SITZUNG E I N S
„Hallo Nick...",die junge Dame steht von ihrem dunkel grünem Sessel auf und reicht dem großem Jungen die Hand. Er sieht der jungen Dame in die Augen. In seinen liegt so viel Verletzlichkeit. Mehr als es eigentlich sollte. Er hat schon vieles mit seinen siebzehn Jahren durchgemacht.
Nick nickt nur nimmt ihre Hand und schüttelt sie. Seine Augen verraten, dass er gedanklich wo anders ist. Er setzt sich in den Sessel hinter sich. Und auch die junge Dame setzt sich wieder.
„Also Nick. Dein Vater hat mir schon alles erklärt. Ich weiß Bescheid was ihr in den vergangenen Monaten alles durch gemacht habt. Ich weiß, dass es für euch nicht leicht war und es immer noch an euch nagt. Und deshalb möchte ich dir helfen, Nick."
Der Junge schluckt. Er ist sich unsicher, was die junge Dame merkt. Auf ihrem Tisch steht ein Schild. »Dr. Hannah Fritscher«. So ist ihr Name.
Sie legt ihr rechtes Bein über das linke. Mit ihren Händen nimmt sie ihr Knie. Ihr Rücken ist gerade. „Wie fühlst du dich gerade, Nick?"
Sein Herz rast. »Alles wird gut...das verspreche ich dir...«, hat er zu ihr gesagt. Doch nichts ist besser geworden. Er hat sein Versprechen nicht gehalten! Ein Bild kommt ihm in den Kopf. Sie lag dort auf dem Boden. Ihre Wade blutete. Ihre Augen blickten ihn direkt an. Was er gesehen hatte, tat ihm in der Seele weh. Er hatte ihre Hoffnung zerrstört. Dann hatte man ihm in den Bauch getreten. In ihm hatte sich alles für einen kurzen Moment gedreht. Dann lag er neben ihr. Hatte nach ihrer Hand gegriffen und wollte sie nie wieder los lassen.
„Nick, wie geht es dir?", wiederholt sich Dr. Fritscher.
Seine Hände zittern. Sein Gesicht ist blass geworden und kleine Schweißperlen haben sich auf seiner Stirn gebildet. Unruhig geht sein Knie auf und ab. Als er merkt, dass er gedanklich abgeschweift ist. Wischt er sich schnell mit dem Handrücke über die Stirn. Strafft die Schultern. „Mir geht es gut..."
„Nein Nick, dir geht es nicht gut! Was hast du eben gedacht?"
„Ich...ich" ,er wendet seinen Blick von ihr ab und schaut an die Wand, „ich kann das nicht..."
„Doch, Nick. Du kannst! Und du musst dich mir öffnen. Du musst mir sagen, was dich bedrückt. Ansonsten kann ich dir nicht helfen. Nick, wenn du mit keinem sprichst, wird dich das was dich bedrückt irgendwann erdrücken."
Sein Blick wandert zu der großen Wanduhr. Er ist erst fünf Minuten in diesem Raum und möchte am liebsten einfach raus rennen. Und nie wieder kommen.
„Ok...wie war dein erster Tag hier an der Schule, Nick?"
„Ganz okay."
„Erzähl mir mehr. Wie ist deine Klasse? Hast du schon Freunde gefunden?"
„Meine Klasse wird nie meine alte Klasse ersetzten können. Diese Schule wird nie meine alte Schule ersetzten können. Dieses Leben, wird nie mein altes ersetzten können!"
„Das soll es auch gar nicht..."
„Jaja...ich weiß kompletter Neuanfang! Eine zweite Chance um das Leben besser zu machen! Wie oft habe ich den Scheiß schon gehört! Aber wissen Sie was? Ich war mit meinem altem Leben zufrieden...",er ist beim Reden lauter und aufgebrachter geworden.
Dr. Fritscher nickt. Ihr Gesichtsausdruck ist mitfühlend. Sie versucht sich in ihn hineinzuversetzen. Er ist ein siebzehn jähriger Junge, der viel durchgemacht hat in den letzten Monaten. Ein Junge, dessen Eltern sich getrennt haben. Sein älterer Bruder gestorben ist. Und seine Schwester entführt wurde. Ein Junge, dessen Haus abgebrannt ist. Ein Junge, der versucht das alles zu verarbeiten.
„Nick, redest du viel mit deiner Familie?",fragt sie ohne auf seinen kleinen Zusammenbruch einzugehen.
Er schweigt und schüttelt den Kopf. „Mein Vater arbeitet die meiste Zeit. Michelle zieht sich auf ihr Zimmer zurück. Und Alex und Jackson reden ab und zu mal, aber die größte Zeit spielen sie etwas an der PS4."
„Und du Nick? Was machst du?"
Er zuckt mit den Schultern. „Musik hören und Gitarre spielen."
„Hilft dir das Gitarre spielen?"
„Ja, schon."
„Möchtest du mir etwas vorspielen? Ich habe hier sogar eine Gitarre da..."
„Ich weiß nicht, ich habe noch vor niemandem gespielt..."
Sie lächelt und sieht ihm in das verlegene Gesicht. „Ich selbst spiele keine Gitarre, also von daher kannst du nicht schlechter als ich sein"
Dr. Fritscher steht auf und holt die Gitarre. Dann reicht sie ihm das Musikinstrument. Er nimmt es ihr ab. Er blendet sie aus und beginnt wie zuhause auch sein eigen geschriebenes Werk zu spielen. Seine Finger gleiten über die Seite. Die Melodie erklingt und erfüllt den Raum mit Klang.
»Did you see the end
When the fog obscured your view
Did you see the start
When you turn around and look back
Did you feel the pain
it's all that remained
My hope is gone
And they will never come back
Give me the grip that I need
but you're kilometers away.«
Er hört auf zu singen und zu spielen und legte die Gitarre weg. Dr. Fritscher kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie weiß nun, wie sie Nick helfen kann. Musik kann eine mögliche Hoffnung für ihn sein.
„Hättest du nicht Lust in die Schulband einzutreten. Einen guten Gitarristen kann man doch immer gebrauchen."
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Vierlinge Survival (2)
Teen Fiction!!komplette Geschichte wird überarbeitet. Dies wird nicht der zweite Teil der Vierlinge bleiben!! Michelle Schmitz hat die Hoffnung aufgegeben, dass sie das Vergangene ignorieren kann und einfach neu Starten kann. Sie und ihrer drei Brüder versuche...