken in Form von Blitzen entluden und den Himmel zum Leuchten brachten. Es war unheimlich. Diese unterschwellige Ladung in der Luft brachte mein Herz zum Rasen.
Mit gesenktem Kopf rannte ich weiter. Der Boden begann langsam matschig und rutschig zu werden und meine Chucks waren nicht wirklich das beste Schuhwerk für diese Situation. Schon nach ein paar Metern fraß sich die nasse Kälte durch meine Socken durch. Mir war nicht kalt, aber wegen dem Regen auch nicht warm. Ich wollte einfach nur ins Trockene.
Dann sah ich die Wurzel, es war aber zu spät auszuweichen. Ich knickte um und fiel auf die Erde. "Fuck", schrie ich gegen den Donner an. Was sollte das? Ich hasste mein Leben. Ich blieb ein paar Sekunden liegen und dachte sogar darüber nach einfach im Dreck liegen zu bleiben, dort wo ich hingehörte. Doch egal, wie scheiße gerade alles war, wie dumm gerade alles lief, wie falsch alles war, ich rappelte mich auf.
Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen Knöchel. Ich musste fast schon wieder lachen, wegen der Ironie in diesem Moment, als würde mir jemand auf die Nase reiben wollen, wie dumm ich doch war. "Ha Ha.", sagte ich trocken und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. Die Tränen waren mit dem Regen weggewaschen worden, doch jetzt stiegen sie mir wieder in die Augen und meine Sicht war verschwommen.
Der kleine Weg endete und mündete auf eine asphaltierte Straße. Ich war jedoch hier her gelaufen. Was sollte ich nur machen. Mit dem Schmerz in meinem Knöchel konnte ich umgehen. Ich kannte stärkere Schmerzen. Aber ich hatte solche Angst vor dem Gewitter und war etwas überfordert.
Was war aus meinem Rückzugsort dem Wald geworden? Er war auf einmal mein Feind, vor dem ich davon lief.
Ich sah mich um und setzte mich einfach auf eine Bank, die ich am Rand des Weges entdeckte. Ich war durchnässt bis auf die Haut und hoffnungslos. Sollte mich doch ein Blitz erschlagen. Das wäre wahrscheinlich das Beste. Ich saß einfach nur da und hoffte nun auf einen Blitz, der mich erlösen würde. Das Gewitter kannte kein Erbarmen.
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Wie ein Engel stand auf einmal ein Junge neben mir. Er hatte pinke Haare und ein buntes Tattoo, dass seinen ganzen Arm überzog. Er trug nur ein T-Shirt, dass genauso wie ich pitschnass war und ihm eng am Körper lag. Er stand einfach neben mir und ich hatte keine Ahnung, wo er herkam, denn ich hatte nicht mitbekommen, wie er näher kam.
"Hi", sprach er mich mit lauter Stimme an, um den Regen zu übertönen. "Das kommt jetzt vielleicht ein bisschen komisch... aber willst du mit mir kommen? Ich habe mein Auto nicht weit weg von hier stehen... Ich dachte nur... Naja, du bist ziemlich nass und alleine draußen bei einem Gewitter ist vielleicht nicht wirklich das beste..." Er legte seinen Kopf ein bisschen schief und lächelte mich offen an.
Ich hörte nicht, ob er noch etwas sagte. Ich sah ihn nicht einmal richtig an, oder fragte mich, ob er ein Mann war, dem man vertrauen konnte, oder irgendein perverser oder so. Ich stand einfach auf und nickte niedergeschlagen. Alles war besser als weiterhin hier sitzen zu bleiben, auch wenn es das war, was mir mein Hirn sagte. Im Nachhinein war das vielleicht das beste, was ich hätte tun können. Also folgte ich dem Fremden und tatsächlich stand da ein Auto, vielleicht fünfzig Meter weiter um die Kurve.
Er schloss auf und hielt mir die Tür auf, bevor er um das Auto sprintete und selbst hinein sprang. Als die Türen geschlossen waren und der Donner und der Regen ausgesperrt, sodass sie mir nichts mehr antun konnten, umhüllte mich eine tiefsitzende Ruhe und Erschöpfung.
"Achja, hey, ich bin Josh", hörte ich den Typen sagen. "Nur, dass du nicht sagen kannst, du seist mit einem Fremden ins Auto gestiegen."
Ich sah ihn zum ersten Mal so richtig ins Gesicht. Ihm schien die Nässe gar nichts auszumachen. Seine bunten Haare klebten an seinem Kopf und er fuhr mit der Hand durch sie und machte sie so nur noch mehr durcheinander. Ein paar Strähnen standen nun senkrecht in die Höhe. Er hatte wieder ein Lächeln auf den Lippen. Sein Körper strahlte eine Wärme und Vertrauen aus, sodass ich mich direkt wohlfühlte.
Ich beschloss, er war kein Vergewaltiger, also stellte auch ich mich vor und er startete den Motor. Der Regen hatte immer noch nicht nachgelassen und peitschte gegen die Windschutzscheibe, als wir den Schutz der Bäume verließen.
"Ist dir kalt?", fragte Josh und sah mich mit sorgenvollem Blick an. Ich merkte erst jetzt, dass mein Atem stoßweise ging und meine Hände zitterten. Ich nickte zaghaft und er griff nach hinten auf die Hinterbank und gab mir eine trockene Jacke. Zögerlich griff ich danach und kuschelte mich in sie ein. Sie roch gut.
Der Regen ließ nicht nach, doch ich war in Sicherheit. Bei einem Fremden im Auto. Mein Herz schlug wieder schneller und Leben kehrte in meine Hände zurück.
Soooo. Das war der zweite Teil. Bin zufrieden. Auch, wenn er hätte länger sein können. But who cares? |-/