KAPITEL F Ü N F Z E H N
Auch wenn ich mein Zimmer nicht verlassen wollte, jetzt sitze ich hier im Auto des Beamten des Jugendamtes. Meine Geschwister haben mich richtig in das Auto zerren müssen. Für Herr Smith mag das kindisch rüberkommen. Aber ich habe somit alles verloren. Wieso sollte es sich noch lohnen weiter zu kämpfen? Wieso, wenn eh alles schief läuft? Ich will nicht die Kontrolle über alles verlieren. Doch das habe ich bereits. Selbst meinen Körper teile ich momentan mit einem Baby. Bei der Vorstellung wird mir ganz schlecht.
Und seitdem ich hier in diesem Auto sitze habe ich alles aufgegeben. Ich habe mich aufgegeben. Ich habe den Kampf aufgegeben. Ich habe meine Familie aufgegeben. Ich habe die Hoffnung aufgegeben.
Der Wagen stoppt. Herr Smith schaut zu mir nach hinten. Ich sitze rechts, Nick in der Mitte und Alex links. Jackson sitzt vorne. „So meine Liebe. Das hier ist das Mädchen-Waisenhaus der Stadt." Ich starre es an. Mein neues Zuhause also. Ein großes Haus, was noch recht modern aussieht. „Sie haben es erst vor ein paar Wochen Saniert." Ich öffne die Tür. Mir steigen Tränen in die Augen. Ich kann das nicht. Ich blinzle ein paar Male und hole meinen Koffer aus dem Kofferraum. Dann sehe ich zu Herr Smith. Ich habe ein flaues Gefühl in der Magengegend. Alles was ich weiß ist, dass ich mich tierisch unwohl fühle. Der Anzug Smith steckt seinen Kopf in den Wagen. Kurz darauf öffnet sich die linke Tür und Alex steigt aus. Er scheint sich genauso unwohl zu fühlen wie ich.
Herr Smith geht mit großen Schritten auf das Haus zu. Ich trotte ihm hinterher. Alex hält etwas Abstand zu mir. „Ich würde am liebsten einfach abhauen." Trotzdass er gemurmelt hat, habe ich verstanden was er gesagt hat. „Ich habe den Kampf längst aufgegeben!" Ich schaue Alex an, dieser hebt entsetzt seinen Kopf. In seinen Augen spiegelt sich Entsetzen.
„Hallo Micheal." Eine große dürre Frau mit Glatze hat die Tür geöffnet und schüttelt jetzt Herrn Smiths Hand. „Und du musst Michelle Fritscher sein. Schön, dass du zu uns stößt." Ich zwinge mir ein Lächeln auf. „Und du bist bestimmt ihr Bruder, richtig? Zwillinge, richtig?" Wie ich diese Frage satt habe.
„Äh, nein. Im Auto sitzen noch zwei. Sie sind Vierlinge." Herr Smith hat uns das reden abgenommen. Wofür ich ihm ausnahmsweise mal dankbar bin. „Ach wie schön. Na dann. Kommt doch bitte mal rein." Sie tritt von der Tür weg und lässt uns eintreten. Es ist alles sehr offen gehalten. Die Wände sind weiß und werden von haufenweise Bildern geziert. Wenn man hineingeht und geradeaus weiter geht, kommt man zu offenen Küche, die modern gehalten ist. Davor gibt es eine kleine Einkerbung wo der große Tisch steht. Auf den Fensterbänken stehen viele verschiedene Pflanzen. Auf der rechten Seite, wenn man reinkommt ist das offene Wohnzimmer. Es wird nur durch die große Treppe die nach oben führt, zur Küche hin getrennt. Das Wohnzimmer jedoch ist eine Stufe weiter unten. Es ist riesig. Hat einen großen Flachbildfernseher und zwei große Couchen. In der Mitte steht ein Glastisch. An den Wänden stehen vereinzelnd Regale und Kommoden. Der gesamte untere Bereich ist ein offener Raum der durch halb Wände, besser gesagt der Treppe getrennt wird. Alles ist mit großen Fenstern gut durch lichtet. Von der Tür aus kann man durch die Glastür schauen, die direkt neben der Treppe und der ersten Couch ist. Man sieht einen großen gepflegten Garten und einen eingebauten Pool, wo die meisten Mädchen sich aufhalten. Nur zwei sind in der Küche und machen den ganzen Boden nass, weil sie ebenfalls im Pool waren.
„Wir sind wirklich froh, dass wir endlich ein gescheites Haus haben. Wir haben einige großzügige Spender gehabt. Sie haben es ermöglicht, dass die Mädchen sich nun auch wirklich wohl hier fühlen können. Und mittlerweile komm ich mir eher wie im Urlaub vor, wie auf der Arbeit." Sie lacht.
