KAPITEL Z W A N Z I G
Alles was einem am Ende bleibt, sind die Erinnerungen.
Es ist jetzt eine Woche her, dass der Unfall passiert ist. Heute werde ich entlassen. Sie können nichts mehr für mich tun. Die restlichen Heilungen muss mein Körper selbst bewältigen. Meine Stimme habe ich bis jetzt noch nicht wieder gefunden. So sehr ich mich auch bemühe einen Ton hinaus zu bekommen, es klappt einfach nicht. Vor ein paar Wochen habe ich noch geschwiegen, weil ich es wollte. Weil ich mit niemandem reden wollte. Denn ich wollte nicht mehr abgewiesen werden.
Aber jetzt bekomme ich keinen Ton mehr hinaus auch wenn ich es noch so sehr will. Ich möchte ihnen sagen, was mit mir los ist. Doch ich kann nicht. Ich fühle mich irgendwie hilflos.
Die Ärzte haben gemeint, dass ich noch einmal Glück gehabt habe. Sie habe mit deutlich schlimmeren Folgen gerechnet. Sie meinen, dass ich froh sein soll, dass es nur meine Stimme wäre, die ich verloren habe. Sie meinen, dass es deutlich schlimmer hätte kommen können. Aber für mich ist der Verlust meiner Stimme schon schlimm genug. Auch wenn die Ärzte meinten, dass immer noch eine Möglichkeit bestehe meine Stimme mit der Zeit wieder zu finden. Ich bin da anderer Meinung. Es fühlt sich so an, als hätte ich sie für immer verloren.
Und nun sitze ich hier in dem Zimmer, welches ich mein Zuhause nennen soll. Alex liegt auf meinem Bett und ich sitze an der Kante. Jackson und Nick lehnen sich an der Wand an. Ich starre ein Loch in den Boden.
Alex habe sie schon früher entlassen. Seine Verletzungen waren nicht so schlimm. Der Verkehrsunfall an sich, war angeblich kein schlimmer gewesen. Die Polizei meinte, es hätte deutlich schlimmer kommen können. Sam geht es so weit auch wieder ganz gut. Ihre linke Hand ist verstaucht, mehr aber auch nicht. Jedoch muss sie eine ordentliche Strafe zahlen, weil wir einen zu viel in ihrem Auto mitgenommen haben.
„Vielleicht sollten wir die Betreuer einweihen...", murmelt Jackson. Ich sehe auf. Wir alle drei sehen ihn an. Er zuckt mit den Schultern. „Ich glaube es würde alles etwas leichter machen." „Nein! Wir sagen es niemandem! Verstanden?! Niemanden. Ich will nicht riskieren, dass wir ein zweites Mal umziehen müssen!" „Als ob, die Zwei Anhänger Mondegos oder Del Rios sind!" „Es heißt nicht, dass sie es sein müssen. Aber ganz schnell haben auch die sich versprochen. Und ganz schnell hört es ein Anhänger! Ich will es nicht riskieren."
Ich lege mich in mein Bett auf die Kante, da Alex sich ganz schön breit macht. Ich ziehe die Beine an. Ziehe die Schultern an. Verschränke die Arme. Starre ins Leere. In meinen Augen bilden sich Tränen. Ich kämpfe gegen sie an. Nicht schon wieder werde ich weinen! Ich hasse es besonders vor anderen Leuten zu weinen. Auch wenn es meine Geschwister sind. Sie haben mich so oft schon weinen gesehen. Irgendwann muss es auch einmal aufhören. Ich schließe die Augen.
Mona hat großzügiger Weise sofort das Zimmer verlassen, als wir hier ankamen.
„Alles okay, Michelle?" Ich nicke. Kneife die Augen fester zusammen. Nein, ich werde nicht weinen. Nicht jetzt! Ich habe begonnen zu zittern. „So siehst du aber nicht aus. Was ist los?" Sprech nicht mit mir! Antworten kann ich dir eh nicht. Es ist so frustrierend. Alex legt seine Hand auf meinen Oberarm. Ich stehe auf. Gehe aus dem Zimmer und gehe auf die Toilette und schließe mich dort ein. Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Warum hat das ganze kein Ende? Bin ich selbst daran schuld? Was muss ich ändern um endlich wieder normal leben zu können? Muss ich abtreiben um mein Leben in den Griff zu bekommen? Noch habe ich Zeit. Noch Sechs Wochen. Danach darf man nicht mehr abtreiben. Ich hab keine Ahnung, ob ich das kann. Dieses Kind hat doch auf eine Chance darauf verdient zu leben. Aber auf der anderen Seite ist es für das Kind doch auch keine schöne Situation. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen würde, wenn ich wüsste, dass ich durch eine Vergewaltigung entstanden bin.
Ich lehne mich an der Wand an und rutsche an ihr hinab. Ziehe meine Beine an und fange an zu weinen. Leise. So dass es keiner mitbekommt. Ich will stärker werden. Nicht mehr dieses schwache Mädchen sein. Ich hasse es mich so machtlos zu fühlen. Doch seit sechs Wochen fühle ich mich schon so. Jeden Tag aufs neue.
Es klopft an der Tür. „Hey, alles okay?" Jackson. Was soll diese Frage? Er weiß doch, dass ich nicht antworten kann. Ich weine immer noch. Mir entweicht ein Schluchzen. „Mach die Tür auf, Michelle!" Nicht mal im Traum würde ich daran denken. Wieso können sie mir nicht auch mal Freiraum lassen? Wieso sind sie nicht einfach zu sich ins Waisenhaus gegangen? Vielleicht brauche ich auch einfach mal Zeit für mich.
„Mach die Tür auf!", widerholt er sich. Diesmal aber noch strenger. Doch alles was ich mache ist im in die Ecke zu setzen, mit angezogenen Bein, und zu weinen. „Ich zähle jetzt bis drei. Und wenn du sie dann nicht auf machst, dann trete ich die Tür ein." Stumm bleibe ich sitzen. „Eins." Keine Reaktion von meiner Seite aus. „Zwei." Soll er diese scheiß Türe doch eintreten. Mir auch egal. „Drei!" Es ist kurz ruhig, dann kracht es und die Tür gibt nach. Nun steht er da und sieht mich an. Hinter ihm steht Mona. Und hinter ihr scheint sich der ganze Rest zu versammeln. Lasst mich doch einfach alle in Ruhe!
Jackson kommt auf mich zu, ignoriert völlig, dass hinter ihm die Mädchen angaffen. Er kniet sich vor mich. Sieht mich aus seinen grünen Augen an. Ich schließe die Augen. „Das wird schon wieder. Denk mal positiv! Und hör auf zu weinen", meint er mit aufmunternder Stimme. Und ich glaube ihm die Worte aus seinem Mund nicht. Er glaubt doch selbst nicht daran. Doch ich nicke. Sie sollen aufhören sich solche Gedanken zu machen.
Mir schwirren so viele Gedanken durch den Kopf. Ich brauche etwas Zeit um das alles zu verarbeiten. Ich bin völlig überfordert.
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Vierlinge Survival (2)
أدب المراهقين!!komplette Geschichte wird überarbeitet. Dies wird nicht der zweite Teil der Vierlinge bleiben!! Michelle Schmitz hat die Hoffnung aufgegeben, dass sie das Vergangene ignorieren kann und einfach neu Starten kann. Sie und ihrer drei Brüder versuche...