Wir laufen die Treppe hoch. Auch oben ist es modern und groß. Es ist ein Rundgang, der um die Treppe führt. Von dem Flur gehen zehn Türen ab.
„Wir haben hier Platz für achtzehn Mädchen. Du kannst froh sein. Es ist gerade erst ein Platz wieder frei geworden. Alle andern müssen auf die Nachbarstädte aufgeteilt werden. Es hätte also sein könne, dass du auf eine andere Schule hättest gehen müssen." Sie geht links den Rundgang entlang. Über der Treppe ist ein großes Fenster angebracht und erhellt somit den Flur. Ein Fenster in der Decke. Das ist bestimmt auch sehr einfach sauber zu machen. Besonders, weil es direkt über der Treppe ist.
„Die Mädels werden sich bestimmt nachher selbst noch einmal vorstellen. Deshalb nerve ich dich nicht weiter mit Namen die du dir mit Sicherheit, jetzt sowieso nicht merken kannst. Deine Zimmerpartnerin heißt Mona. Ihr habt dieses Zimmer. In diesem-also direkt neben euch-schlafe ich normalerweise." Sie deutet auf die Zimmertüren. Dann öffnet sie die Tür zu meinem neuem Zimmer. Es stehen zwei Betten an beiden gegenüberliegenden Wänden. Es gibt zwei Kommoden und einen großen Schrank. Der Boden ist ein Teppichboden. Und es erinnert mich eher an ein Hotel. Mein Bett ist jedoch nicht bezogen.
„Okay, dann räum vielleicht erst einmal deine Sachen aus. Ich erkläre dir dann später die Regeln, die wir hier im Haus alle befolgen, damit hier kein völliges Chaos entsteht." Sie lächelt mich an, dann verlässt sie den Raum. „Okay, Alex, deine Brüder warten. Wir sollten vielleicht weiterfahren." Alex sieht mich an. Dann kommt er auf mich zu und zieht mich kurz in eine Umarmung. „Wir finden einen Weg! Aber gib nicht jetzt schon auf!",murmelt er mir in mein Ohr. Er drückt mich fester und lässt mich dann los. Die Zwei verlassen das Zimmer. Alex dreht sich nicht noch einmal um. Ich weiß, dass ihm das schwer fällt. Er hat ein schlechtes Gewissen, weil die drei zusammen sind und ich alleine. Und plötzlich spüre ich wie alleine ich wirklich bin. Ich habe niemanden mehr. Ich kenne hier niemanden. Was ist wenn das hier alles Zicken sind? Oder ich keinen Anschluss an sie finde? Obwohl will ich das? Ich glaube eher nicht. Eigentlich will ich nur meine Ruhe.
Ich wende mich von der Tür ab und knie mich vor meinen Koffer. Lasse die Schultern hängen und beginne zu weinen. Ich habe niemanden! Ich bin alleine. Alleine mit einem heranwachsendem Baby in mir. Ich habe keine Ahnung wie weit die Jungs von hier weg wohnen. Ich habe keine Ahnung wie weit die Schule weg ist. Alles was ich weiß, dass ich mich unglaublich einsam und verlassen fühle. Verloren irgendwie. Hilflos. Schwach. Machtlos. Alles Wörter die meine Lage perfekt beschreiben.
„Hey", eine fröhliche Mädchenstimme erklingt. „Oh..." Ich höre Schritte näherkommen, doch ich blicke nicht auf. Kann sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Sie kniet sich neben mich und legt ihre Hand auf meine Schulter. Als würden wir uns schon Ewigkeiten kennen. Dabei kenne ich nur ihren Namen. Mona. Ich sehe sie an. Blinzle ein paar Male. Wische mir mit meinem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und straffe meine Schulter. Ich hasse es, wenn mich Leute schwach sehen. Was in letzter Zeit viel zu oft vorkommt.
Sie lächelt mich an. Sie trägt eine Sonnenbrille in ihren roten Haaren. Sie hat um die Stupsnase viele Sommersprossen und kristallblaue Augen. Sie trägt Perlenohrringe. Ihre Zähne sind weiß. Und ihre Figur sieht sportlich aus. Ihre aufrechte Haltung lässt sie selbstbewusst wirken. „Hey! Ich bin Mona."
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Vierlinge Survival (2)
Novela Juvenil!!komplette Geschichte wird überarbeitet. Dies wird nicht der zweite Teil der Vierlinge bleiben!! Michelle Schmitz hat die Hoffnung aufgegeben, dass sie das Vergangene ignorieren kann und einfach neu Starten kann. Sie und ihrer drei Brüder versuche...